Herr Puntila und sein Knecht Matti   

erstellt am
22. 07. 08

Witziges, rasantes und gesellschaftskritisches Schauspielertheater von Bertolt Brecht – Premiere in Telfs
Telfs (volksschauspiele) - Der reiche Gutsbesitzer PUNTILA ist ein großherziger Mann, der sogar Käfer von der Straße trägt, um sie nicht zu überfahren, und sich am liebsten mit allen Lebewesen vereinigen möchte - besonders mit den weiblichen - wenn er besoffen ist. Allerdings leidet er quartalsmäßig unter Anfällen "totaler, sinnloser Nüchternheit". Und die machen ihn völlig hemmungslos und zurechnungsfähig - und "ein zurechnungsfähiger Mensch ist ein Mensch, dem man alles zutrauen kann" und der "bereit ist, über seine eigene Leiche zu gehen". Und das kommt daher, dass er nur noch die Hälfte sieht von der ganzen Welt, zum Beispiel statt zwei Gabeln nur noch eine!

Dieser poetische, aber ein wenig monströse Herr hat einen Chauffeur - MATTI mit Namen. Der ist ihm zwar intellektuell überlegen, aber untergeben - und da kommt es mitunter zu delikaten Situationen, die nur noch eine Logik zu meistern vermag, die gewohnte Grenzen überschreitet.

Mit dem Januskopf PUNTILA und seinem lebensklugen Chauffeur MATTI hat Brecht zwei Prototypen geschaffen, deren geistige Großväter noch unverkennbar in ihren Genen wesen - nämlich Chaplins "Lichter der Großstadt" und Haseks "Schwejk".

Bleiben die brennenden Fragen:
Sind Wirtschaft und Menschlichkeit an sich unvereinbar?
Ist Kapitalismus nur im Suff zu ertragen?
Aber solange wir lachen können…….


Bertolt Brecht - der Universalist

Als kritischer Realist geriet er zwischen fast alle politischen Fronten, wurde einmal um die halbe Welt gejagt, schätzte die Kunst des Lebens wie kein anderer - und schrieb doch in kurzer Zeit ein gewaltiges Werk.

Brecht verfasste 48 abendfüllende Dramen- im Vergleich dazu brachte Shakespeare es auf 37 - dazu 50 Fragmente, von denen sich mindestens zehn als aufführbar erwiesen haben, drei Romane, 200 Erzählungen, und 2300 bekannte Gedichte und Lieder. Seine theoretischen Schriften füllen sechs umfangreiche Bände und zeichnen sich durch ein breites Spektrum an Themen aus: Theater, Literatur, Zeitgeschehen, Philosophie, Geschichte, Naturwissenschaften und Umweltverschmutzung (auch die!).

Die meisten theoretischen Überlegungen Brechts jedoch galten den praktischen Arbeiten und waren nicht zur Veröffentlichung bestimmt.

In allen Gattungen zeichnet sich Brecht dadurch aus, dass er es schaffte, Inhalte in passende Form zu bringen.

Die Komödie "Herr Puntila und sein Knecht Matti" entstand 1940 in Finnland auf Gut Marlebäck, dessen Besitzerin die finnische Schriftstellerin Hella Woulijoki war. Brecht bearbeitete ihre Komödie " Die Sägemehlprinzessin" bis zur Unkenntlichkeit. Woulijoki jedenfalls war erst sehr erstaunt, als sie den Brecht`schen Text las, sollte der doch bei einem Preisausschreiben unter beider Namen eingereicht werden. Daraus wurde dann aber nichts.

An ihren Jugendfreund, den Bischof Johannes Scheuning, schrieb die Dichterin am 13.12.1948 in einem Brief: "Das Stück, das ich 1940 zusammen mit Bert Brecht geschrieben habe, ist mein letztes. Ich bin keine besonders proletärische Dichterin geworden. Der Brecht hat eine ziemlich zahme bourgeoise Komödie ein wenig proletärisiert und mit großem Erfolge."

Brecht wertete das fremde Material um und schuf aus einem harmlosen Schwank eine Parabel von Herrschaft und Knechtschaft. Er beabsichtigte das Volksstück als moderne, nicht- romantische und nicht- simplifizierte Gattung mit Hilfe der Revue neu zu begründen.

Herr Puntila und sein Knecht Matti gehört heute zu Brechts meistgespielten Stücken, es wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und ist bis in die entferntesten Gegenden der Welt gedrungen. Brecht selber hat es dreimal inszeniert und zwischen 1940 und 1950 vier Fassungen hergestellt.

Regie: Markus Völlenklee
Bühne: Karl- Heinz Steck
Kostüme: Andrea Kuprian
Licht: Team Hellerau
Maske: Team Jürgen Fischer
Musikalische Leitung: Harald Oberlechner
Darsteller: Christoph Baumann, Lorenz Gutmann, Edwin Hochmuth, Sonja Jehle, Stefan Matousch, Margot Mayrhofer, Wolfgang Menardi, Alexander Mitterer, Ossi Nairz, Helmut Pichler, Stefan Riedl, Angelika Rossaro, Monika Schletterer-Falbesoner, Alois Schöpf, Anna Schöpf, Christine Stallbaumer, Julia Rosa Stöckl, Gudrun Tielsch, Alexander M. Virgolini, Renée Zalusky u.a..
Termine: Premiere 26. Juli. Weitere Vorstellungen: 27., (17 Uhr), 28., 29. Juli, 4., 5., 7., 8., 11., 12., 16., 17. (17 Uhr), 22., 23., 24. (17 Uhr), 29., 30. und 31. (17 Uhr) August.
Beginn jeweils 20 Uhr (fallweise 17 Uhr)
Eintrittspreise: EURO 19.-/ 22.-/ 26.-/ 30.-
Spielort: Großer Rathaussaal, Eduard-Wallnöfer-Platz

Informationen: http://www.volksschauspiele.at/
 
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