Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft
im Juli 2008
Wien (oenb) - Die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten beeinträchtigten im
zweiten Quartal 2008 weiterhin die Refinanzierungsbedingungen der österreichischen Banken und beeinflussten
nach wie vor deren Kreditvergabepolitik, vor allem im Firmenkundenbereich. Das zeigen die Ergebnisse der Umfrage
über das Kreditgeschäft im Juli 2008, in deren Rahmen die Kreditmanager führender Banken ihre Einschätzung
der Kreditentwicklung im zweiten Quartal 2008 sowie einen Ausblick auf das dritte Quartal abgegeben haben.
Im Zuge der aktuellen Befragungsrunde wurde – wie schon bei den vorangegangenen drei Umfrageterminen – zusätzlich
zum regulären Fragenkatalog eine Reihe von Fragen über die Effekte der Krise auf Refinanzierung und Kreditrichtlinien
der Banken in den Fragebogen aufgenommen. Das grundsätzliche Bild hat sich gegenüber den vorangegangenen
drei Umfragen nicht wesentlich geändert. Die befragten Kreditinstitute gaben weiterhin an, dass sich
großvolumige Refinanzierungen über Schuldverschreibungen und über den Geldmarkt in den letzten
drei Monaten schwieriger gestaltet haben.
Auch in den Antworten zu den regulären Fragen des Bank Lending Survey kam die zurückhaltende Ausrichtung
der Kreditpolitik der Banken im Firmenkundengeschäft zum Ausdruck. Im zweiten Quartal 2008 wurden zum vierten
Mal hintereinander die Richtlinien für Unternehmenskredite etwas verschärft. (In den Kreditrichtlinien
wird festgelegt, welche Art von Krediten eine Bank als wünschenswert erachtet.) Hauptgrund für
die Kreditpolitik war die geänderte Risikoeinschätzung der Banken im Hinblick auf die allgemeinen Konjunkturaussichten
sowie in Bezug auf branchen- oder firmenspezifische Faktoren.
In den Kreditbedingungen machte sich die geänderte Risikoeinschätzung ebenfalls bemerkbar. Zum vierten
Mal hintereinander wurden die Zinsspannen für risikoreichere Kredite sowie – in etwas geringerem Ausmaß
– für Kreditnehmer durchschnittlicher Bonität angehoben. Alle anderen abgefragten Bedingungen für
die Vergabe von Unternehmenskrediten wurden ebenfalls restriktiver gehandhabt. (Unter Kreditbedingungen
sind die speziellen Verpflichtungen zu verstehen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer geeinigt haben.)
Im Privatkundengeschäft blieben die Kreditrichtlinien im zweiten Quartal 2008 sowohl für Wohnbau- als
auch für Konsumfinanzierungen konstant, die Zinsmargen wurden hingegen leicht angehoben.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die OeNB – führen gemeinsam mit der EZB seit Anfang 2003
viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand
über die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen und Haushalte zu verbessern. Dabei werden rund 110 führende
Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter fünf Institute aus Österreich.
Eine ausführlichere Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in „Statistiken – Daten und Analysen
Q4/2008“ veröffentlicht werden. Die EZB wird die Resultate für den Euroraum in ihrem Monatsbericht August
2008 publizieren. |