Rattern und pfeifen Windräder zu laut, dürfen
sie zum Schutz der Anwohner nur unter Teillast arbeiten: Sie produzieren dann allerdings weniger Strom
Dresden (idw) - Stehen Windkraftanlagen in der Nähe einer Siedlung, dürfen sie auch bei starkem
Wind nicht zu laut werden. Die meisten Anlagen schonen Nachbars Ohren, dennoch kann es trotz sorgfältigster
Konstruktion immer wieder vorkommen, dass Lärm entsteht: zum einen durch die Bewegung der Rotorblätter,
zum anderen durch Zahnräder, die Schwingungen im Getriebe hervorrufen. Diese werden an den Turm des Windrads
weitergeleitet und dort großflächig abgestrahlt - die Anwohner nehmen sie als Brummgeräusche wahr.
"Ähnlich wie beim Surren einer Mücke empfindet man diese Einzeltöne als besonders störend",
sagt André Illgen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer- Institut für Werkzeugmaschinen und
Umformtechnik IWU in Dresden. Brummen die Windkraftanlagen zu laut, dürfen sie nur unter Teillast betrieben
werden: Sie drehen sich langsamer und erzeugen weniger Strom. In einigen Fällen müssen die Betreiber
zusätzliche Dämpfungssysteme einbauen oder sogar das Getriebe wechseln - eine teure Angelegenheit. Passive
Dämpfungssysteme, die bisher verwendet wurden, zeigen jedoch nur bedingt Wirkung: Sie schlucken nur Geräusche
einer bestimmten Frequenz. Da moderne Windkraftanlagen ihre Drehzahl an die Windstärke anpassen, um möglichst
viel Strom zu erzeugen, variiert auch die Frequenz der Brummgeräusche: Trotz Dämpfung dringen Brummtöne
in die Umgebung.
Forscher des IWU haben gemeinsam mit Kollegen der Schirmer GmbH, der ESM Energie- und Schwingungstechnik Mitsch
GmbH und dem Ingenieurbüro Dr. Ziegler nun eine aktive Dämpfung für die Windräder entwickelt.
Gefördert wird das Projekt durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU. "Diese Systeme reagieren selbstständig
auf Frequenzwechsel und dämpfen Geräusche - egal wie schnell sich die Windenergieanlage dreht",
sagt Illgen. Herzstück dieses Systems sind Piezoaktoren: Sie wandeln elektrischen Strom in mechanische Bewegung
um und erzeugen "Negativschwingungen", also eine Art Gegenlärm, der den Schwingungen des Windrads
genau entgegengesetzt ist und sie auslöscht. Die Piezoaktoren sind an den Auflagern des Getriebes angebracht,
über welche das Getriebe mit dem Maschinenträger verbunden ist. Doch wie stellen sich diese Piezoaktoren
auf die jeweiligen Frequenzen der Geräusche ein? "In das System haben wir Sensoren integriert: Sie messen
kontinuierlich die Schwingungen, die im Getriebe entstehen, und leiten die Ergebnisse an die Regelung der Aktoren
weiter", sagt Illgen. Ein Funktionsmuster des aktiven Schwingungsdämpfers haben die Forscher bereits
entwickelt, in einem nächs-ten Schritt stehen Feldversuche an. |