LH Sausgruber: Treffen ist Zeichen der Verbundenheit mit der Region
Hohenems (vlk) - Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Nachkommentreffens jüdischer Hohenemser
Familien wurde am 31.07. im Palast in Hohenems ein Empfang bereitet. Knapp zehn Jahre nach der ersten Reunion im
August 1998 treffen sich erneut rund 130 Nachfahren von Hohenemser Juden, um auf Spurensuche zu gehen und die Beziehungen
untereinander und zum Jüdischen Museum Hohenems weiter zu intensivieren. In seinen Grußworten verwies
Landeshauptmann Herbert Sausgruber auf die 300-jährige jüdische Gemeindegeschichte in Hohenems: "Mit
den Treffen setzen die Nachkommen ein Zeichen der Verbundenheit mit der Region".
Bis Sonntag, 3. August, findet in der Grafenstadt das zweite Nachkommentreffen jüdischer Familien aus Hohenems
statt. Zum Auftakt des weltweiten Treffens, zu dem sich Nachfahren aus den USA, aus Israel, Australien, England,
Frankreich, den Niederlanden und Belgien, aber auch aus der Schweiz, aus Österreich, Deutschland und Liechtenstein
angekündigt haben, wurde ein Empfang abgehalten.
Traditionsreiche Vergangenheit
Die Geschichte der Juden in Hohenems beginnt im Jahr 1617. Der damalige Reichsgraf erlaubte per Schutzbrief
die Ansiedlung jüdischer Familien, die den Ort wirtschaftlich beleben sollten. Es etablierte sich eine jüdische
Gemeinde mit einem Friedhof, einer Synagoge, einer Schule, einem Versorgungsheim sowie einem Ritualbad. Die Entwicklung
der Gemeinde setzte sich bis ins 19. Jahrhundert kontinuierlich fort. Mit den Staatsgrundgesetzen von 1867 erhielten
die Juden die Freiheit, ihren Wohnort selbst zu wählen. In der Folge nahm die Einwohnerzahl der jüdischen
Gemeinde in Hohenems rasch ab, da viele Familien in größere Städte der Umgebung abwanderten.
Nationalsozialismus und Vernichtung
1938 – bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten – umfasste die jüdische Gemeinde in Hohenems
nur mehr 15 Mitglieder. Es erfolgte die Beschlagnahmung des gesamten jüdischen Eigentums und im Jahr 1940
die Zwangsauflösung der Kultusgemeinde. Wer sich von den Verbliebenen nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen
konnte, wurde zunächst nach Wien und danach in die Konzentrations- und Vernichtungslager im Osten verschleppt.
Die jüdische Geschichte von Hohenems endete 1942 mit der Ermordung der letzten Hohenemser Jüdin in Belzec.
Zweites Nachkommentreffen
"Die große Zahl von Nachkommen, die wieder nach Hohenems gekommen sind, belegt, dass die Bedeutung
der Erinnerung an Hohenems in den Familien der Nachfahren nach wie vor groß ist", stellte der Landeshauptmann
fest. Seit der Reunion 1998 ist eine globale Gemeinde herangewachsen, die über die Stadt und das Jüdische
Museum Hohenems eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt, sagte Sausgruber.
Für den Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, hat dieses einzigartige Netzwerk besonders
auf die Programm- und Ausstellungstätigkeit des Jüdischen Museums Hohenems sehr positive Auswirkungen:
"Das Jüdische Museum ist zu einem Fokus des Nachdenkens über jüdische Gegenwart geworden, aber
auch über Fragen der Migration, des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher
Religion. Die Hohenemser Nachkommen sind eine Ermunterung dazu, über diese Fragen nicht auf dem Wege der Ausgrenzung,
sondern der gegenseitigen Anerkennung nachzudenken." |