Salzburg/Wien (nso) - Die aktuelle demografische Entwicklung in Europa stellt alle Bürgerinnen und
Bürger, aber auch die politischen Entscheidungsträger von kommunaler bis hin zu europäischer Ebene
vor Herausforderungen unterschiedlichster Art. Schließlich handelt es sich dabei nicht nur um Verschiebungen
in der Bevölkerungspyramide, sondern auch um Veränderungen in der Beziehung zwischen den einzelnen Generationen.Das
damit in Verbindung stehende Thema der "intergenerationellen Solidarität" wird zumeist unter dem
Gesichtspunkt des Verhältnisses der jungen zur älteren Generation und umgekehrt diskutiert. Die "Salzburger
Sommergespräche zum Sozialen Europa 2008", die am 02.08. auf Einladung von Sozialminister Erwin Buchinger
und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller im Schloss Leopoldskron in Salzburg stattgefunden haben, waren daher bewusst
der Situation der so genannten "Sandwich-Generation" gewidmet.
Die Generation der heute 35- bis 65-Jährigen muss neben ihren eigenen beruflichen Verpflichtungen oft mehrfache
Betreuungsverpflichtungen erfüllen, nämlich sowohl ihren Kindern als auch der älteren Generation
gegenüber. Gleichzeitig sehen sich die betroffenen Personen hohen beruflichen Erwartungen gegenüber und
sollen auch noch für die eigene Alterssicherung entsprechend vorsorgen. Zusätzlich dazu leistet gerade
die "Sandwich-Generation" ein besonders großes Maß an Freiwilligenarbeit. Freiwilliges Engagement
sowie aktives Altern sind ein besonderer Beitrag der Sandwich-Generation zur intergenerationellen Solidarität.
"Gelebte Generationensolidarität bedeutet, dass jede Generation den gesellschaftlichen Beitrag leistet,
der abhängig vom jeweiligen Lebensalter machbar ist. Wichtig dabei ist, eine ausgewogene Verteilung der Anforderungen
an den einzelnen aber auch eine Verteilung der Leistungen für den einzelnen lebenszyklusgerecht zu verwirklichen",
erklärte Sozialminister Erwin Buchinger im Rahmen der Podiumsdiskussion auf Schloss Leopoldskron, an der auch
unter anderen der EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleicheit, Vladimír
Spidla und die Vorsitzende der Sachverständigengruppe der Europäischen Kommission für Fragen der
Demografie, Ministerin a.D. Lore Hostasch teilgenommen haben.
"Generationensolidarität" neu denken
In seiner Wortmeldung sprach sich Sozialminister Buchinger für ein breiter gefasstes Verständnis
der Beziehungen zwischen jung und alt aus: "Solidarität zwischen den Generationen bezieht sich nicht
nur auf die finanzielle Seite. Auch immaterielle Werte wie z.B. altersgerechte Arbeitsplätze, die Vereinbarkeitsfragen
zwischen Beruf und Betreuungspflichten aber auch Beruf und Freiwilligenarbeit spielen bei der Generationensolidarität
eine Rolle", präzisierte Buchinger seine Vorstellungen zum Begriff der "Generationensolidarität".
Wie Buchinger weiter ausführte, bedinge Solidarität zwischen den Generationen auch, dass die Grundverantwortung
für die Sozialschutzsysteme fair über die Generationen hinweg verteilt werde. Der Generationenvertrag
habe sich als solide Grundlage der Finanzierung des Sozialschutzsystems erwiesen. Um die Sozialschutz- und Gesundheitssysteme
in Zukunft finanzieren zu können, müsste auch die Arbeitsorganisation so gestaltet werden, dass alle
gemäß ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten am Arbeitsmarkt teilnehmen könnten.
Humanisierung der Arbeitswelt aktueller denn je
"Lebenszyklusgerechte Arbeitsbedingungen, vor allem für jene, die, in Beschäftigung stehen sind
erforderlich, um der Gefahr der dauerhaften Überbeanspruchung, "Burnout" und ähnlichem zu begegnen.
Das in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geprägte Schlagwort von der "Humanisierung der Arbeitswelt"
bekommt in diesem Zusammenhang eine neue, aktuelle Bedeutung", so der Sozialminister.
Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Eine weitere wichtige Voraussetzung zur Bewältigung der demographischen Herausforderung ist laut Buchinger
die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf- und Kinderbetreuung. "Es ist von großer Bedeutung, dass
wir nicht nur Frauen mit Kindern gleiche Arbeitsmarktchancen wie Frauen ohne Kinder einräumen, sondern auch
verstärkt Männer in die Erziehungsarbeit einbinden. Um eine faire Aufteilung der Betreuungspflichten
zwischen den Geschlechtern zu erreichen, müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Vätern die Möglichkeit
zu geben, in Karenz bzw. Vaterschaftsurlaub zu gehen. In Österreich habe ich schon seit langem die Einführung
eines Papamonats forciert. Andere europäische Staaten, wie Island oder Schweden, sind Vorreiter in der Männerpolitik
und haben bereits nachahmenswerte Regelungen eingeführt, die zu einer aktiven Beteiligung der Väter geführt
haben. Frauen werden dadurch entlastet und haben bessere Rückkehr- und Karrieremöglichkeiten am Arbeitsmarkt.
Ich freue mich, dass die Europäische Kommission Vorschläge für neue Formen des Vaterschafts- bzw.
Adoptionsurlaubs für Eltern vorlegen wird. Auch die Ankündigung der europäischen Sozialpartner zur
Überarbeitung der derzeit geltenden Elternurlaubs-Rahmenvereinbarung wird von mir ausdrücklich begrüßt",
erklärte Buchinger.
Freiwilliges Engagement gewinnt immer mehr an Bedeutung
Der Sozialminister wies abschließend auch auf die Bedeutung der Freiwilligenarbeit hin. "Freiwilligenarbeit
ist eine zentrale Säule des zivilgesellschaftlichen Engagements und demokratischen Gebilde in unseren Ländern.
Die Generation der 35 bis 65-Jährigen ist die "aktive" Generation, die neben den Aufgaben in der
Wirtschaft und Familie auch die aktivste im Bereich der Freiwilligenarbeit ist. Viele Aufgaben der Gemeinschaft
sind in Österreich in der aktuellen Qualität ohne freiwilliges Engagement nicht denkbar. Ich bin der
festen Überzeugung, dass die Rolle der Freiwilligenarbeit und die Bedeutung der Freiwilligen in unseren Gesellschaften
größere Aufmerksamkeit zu kommen sollte", unterstrich Buchinger die Bedeutung des freiwilligen
Engagements. Der Sozialminister unterstützt daher auch die Initiative auf europäischer Ebene, das Jahr
2011 zum "Europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit" auszurufen. |