Österreich sagt Ja zu neuen Bären   

erstellt am
18. 08. 08

WWF-Umfrage: Über 70 Prozent der Österreicher sprechen sich für eine Bestandssicherung der Braunbären aus
Wien (wwf) - Die überwiegende Mehrheit der Österreicher (71 Prozent) würde eine Ansiedlung von Bären in Österreich begrüßen. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen market-Umfrage von 600 Befragten im Auftrag des WWF. Die Naturschutzorganisation begrüßte diese Woche in St. Pölten, Graz und Linz symbolisch jeweils drei verkleidete Bären in Niederösterreich, der Steiermark und in Oberösterreich. Insgesamt zehn "echte" Braunbären müssten in diesen Bundesländern freigelassen werden, um das erneute Aussterben der Tierart in Österreich zu verhindern. Derzeit leben hier nur noch zwei Männchen. "Die Zahlen der Umfrage beweisen, dass die Österreichische Bevölkerung Ja zu neuen Bären sagt!" unterstreicht WWF-Bärenprojektleiter Christoph Walder. "Für uns ist das ein deutliches Signal, dass der Bär eine neue Chance erhalten soll. Jetzt braucht es einen nationalen Schulterschluss, damit dieses faszinierende Wildtier in Österreich wieder Fuß fassen kann."

Eine Ansiedlung von Bären, um deren Aussterben in Österreich zu verhindern, findet mit 71 Prozent eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. Am höchsten ist sie in der Steiermark (77 Prozent). Auch bei Personen, die einer Ansiedlung von Braunbären eher ablehnend gegenüber stehen, hegt knapp jeder Zweite (49 Prozent) Sympathie für die Bären. Die überwiegende Mehrheit der Österreicher ist von frei lebenden Bären fasziniert; allerdings löst eine mögliche Begegnung bei vielen auch ängstliche Gefühle aus. Dass seit knapp 20 Jahren in Österreich wieder Bären in freier Wildbahn leben, ist 87 Prozent der Befragten bekannt. Die heimischen Natur- und Erholungsgebiete werden mit 97 Prozent durchgehend geschätzt.


Niederösterreich: Respekt und Faszination
In Niederösterreich sprechen sich sowohl die Bewohner der Bärenkerngebiete in den Bezirken Lilienfeld, Scheibbs und Amstetten (70 Prozent) als auch die Einwohner von St. Pölten (72 Prozent) eindeutig für eine Bestandssicherung aus. Die Einstellung der Niederösterreicher ist bärenfreundlicher als im österreichischen Durchschnitt: 57 Prozent würden bei einem Spaziergang im Bärenrevier gerne Bärenspuren sehen; die Bewohner von St. Pölten finden es sogar zu 65 Prozent faszinierend, in einem Wald zu sein, in dem Bären leben. Insgesamt lassen sich die Gefühle der Niederösterreicher am besten mit Respekt (63 Prozent) und Faszination (48 Prozent) charakterisieren. Nur 24 Prozent der Niederösterreicher hat im Zusammenhang mit Bären ängstliche Gefühle.

Steiermark: Ja zum "alten Bekannten"
Mit überdurchschnittlichen 77 Prozent stehen die Steirer einer Bestandssicherung der Braunbären gegenüber: Sowohl die Bewohner der Bärenbezirke Bruck, Liezen und Graz als auch die Einwohner der Stadt Graz würden ein Bärenschutzprogramm begrüßen, in dessen Rahmen wieder Bären angesiedelt werden. Bärental, Bärofen, Bärenkopf oder Bärenalm: Diese Namen zeigen, dass der Bär in der Steiermark seit langem fest verankert ist. 53 Prozent der Steirer nennen "Sympathie" als Gefühl, das sie mit dem Bären verbinden; mehr als jeder zweite Steirer ist von Bären "fasziniert".

Oberösterreich: Gut informiert und bestens vorbereitet
Die Oberösterreicher haben mit 90 Prozent altersunabhängig eine überdurchschnittlich hohe Kenntnis vom Bärenprojekt. Knapp über die Hälfte der Oberösterreicher geben an, dass sie es faszinierend finden, in einem Wald zu sein, in dem Bären leben. Mit 23 Prozent haben unterdurchschnittlich wenige Oberösterreicher im Zusammenhang mit Bären ängstliche Gefühle. Die Befürwortung einer Bärenansiedlung liegt in Linz sowie den Bezirken Gmunden, Kirchdorf und Steyr-Land bei jeweils 69 Prozent. Oberösterreich hat sich im Rahmen eines Runden Tisches, an dem die Landesregierung, die Landwirtschaftskammer, die Jägerschaft, die Wissenschaft und der WWF vertreten waren, bereits im Mai 2008 auf ein Ja zu neuen Bären verständigt.


Intakte Natur: Wichtiger Wert für alle Österreicher
Die Wertschätzung für die intakten Natur- und Erholungsgebiete unserer Heimat ist unter den Österreichern sehr stark ausgeprägt. Es herrscht unter den Befragten aller Altersstufen und Bildungsschichten zu 95 Prozent Einigkeit darüber, dass Nationalparks für den Schutz unseres Naturerbes wichtig sind. "Der Braunbär ist ein Indikator für eine intakte Natur. Wo er sich wohl fühlt, wie etwa in großen zusammen hängenden Waldgebieten, dort ist sie noch in Ordnung", erklärt Walder. "Dass eine intakte Umwelt bei den Österreichern einen derart hohen Stellenwert genießt, ermutigt uns, weiterhin mit aller Kraft für die Rückkehr der Bären in ihre alte Heimat zu kämpfen!" Hier können die Projektpartner im Braunbärenschutz auf die aktuellen Umfragewerte bauen: Jeder zweite Österreicher würde eine Organisation, die sich gegen das Aussterben der Bären in den Alpen einsetzt, unterstützen.

Die Ergebnisse beruhen auf einer repräsentativen Telefonumfrage unter der Bevölkerung ab 18 Jahren (603 Befragte) in den Bärenregionen der Bundesländer Niederösterreich, der Steiermark und Oberösterreich, sowie den jeweiligen Landeshauptstädten, die im Mai 2008 im Auftrag des WWF durchgeführt wurde.
 
zurück