Langfristiger Ausgleich des geschlechterspezifischen Leistungsunterschiedes
muss bereits in der Schule starten
Wien (bmwf) - Erstmals seit Einführung des Eignungstests Medizinstudium (EMS) werden mehr als
die Hälfte der Studierenden, die heuer im Herbst ihr Medizinstudium an der Uni Wien oder Innsbruck starten,
weiblich sein. Dies bestätigen die seit heute vorliegenden Testergebnisse des EMS. „Unsere Maßnahmen
haben gegriffen, nun müssen wir dafür sorgen, dass das kein einmaliger Ausreißer war“, zeigt sich
Wissenschaftsminister Hahn anlässlich der Publikation der aktuellen Resultate erfreut.
Nachdem zu den Tests in den vergangenen zwei Jahren jeweils zwar wesentlich mehr Frauen (2007: 56,6%) angetreten
waren, aber verhältnismäßig weniger Frauen (2007: 41% Wien, 46% Innsbruck) auf die zur Verfügung
stehenden Plätze gereiht wurden, hat Wissenschaftsminister Hahn rechtzeitig vor dem diesjährigen Test
die von Bildungsexpert/innen empfohlenen Maßnahmen eingeleitet. In enger Zusammenarbeit mit den medizinischen
Universitäten, den Schulen und Lehrervereinigungen wurden über 1000 Beratungsgespräche geführt,
zahlreiche Informationsveranstaltungen an Schulen abgehalten, und EMS Testsimulationen mit Schüler/innen und
Lehrer/innen durchgeführt. „Die aktuellen Ergebnisse übertreffen meine Erwartungen. Großer Dank
für das Engagement gebührt allen Beteiligten. Dass wir dem geschlechterspezifischen Leistungsunterschied
so schnell entgegenwirken, wurde selbst von Experten als unwahrscheinlich eingestuft. Jetzt müssen wir aber
von der Bekämpfung der Symptome zur Wurzelbehandlung übergehen“, so Hahn weiter.
Wie aus einer vom Wissenschaftsministerium im Vorjahr veröffentlichten Studie hervorgeht, resultiert der so
genannte „gender-gap“, der geschlechterspezifische Leistungsunterschied, im Wesentlichen aus der unterschiedlichen
Benotung von Burschen und Mädchen in der Schule. Mädchen bekämen grundsätzlich eine bessere
Bewertung, da unbewusst auch andere Faktoren wie gutes Benehmen und soziale Kompetenz eine Rolle spielen. Als Konsequenz
daraus werden Mädchen gerade in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern weniger gefordert als
ihre männlichen Klassenkameraden.
„Das Testergebnis ist erfreulich, doch dürfen wir uns keinesfalls auf diesen Lorbeeren ausruhen. Es kann nicht
Aufgabe der Universität sein, Defizite aus dem Schulbereich auszugleichen. Es bedarf einer Grundsatzdiskussion
zu gendersensiblem Unterricht und eines Kulturwandels im geschlechterspezifischen Umgang an den Schulen und in
der Lehreraus- und -weiterbildung. Nur so können wir jungen Burschen und Mädchen möglichst gleiche
und somit gerechte Chancen bieten“, bemerkte Hahn abschließend. |