Wie werden Bürgermeister/innen zu "Wunderwuzzis"?   

erstellt am
30. 07. 08

"Netzwerk Bildung" bei kommunaler Bildungskonferenz in Bad Aussee gegründet
Wien (gemeindebund) - "Ein Bürgermeister muss heute ein Wunderwuzzi sein", so Arbeitsrechtler Wolfgang Mazal bei der ersten kommunalen Bildungskonferenz in Bad Aussee, bei der die Ausbildungsmöglichkeiten für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Mittelpunkt standen. "Die Anforderungen an Ortschefs steigen ständig, Ausbildungsangebote im operativen Bereich sind Mangelware", so Mazal. Gemeinsam mit den Vertretern der Gemeindeverwaltungs- schulen will der Gemeindebund künftig den Bürgermeistern konkrete Kurse zur Aus- und Weiterbildung anbieten.

In allen österreichischen Bundesländern existieren Bildungseinrichtungen für Mitarbeiter des Gemeindedienstes. Was oft fehlt: Ein Aus- und Weiterbildungsangebot für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. "Es gibt zwar oft Schulungen und Angebote der Parteien für ihre Funktionäre, im operativen Bereich der Gemeindeführung ist das Angebot aber eher dürftig", so Gemeindebund-Generalsekretär Dr. Robert Hink bei der ersten kommunalen Bildungskonferenz in Bad Aussee, an der Vertreter aller führenden Bildungseinrichtungen für Gemeinden teilnahmen. "Um Bürgermeister zu werden, muss man einfach nur gewählt werden", ergänzte Gemeindebund-Präsident Bgm. Helmut Mödlhammer. "Es ist aber wichtig, dass vor allem Kollegen, die neu in diesem Amt sind, eine Möglichkeit bekommen, die Grundlagen der Gemeindeführung zu erlernen. Wir wollen schließlich die Besten für das Amt des Bürgermeisters."

"Netzwerk Bildung" soll Bürgermeistern das nötige Know-how vermitteln
Über das nun neu gegründete "Netzwerk Bildung" sollen künftig in allen Bundesländern, in Zusammenarbeit mit den Gemeindeverwaltungsschulen, mehr Aus- und Weiterbildungsangebote für die Ortschefs angeboten werden.

Bürgermeisteramt ist eine Managementaufgabe
Prominente Referenten der Bildungskonferenz: Arbeitsrechtler Univ. Prof. Dr. Wolfgang Mazal (auch Autor der großen Bürgermeisterstudie des Gemeindebundes 2006), Bürgermeister Adolf Hinterhauser aus Dorfbeuern (Sbg.) und der Chef der leitenden Gemeindebediensteten Österreichs (FLGÖ), Hubert Maislinger. Vor allem Mazal konkretisierte die Fülle an neuen Anforderungen, die an Bürgermeister gestellt werden. "Früher war das vorwiegend ein Repräsentationsjob, heutzutage ist es eine echte Managementaufgabe eine Gemeinde erfolgreich zu führen." Mödlhammer: " Hier brauchen die Bürgermeister daher auch eine wirkliche Ausbildung, man kann zwar vieles, aber nicht alles mit dem Hausverstand lösen." Der Bürgermeister der Flachgauer Gemeinde Dorfbeuern, Adi Hinterhauser, berichtete aus persönlichen Erfahrungen: "Ich bin erst seit einigen Jahren Bürgermeister, im Zivilberuf bin ich Landwirt. Mich hat anfangs die Fülle an Aufgaben auch psychisch sehr belastet, weil mir das Wissen gefehlt hat." Die Vizebürgermeisterin der NÖ-Gemeinde Grafenbach-St. Valentin, Sylvia Kögler, bestätigte diese Erfahrung: "Ich bin mit sehr viel Idealismus, aber sehr wenig operativem Wissen in dieses Amt gekommen. Eine Ausbildung für kommunale Spitzenfunktionäre wäre unheimlich wichtig." Für Menschen, die neu in diesen Ämtern sind, schlug Kögler ein Mentoring- Programm vor.

Messbare Qualifikationen sind gefragt
In den meisten Gemeinden erfüllen Bürgermeister, neben ihren politischen Aufgaben, noch viele zusätzliche Funktionen. "Viele Gemeinden haben bestimmte Aufgaben in eigene Gesellschaften ausgegliedert, in denen der Bürgermeister natürlich eine Aufsichtsfunktion hat. Das betrifft inzwischen sehr viele Bereiche, vom Pflegeheim bis hin zur Abfallentsorgung", erklärte Mazal. "Hier sind messbare Qualifikationen gefragt, damit diese Funktionen auch seriös bewältigbar sind." 80 Prozent der heimischen Bürgermeister haben zusätzlich noch einen zivilen Beruf, den sie neben ihrem politischen Amt ausüben.

Amtsleiter verfügen oft über mehr Erfahrung als Bürgermeister
Sowohl Mazal, als auch FLGÖ-Chef Maislinger (selbst viele Jahre Amtsleiter einer Salzburger Gemeinde) wiesen auf das vielfach vorhandene Dilemma zwischen den Bürgermeistern und den Amtsleitern hin. "Ein Amtsleiter hat eine fundierte Ausbildung, zur Weiterbildung ist er gesetzlich verpflichtet. Oft übersteigt sein Know-how das seines Chefs, des Bürgermeisters. Amtsleiter sind ja oft viele Jahrzehnte in ihrem Job, Bürgermeister werden gewählt und teils auch wieder abgewählt." "Der Österreichische Gemeindebund wird mit dem 'Netzwerk Bildung' in den kommenden Monaten und Jahren dieses Ausbildungsangebot bereitstellen und forcieren", so Gemeindebund-Chef Bgm. Helmut Mödlhammer zum Abschluss der Bildungskonferenz. "Wir werden dabei alle bestehenden Einrichtungen miteinbeziehen, mit dem Ziel, dass wir jegliche Form des notwendigen Know-Hows für Bürgermeister bereitstellen." In den kommenden Tagen finden in Bad Aussee auch die "Kommunalen Sommergespräche 2008" zum Thema "Überfüllte Städte - Gemeinden ohne Bürger" statt.

http://www.gemeindebund.gv.at
 
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