Solide Gesamtleistung gleicht Kyoto-Zielverfehlung aus – Schwarzer fordert klimapolitischen Aktionsplan
bis 2020 und „aggressive Sanierung“ des Gebäudebestands
Wien (pwk) - Österreich vor Schweden und Deutschland. So lautet das Ergebnis eines Umweltrankings
auf Basis vierer internationaler Studien, das die WKÖ-Umweltexperten Stephan Schwarzer und Christoph Haller
der Presse vorstellten. Den Spitzenplatz verdankt Österreich seinen „Stockerlplätzen“ in der Expertise
der Zürcher Kantonalbank (Platz drei hinter Polen und Schweden), im „Environmental Performance Index“ der
amerikanischen Yale & Columbia University (Platz drei hinter Schweden und Finnland) und im (seit dem Jahr 2002
durchgeführten) Nachhaltigkeitskontest der WKÖ (Platz eins vor Schweden). Gelistet sind 19 EU-Staaten,
die zugleich auch der OECD angehören. In der Summierung aller Ranglisten schneidet Österreich vor allem
durch den hohen Anteil der erneuerbaren Energieträger, der guten Ressourceneffizienz, das gute Umweltmanagement
der Betriebe und dank der weit verbreiteten ökologischen Landwirtschaft am besten ab.
„Die Umweltsituation in Österreich ist gut, wir müssen uns nicht schlechtreden lassen. Es gibt aber etliche
Handlungsfelder, bei denen sich Österreich verbessern kann“, fasste Schwarzer, Leiter der Abteilung für
Energie- und Umweltpolitik, zusammen. Den schlechtesten Platz fährt Österreich bei der Kyoto-Zielerfüllung
ein (Rang 18). „Hier haben wir uns eindeutig übernommen, indem wir uns das viertstrengste Ziel in der EU gesetzt
haben“. Auch bei den Stickstoffemissionen hinkt Österreich seinen hoch gegriffenen Zielen hinterher.
Gesamtsieg trotz ambitionierter Ziele
Problematisch für Österreich, so Schwarzer, sind insbesondere die „Distance-to-Target“- Indikatoren,
weil Österreich bekanntlich sehr ambitionierte Ziele auf sich genommen hat. „Dies wirkt sich im Ranking nachteilig
aus. Umso erfreulicher, dass die Spitzenplätze der anderen Wertungen immer noch ausreichen, um unser Land
als Gesamtsieger auszuweisen“. Weniger gut schneidet Österreich als Industrieland naturgemäß auch
beim „ökologischen Fußabdruck“ ab. Verglichen mit Ländern mit ähnlichem Bruttoinlandsprodukt
ist Österreich allerdings auch da gut positioniert, stellte Haller, Nachhaltigkeitskoordinator der WKÖ,
fest.
Erstaunlich stabil sind, so Haller weiter, die Spitzenpositionen der beiden führenden Länder, Österreich
und Schweden. Das erstmals 2006 von der WKÖ durchgeführte „Superranking“, das damals auf sieben Umweltvergleichen
basierte, zeigte Schweden knapp vor Österreich voran.
Sanierungsoffensive bei Gebäuden gefordert
Für die Zeit nach der Nationalratswahl urgiert Schwarzer einen bis 2020 „und darüber hinaus“ angelegten
energie- und klimapolitischen Aktionsplan mit den Schwerpunkten Verbesserung der Energieeffizienz und Technologieentwicklung.
„Wir brauchen insbesondere eine Sanierungsoffensive beim Gebäudebestand. Hier haben wir in den vergangenen
Jahren einiges verabsäumt. Eine Sanierungsrate von einem Prozent ist zu wenig. Es bedarf einer aggressiven
Sanierungspolitik. Das Ziel muss sein, die Hälfte des Hausbestandes bis zum Jahr 2020 energetisch zu modernisieren.
Dies setzt eine Rate von vier bis fünf Prozent pro Jahr voraus“, betonte Schwarzer mit Nachdruck. Der Bevölkerung
müssten finanzielle und organisatorische Hilfen angeboten werden. „Wir treten hier für Gesamtpakete ein,
das Baufirmen und Banken mit einschließt“. |