Wien (fwf) - Ungewöhnlich starke körperliche Belastung provoziert
zwar oxidativen Stress, der in der Folge aber keine nachhaltigen DNA-Schäden verursacht. Dies ist eines der
zahlreichen Ergebnisse eines ungewöhnlichen Forschungsprojektes des Wissenschaftsfonds FWF, die jetzt veröffentlicht
werden. Im Rahmen dieser Studie nahmen 42 Männer nicht nur an einem Triathlon, sondern gleichzeitig auch an
einer umfassenden medizinischen Studie teil. In dieser wurden zahlreiche physiologische Werte in einem Zeitraum
von zwei Tagen vor bis 19 Tage nach dem Triathlon untersucht.
Von "Sport macht fit" bis "Sport ist Mord" reicht das Spektrum persönlicher Einschätzungen
der Konsequenzen körperlicher Betätigung. Wissenschaftlich unbestritten ist der physiologische Nutzen
eines regelmäßigen Sporttrainings - nicht so eindeutig belegt ist der für extreme Ausdauerbelastung.
Tatsächlich gibt es Indizien, dass z. B. Ultra-LangläuferInnen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko durch
starken oxidativen Stress erleiden. Dabei entstehen reaktive Formen von Sauerstoff und Stoffwechselprodukte, die
Zellen- und Zellbestandteile schädigen können. Ob diese Belastung der LäuferInnen auch die oftmals
als Konsequenz beobachteten DNA-Schädigungen verursacht, klärte nun ein Projekt des Wissenschaftsfonds
FWF.
Eisenharte Wissenschaft
Im Rahmen des Projektes wurden 42 männliche Teilnehmer des Ironman Austria untersucht. Von diesen
wurden in der Folge 24 Teilnehmer für eine erweiterte Untersuchung auf DNA-Schäden herangezogen. Zu den
Ergebnissen Studienleiter Prof. Karl-Heinz Wagner vom Dept. für Ernährungswissenschaften der Universität
Wien: "Oxidativer Stress wird durch aggressive Sauerstoff-Radikale im Körper gebildet, die auch DNA schädigen
können. Den kurzfristigen Anstieg einiger Indikatoren für oxidativen Stress während des Wettbewerbs
konnten wir sehr gut belegen und haben diese Ergebnisse auch bereits publiziert. Jetzt konnten wir jedoch zusätzlich
noch zeigen, dass es trotz dieses Anstiegs zu keinen nennenswerten und dauernden Schäden der DNA der Sportler
kam. Ein Ergebnis, das überrascht und zunächst im Widerspruch zu Daten aus ähnlichen Studien zu
liegen scheint."
So zeigten andere Studien vor Kurzem während des Rennens einen Anstieg von DNA-Schäden bei LäuferInnen
eines Ultra-Marathons. Gleiches galt für MarathonläuferInnen unmittelbar nach dem Rennen. Doch untersuchten
diese Studien weder Wettbewerbe, bei denen die körperliche Anstrengung länger als 8 Stunden dauerte,
noch wurden die Daten über einen so langen Zeitraum wie bei dem Projekt von Prof. Wagner erhoben. So sammelte
das österreichische Forschungs-Team Blutproben der Triathleten zu insgesamt fünf Zeitpunkten: 2 Tage
vor dem Rennen sowie 20 Minuten und 1, 5 bzw. 19 Tage nach dem Rennen.
Zu den scheinbaren Widersprüchen meint Mag. Stefanie Reichhold, die gemeinsam mit Mag. Oliver Neubauer das
Projekt operativ betreute: "In den vergleichbaren Studien wurden andere, v. a. kurzlebige DNA-Schäden
analysiert. In unserer Studie konzentrierten wir uns vor allem auf Schädigungen der DNA, die sich nach der
Zellteilung auch in Tochterzellen wiederfinden und somit zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung des Körpers
führen können. Doch hier ist Entwarnung zu geben - unsere Studie zeigt klar, dass es in diesem Fall zu
keiner Erhöhung der untersuchten DNA-Schäden durch extremen Leistungssport kam."
Fit dank Stress
Für das Team um Prof. Wagner ist dieses Ergebnis ein Hinweis darauf, dass ein austrainierter Körper
auf erhöhten oxidativen Stress - und die damit einhergehende Gefahr von DNA-Schäden - mit verstärkter
Aktivierung von Gegenmechanismen reagiert. Dies können zum einen DNA-Reparaturmechanismen sein, aber auch
Maßnahmen zur Bekämpfung der ursächlichen freien Sauerstoffradikale. Diese Interpretation steht
im Einklang mit anderen bereits publizierten Ergebnissen aus dieser Studie, die eine sehr rasche und heftige entzündliche
Reaktion des Körpers während der Belastung zeigen - und ein ebenso rasches Abklingen dieser physiologischen
Vorgänge. Zusammenfassend deuten die Ergebnisse des FWF-Projektes an, dass die Auswirkung von Extremsport
stark vom Trainingszustand abhängt - und nicht vor der molekularen Ebene haltmacht.
Originalpublikation: No acute and persistant DNA Damage after an Ironman Triathlon. S. Reichhold,
O. Neubauer, V. Ehrlich, S. Knasmüller & K.-H. Wagner, Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2008, 17(8). |