Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im Juli auf 5-Jahrestief – Erhöhtes Risiko einer Stagnation
in der zweiten Jahreshälfte – Wirtschaftswachstum sinkt 2009 auf 1,2 Prozent
Wien (ba) - Seit dem schwungvollen Start ins laufende Jahr büßt der heimische Konjunkturmotor
kontinuierlich an Drehmoment ein. Nach dem Plus um 0,6 Prozent zur Vorperiode bzw. 2,7 Prozent gegenüber dem
Vorjahr im ersten Quartal hielt sich der Drehzahlverlust im Folgequartal mit einem Anstieg des BIP um 0,4 Prozent
bzw. 2,0 Prozent noch in Grenzen. Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria wird sich das Wachstumstempo
in den nächsten Monaten allerdings noch weit stärker reduzieren. Der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator
ist von 1,7 auf 1,4 im Juli gesunken und gibt damit die zukünftige Fahrtrichtung deutlich vor. "Der Rückgang
des Bank Austria Konjunkturindikators im Juli auf einen 5-Jahrestiefstwert signalisiert, dass die österreichische
Wirtschaft in den nächsten Monaten noch einmal einen Gang zurückschalten wird", meint Stefan Bruckbauer,
stellvertretender Chefvolkswirt der Bank Austria, und ergänzt: "Die Wachstumsraten werden in der zweiten
Jahreshälfte im Quartalsvergleich nur mehr knapp über Null liegen, für das Gesamtjahr 2008 ist dank
des guten Starts jedoch ein BIP-Anstieg von 2,0 Prozent zu erwarten."
Die Fortsetzung der Talfahrt des Konjunkturindikators im Juli ist hauptsächlich auf die immer stärkeren
Bremsspuren des Industrievertrauens zurückzuführen. Sowohl in den österreichischen als auch in den
europäischen Industrieunternehmen ist die Stimmung auf dem tiefsten Wert seit rund drei Jahren gesunken. In
Europa hat sich das Industrieklima auf breiter Front verschlechtert, wobei vor allem die für die heimische
Exportwirtschaft bedeutende deutsche und italienische Industrie negativ hervorstechen. Auch das Klima unter den
heimischen Konsumenten hat sich weiter eingetrübt. "Die Stimmung in der Wirtschaft hat einen langjährigen
Tiefpunkt erreicht. Das Risiko steigt, dass sich der österreichische Konjunkturmotor in der zweiten Jahreshälfte
2008 sogar nur noch im Leerlauf befinden wird", meint Bruckbauer.
Sorgenkind Inflation
Das sinkende Konsumentenvertrauen signalisiert, dass der private Konsum weiterhin nicht zum Turbo der Wirtschaftsentwicklung
werden wird. Die hohe Teuerung bleibt der Sand im Getriebe für eine Belebung der Konsumnachfrage, selbst wenn
einige Anzeichen für eine bevorstehende Entschärfung der Inflationslage sprechen. Die Inflation lag im
Juli mit 3,8 Prozent im Jahresabstand geringfügig unter dem Juni-Wert und hat ihren diesjährigen Höhepunkt
voraussichtlich überschritten. Unterstützt durch die globale Konjunkturverlangsamung scheint die rasante
Preisdynamik der vergangenen Monate zumindest vorerst gebrochen, wenn auch die erwartete Entspannung der Nahrungsmittelpreise
nur sehr zögerlich vor sich geht und die Nachhaltigkeit des Rückgangs des Erdölpreises der vergangenen
Wochen fraglich ist. Da nun verstärkt mit Preisanpassungen bei Produktgruppen zu rechnen ist, die von den
vergangenen Anstiegen im Nahrungsmittel- und Rohstoffbereich kostenmäßig betroffen sind, wird die Teuerung
in den nächsten Monaten nur langsam zurückgehen. "Nach durchschnittlich 3,4 Prozent im laufenden
Jahr erwarten wir für 2009 eine Jahresinflation von 2,7 Prozent, die weiterhin die Konsumfreude dämpfen
wird", meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Zudem kündigt sich am Arbeitsmarkt, der bisher mit günstigen Daten geglänzt hat, mittlerweile die
Trendwende an. Die Auswirkungen der beginnenden Konjunktureintrübung sind bereits bemerkbar. Die Dynamik beim
Beschäftigtenanstieg geht zurück und die Anzahl der Arbeitslosen sinkt langsamer. "Für 2009
ist wieder ein Anstieg der Arbeitslosenquote zu erwarten. Das schwächt den heimischen Konsum und dämpft
die Wachstumsaussichten zusätzlich", so Pudschedl.
Konjunkturmotor stottert über Jahreswechsel hinaus
Die Wachstumsaussichten für die heimische Wirtschaft werden vor allem durch das internationale Konjunkturumfeld
begrenzt, das sich nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria in den letzten Wochen nochmals verschlechtert
hat. Die Folgen der US-Immobilienkrise sind noch lange nicht verdaut. Die Wachstumsaussichten für die USA
sinken und die vage Hoffnung einer Abkopplung der europäischen Konjunktur von der US-Lokomotive hat sich angesichts
der jüngsten Konjunkturdaten einiger Länder, wie vor allem Deutschland, in Luft aufgelöst. Diese
ungünstigen internationalen Rahmenbedingungen werden die österreichische Konjunktur in den nächsten
Monaten noch stärker belasten und die heimische Wirtschaft an den Rand einer Stagnation bringen. Trotz der
Vielzahl an Risiken stehen die Chancen gut, dass die österreichische Wirtschaft um den Jahreswechsel 2008/2009
den Konjunkturtiefpunkt durchschreitet, ohne in eine Rezession abzudriften. "Angesichts eines spürbaren
Treibstoffmangels sowohl aus internationalen als auch nationalen Quellen wird der österreichische Konjunkturmotor
im nächsten Jahr nur langsam in Schwung kommen. Wir erwarten für 2009 ein Wirtschaftswachstum von nur
noch 1,2 Prozent, das niedrigste seit 2003", meint Bruckbauer. |