LH Pühringer im Rahmen der Sommerakademie 2008 in Stift Reichersberg am Inn: "Volkskultur
ist Tradition verbunden mit Modernität und Weltoffenheit"
Linz (lk) - Nach längerer Pause findet dieses Wochenende die Sommerakademie des Österreichischen
Volksliedwerkes wieder in Oberösterreich in Stift Reichersberg am Inn statt. Die Sommerakademie ist eine Diskussionsplattform,
die sowohl den praktischen als auch den theoretischen Zugang zur Volkskultur - heuer unter dem Motto "Volkskultur
als Dialog" - zu hinterfragen und überprüfen versucht.
"Volkskultur wird heute nicht mehr ausschließlich als Traditionspflege verstanden", so Landeshauptmann
und Präsident des Österreichischen Volksliedwerkes Dr. Josef Pühringer in seiner Laudatio. "Sie
beinhaltet die Kreativität breitester Bevölkerungsgeschichten, in der auch sehr zeitgebundene Themen
ihren Platz haben. Auf diese wechselnden Kontexte kommt es an, sie machen Volkskultur zu einem beständigen
Dialog - als eine Praxis der Selbstvergewisserung moderner Gesellschaften. Es gilt, Modernität und Tradition,
High-Tech und Volkskultur miteinander zu verbinden. Gerade in OÖ prägen die Verbindung von Offenheit
für Neues und Liebe zur eigenen Heimat unser Landesbewusstsein."
Höhepunkt der Sommerakademie war am Abend des 29.08. die Verleihung des Walter-Deutsch-Preises 2008 an Volker
Derschmidt. Der am 22. Dezember 1934 in Linz geborene Volker Derschmidt entstammt einer oberösterreichischen
Lehrer und Volksmusikdynastie, die bis 1763 zurückreicht. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Wels absolvierte
er eine Ausbildung zum Volksschullehrer und war bis zu seiner Pensionierung in diesem Beruf tätig. Seine Freizeit
widmet er der Volksmusik. Gemeinsam mit der Welser Rud trug die Familie Derschmidt in der Nachkriegszeit wesentlich
zur Weiterentwicklung der Volkskultur in Oberösterreich bei. Volker Derschmidt spielt Geige, Oboe und Flöte
in zahlreichen Ensembles. Er leitete daneben auch das Josef Jobst Orchester. Gemeinsam mit der Welser Rud und einer
seiner Gruppen der "Landlerpartie" beschäftigte sich Volker Derschmidt intensiv mit dem Landler.
In zahlreichen Sänger-, Tanz- und Musikantenseminaren wirkt er als Referent. Seine professionelle Lehrtätigkeit
setzte er mit seiner Berufung an das Brucknerkonservatorium fort. Dort wurde ab 1983 das Lehrangebot im Bereich
Volksmusik durch ihn kontinuierlich erweitert. Weiters führte Volker Derschmidt das Lebenswerk seines Vaters
Hermann in Bezug auf die Volksmusikforschung und Dokumentation fort. So wurden die einst von seinem Vater aufgezeichneten
und gesammelten Volkstänze als Buch mit Tanzbeschreibungen und zweistimmigem Notenteil herausgegeben, mittlerweile
vom Sohn überarbeitet und mit zehn CDs neu aufgelegt. Diese Reihe zählt heute zum Standardwerk des Volkstanzes.
Darüber hinaus wurden über 100 Noten-, Liederhefte und Tanzbeschreibungen im Laufe der Jahre von ihm
herausgegeben. Kurz vor seiner Pensionierung war Volker Derschmidt auch als Archivleiter im Oberösterreichischen
Volksliedwerk tätig und wirkt noch heute als Beirat in dieser Institution.
Volker Derschmidt ist bereits Träger der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich und mit dem Konsulententitel
ausgezeichnet.
Der Walter-Deutsch-Preis wird alle zwei Jahre in Anerkennung besonderer wissenschaftlicher Leistungen auf dem Gebiet
der Volksliedforschung verliehen. Er wurde 1994 vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung ins Leben
gerufen und nach dem Volksmusikforscher Walter Deutsch benannt. "Mit der Verleihung des Preises an Volker
Derschmidt wird in einer Person ein Musikant, Pädagoge und Forscher ausgezeichnet, dem es gelingt, den Volkstanz
und die Volksmusik und damit die Volkskultur unseres Landes lebendig zu halten", so Pühringer. |