Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli auf
tiefstem Wert seit 6 Jahren – Weniger Aufträge, sinkende Produktion – Beschleunigter Beschäftigungsabbau
Wien (ba) - Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) ist im Juli deutlich gesunken. Mit nur 47
Punkten wurde der tiefste Wert seit mehr als sechs Jahren erreicht. Das Umfrageergebnis geht bereits den vierten
Monat in Folge zurück. Seit März liegt der Gesamtindex auch unterhalb der Marke von 50, welche die Wachstumsschwelle
kennzeichnet. Das Umfeld der österreichischen Industrieunternehmen hat sich in den vergangenen Monaten kontinuierlich
verschlechtert. Das Wachstum in den USA und in Teilen Europas verliert an Schwung und die Belastungen durch die
Rohstoffpreisentwicklungen und den schwachen US-Dollar halten an. "Den negativen internationalen Einflussfaktoren
kann sich die heimische Industrie nicht entziehen und sie sind mittlerweile sogar zum Bremsklotz der österreichischen
Konjunktur geworden", meint Stefan Bruckbauer, stellvertretender Chefvolkswirt der Bank Austria.
Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria stehen der österreichischen Industrie noch härtere
Zeiten unmittelbar bevor. Die Produktionsleistung der heimischen Unternehmen ist im Juli deutlich gesunken. Der
Index ist auf das tiefste Niveau seit dem Jahreswechsel 2001/2002 gefallen. Auch die Auftragseingänge befinden
sich weiterhin im Sinkflug. Trotz einer leichten Stabilisierungstendenz bei den Exportaufträgen setzt sich
die Abkühlung der Nachfrage sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland fort. "Durch die auf breiter
Basis verschlechterten Umfrageergebnisse ist keine Trendwende in der Industriedynamik in Aussicht und es ist zu
erwarten, dass die österreichische Wirtschaft erst am Rande einer stärkeren Konjunktureintrübung
steht, die bis ins nächste Jahr andauern wird", sagt Bruckbauer.
Als deutliches Signal für die fortschreitende Abkühlung der Industriekonjunktur bewerten die Ökonomen
der Bank Austria auch die weitere Beschleunigung des Beschäftigungsabbaus im Juli. Während in anderen
Wirtschaftssektoren noch neue Arbeitskräfte eingestellt werden, haben die heimischen Industrieunternehmen
bereits reagiert und passen die Beschäftigungskapazitäten an die verschlechterten Rahmenbedingungen an.
"Der eingesetzte Beschäftigungsabbau in der Industrie macht deutlich, dass auch am Gesamtarbeitsmarkt
die Trendwende unmittelbar bevorsteht. Die Arbeitslosenquote wird 2009 wieder steigen", meint Bank Austria
Ökonom, Walter Pudschedl.
Auch in der Lagerhaltung und im Wareneinkauf widerspiegelt sich die zunehmende Verunsicherung. Aufgrund der niedrigeren
Produktionsanforderungen schränkte die heimische Industrie die Einkaufsmenge im Juli stark ein. Während
die Bestände an Vormaterialien nahezu unverändert blieben, haben sich die Bestände an Fertigwaren
deutlich reduziert. "Angesichts der ungünstigen Rahmenbedingungen haben es die österreichischen
Industrieunternehmen vorgezogen bei der Fertigstellung laufender Aufträge auf die Bestände aus den Fertigwarenlagern
zurückzugreifen, ohne diese wieder vollständig aufzufüllen", meint Pudschedl. Ein weiteres
Indiz für die Ermüdung der Industriekonjunktur in Österreich zeigt sich darin, dass sich erstmals
seit mehreren Jahren die Lieferzeiten im Juli kaum mehr verlängert haben.
Der aktuelle Bank Austria Einkaufsmanagerindex zeigt, dass die Industrie, die noch zu Jahresbeginn für enormen
Schwung in der österreichischen Wirtschaft gesorgt hat, mittlerweile keine Wachstumsimpulse mehr setzen kann,
sondern im Gegenteil zum Bremsklotz der österreichischen Konjunktur geworden ist. Nach Einschätzung der
Ökonomen der Bank Austria werden die wenig günstigen internationalen Rahmenbedingungen die Konjunktur
in den nächsten Monaten noch stärker belasten, sodass in der zweiten Jahreshälfte die österreichische
Wirtschaft sich am Rande der Stagnation bewegen wird. Die Vielzahl an bestehenden Risiken dämpft zudem die
Hoffnung auf eine allzu rasche Erholung. Weder aus dem Inland noch aus dem Ausland sind Wachstumsimpulse auszumachen.
"Nach einem Anstieg des BIP um 2,3 Prozent im laufenden Jahr gehen wir für 2009 daher nur noch von einem
Wirtschaftswachstum um 1,2 Prozent aus", meint Bruckbauer und ergänzt: "Zudem sind angesichts der
ungünstigen globalen Rahmenbedingungen die Risiken nach unten beträchtlich." Dennoch halten die
Ökonomen der Bank Austria eine Rezession der österreichischen Wirtschaft weiterhin für unwahrscheinlich.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen unter
50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer sind
die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |