AMA informiert über Milchquoten-Anhebung 2008/09   

erstellt am
30. 07. 08

Seit 30 Jahren Milchkontingentierung in Österreich
Wien (bmlfuw/aiz) - Die Agrarmarkt Austria verweist darauf, dass den österreichischen Bauern für das Milchwirtschaftsjahr 2008/2009 zusätzlich 69.000 t Quoten für Lieferungen (A-Quoten) zur Verfügung stehen. Die Zuteilung dieser Quotenerhöhung (sie entspricht 2,5% der nationalen Richtmenge) wird von der AMA voraussichtlich im Oktober/November 2008 mit Wirksamkeit 01.04.2008 vorgenommen und bescheidmäßig den einzelnen Milchlieferanten mitgeteilt.
Die EU-Agrarminister haben bekanntlich im März 2008 beschlossen, die Milchquoten in allen EU-Mitgliedstaaten ab April 2008 um 2% zu erhöhen. EU-weit beträgt die Erhöhung 2,84 Mio. t. In elf Mitgliedstaaten der EU-15 - darunter auch Österreich - werden gleichzeitig im Rahmen der Agenda 2000 die Quoten (nach Erhöhungen 2006 und 2007) zum dritten Mal um 0,5% erhöht. Österreichische Milchlieferanten, die einen entsprechenden Antrag gestellt haben, können daher mit einer Milchquotenanhebung zum 01.04.2008 von insgesamt 2,5% rechnen.

Milchquoten 1978 in Österreich eingeführt

Milchquoten gibt es in Österreich seit 30 Jahren. Sie wurden im Jahr 1978 eingeführt und werden seit dieser Zeit zentral, zuerst im Milchwirtschaftsfonds und seit 1993 in der AMA, administriert. Mit Hilfe dieser Produktionslenkung konnte vor allem in den vergangenen 30 Jahren die Stabilität der Erzeugermilchpreise in Österreich erreicht werden. Darüber hinaus wurde auch ein bedeutender Beitrag zur Erhaltung der Milchproduktion im Berggebiet geleistet.

Vom Krisengroschen zur Richtmenge

Nachdem in den 70er-Jahren der Absatz von Milch und Milchprodukten nicht mehr mit der gestiegenen Produktion Schritt halten konnte, wurden Maßnahmen überlegt, um ein diesbezügliches Gleichgewicht wieder herzustellen. Das Modell eines sogeannnten "Krisengroschens", der proportional zu den Verwertungskosten der Überschussmilch von allen Milcherzeugern entrichtet werden musste, erwies sich als wenig erfolgreich. Daher wurden im Jahre 1978 rund 2,14 Mio. t einzelbetriebliche Richtmenge an 144.000 Milcherzeuger zugeteilt.

Von der starren Zuteilung zum Leasing

In den darauffolgenden zwei Jahren erhielt der Großteil der österreichischen Milcherzeuger im Rahmen zweier Härtefall-Verfahren in Summe 180.000 t zusätzliche Richtmengen. Um eine gezielte Marktentlastung herbeiführen zu können, wurden dann 180.000 t Milch durch zwei Rückkauf-Aktionen aus dem Markt genommen. Als weitere Maßnahme führte man schließlich 1989 die freiwillige Lieferrücknahme ein, worauf 120.000 t weniger Milch angeliefert wurden.

Im selben Jahr erfuhr das System durch die Einführung der freien Handelbarkeit von Richtmengen eine entscheidende erste Flexibilisierung. Während bis dahin die Richtmengen strikt dem jeweiligen Wirtschaftsgebäude zugeordnet waren, konnten ab diesem Zeitpunkt die Landwirte die Richtmengen untereinander frei handeln. Um den Milcherzeugern bei den Übertragungen höchstmögliche Rechtssicherheit bieten zu können, übernahm der Milchwirtschaftsfonds die automationsgestützte Überprüfung aller Übertragungsformulare. In diesem Zusammenhang erwuchs dem Fonds mit der Installation des Richtmengen-Leasings im Jahre 1992 eine zusätzliche administrative Herausforderung.

Von der Richtmenge zur Referenzmenge
Nach Durchführung dreier kleinerer Zuteilungsverfahren in den Jahren 1992 bis 1994 ergab sich nach dem EU-Beitritt für die AMA ein weiterer Quantensprung: die Zuteilung der EU-konformen Referenzmengen per 01.04.1995. Entscheidend war in diesem Zusammenhang die Einführung der bislang im österreichischen System nicht gebräuchlichen Fettkorrektur, der Direktverkaufs-Referenzmengen sowie der speziellen Referenzmengen für Almen.

Nachdem Österreich im EU-Beitrittsvertrag eine sehr hohe Garantiemenge für Direktverkäufe ausgehandelt hatte und diese lange Zeit nur teilweise ausgenützt wurde, konnte schließlich von der Kommission die Zustimmung zur Zuteilung der betreffenden Quoten als Anlieferungs-Referenzmenge (A-Quote) erreicht werden.
Durch das Zuteilungsverfahren 1999 wuchs die nationale Garantiemenge für Molkerei-Anlieferungen um ca. 150.000 t auf ca. 2,56 Mio. t an. Um den heimischen Milcherzeugern die volle Ausnützung der im Jahre 2004 erstmalig zur Auszahlung gelangten Milchprämie zu ermöglichen, wurden im Jahre 2003 rund 35.000 t A- Quoten an rund 12.000 Betriebe zugeteilt. Nachdem bereits 2006 und 2007 weitere Quotenaufstockungen in geringerem Ausmaß vorgenommen wurden, erfolgt heuer die eingangs genannte weitere 2,5%ige Erhöhung.

Große strukturelle Veränderungen in der heimischen Milchwirtschaft
Die Entwicklung der österreichischen Milchwirtschaft ist von deutlichen strukturellen Veränderungen geprägt. Während im Jahre 1963 in Österreich noch 224.000 Milcherzeuger an 441 Be- und Verarbeitungsbetriebe lieferten, übernehmen derzeit 78 Käufer die Milch von 43.583 Produzenten. Seit 1993/94 hat sich die Zahl der Milchlieferanten praktisch halbiert. Die durchschnittliche Anlieferung pro Landwirt wuchs seit 1963 von 5.366 kg auf 61.782 kg.
Da die heimischen Milcherzeuger im Quotenjahr 2007/2008 mit einer fettkorrigierten Anlieferung von 2,76 Mio. t die nationale Garantiemenge um rund 85.000 t überschritten haben, fällt eine nach Brüssel zu entrichtende Zusatzabgabe in Höhe von EUR 23,94 Mio. an. Von den 43.583 bäuerlichen Lieferanten haben 24.559 Milcherzeuger die ihnen zustehende Quote überschritten, während 19.024 den Unterlieferern zuzuordnen sind. Die Gesamtsumme aller einzelbetrieblichen Überlieferungen beträgt 171.133 t.

Hohes Qualitätsniveau
Laut AMA hat Österreich im Jahr 2007 mit einem Anteil von 98,6% Milch ohne Qualitätsabzüge ein international beachtlich hohes Qualitätsniveau erreicht. Parallel mit der erfreulichen Entwicklung der Rohmilchqualität stieg auch der Fettgehalt der Anlieferungsmilch von knapp 4% vor dem EU-Beitritt auf 4,21% im Jahr 2007. Die hiermit einhergehende Fettkorrektur von mehr als 80.000 t im abgelaufenen Quotenjahr ist die Hauptursache für die anhaltend hohe Zusatzabgabe.

Sprunghafte Diskussion über Zukunft der Milchquoten
Obwohl durch die Markt- und Preissituation des vergangenen Jahres (hohe Nachfrage, angemessene Preise bei eingeschränktem internationalem Angebot) die Quotenregelung in der EU-weiten agrarpolitischen Diskussion unter Druck geraten ist, sind bei den heuer schon wieder sinkenden Preisen wieder vermehrt Stimmen zur Beibehaltung einer effizienten Mengensteuerung laut geworden. Das EU-Quotensystem ist jedenfalls noch bis 2014/2015 gesichert und soll bis dahin für stabile und berechenbare Rahmenbedingungen für die Milchbauern sorgen.
 
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