Bank Austria EinkaufsManagerIndex im August leicht verbessert, doch Rezession in der Industrie
hält an – Aktuelle Preisentwicklungen entlasten Unternehmen geringfügig
Wien (ba) - Der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigte sich im August etwas erholt.
Nach der rasanten Talfahrt der letzten Monate ist er von 47 im Juli auf aktuell 48,6 gestiegen. Der Wert von unter
50 bedeutet allerdings, dass sich die Lage in der heimischen Industrie gegenüber dem Vormonat abermals negativer
darstellt. "Auch wenn der Index im August leicht nach oben zeigt, bedeutet dies nicht, dass die Rezession
in Österreichs Industrie bereits vorüber ist. Vielmehr geht die Talfahrt nur etwas gebremst weiter",
so Stefan Bruckbauer, der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria. Nach Einschätzung der Ökonomen
der Bank Austria ist es auch noch zu früh den jüngsten Anstieg des Index als Anzeichen einer Bodenbildung
zu bewerten.
Die österreichische Industrie ist erst vor kurzer Zeit in die Rezession geraten. Das Konjunkturtal ist noch
nicht erreicht. Angesichts der sich verfestigenden ungünstigen internationalen Umfeldbedingungen wird die
Durststrecke aber auch nicht allzu rasch überwunden werden können. Das wird unter anderem durch die schwächelnde
Auftragslage unterstrichen. Sowohl die Aufträge aus dem Inland, als auch insbesondere jene aus dem Ausland
nehmen weiterhin ab. Aufgrund dessen befindet sich der Index für die Produktionsleistung der heimischen Industrieunternehmen
nun bereits den dritten Monat in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle. "Die weiteren Aussichten für
die österreichische Industrie müssen derzeit sehr zurückhaltend eingestuft werden", meint Bruckbauer
und ergänzt: "Die Industrie baut nach dem Plus von rund 3,5 Prozent im ersten Halbjahr nun deutlich ab
und wird damit im Gesamtjahr 2008 bestenfalls stagnieren."
Die österreichische Industrie passt den Mitarbeiterstand seit einigen Monaten an das schwächere Konjunktur-
und Geschäftsumfeld an. Im August wurde bereits den vierten Monat in Folge die Beschäftigung reduziert.
Obwohl der Stellenabbau im August weniger stark ausgefallen ist, als im Vormonat, kann nach Ansicht der Ökonomen
der Bank Austria auch für den Arbeitsmarkt keine Entwarnung gegeben werden. Die Beschäftigungssituation
in der Industrie wird sich in den nächsten Monaten weiter verschlechtern und auf die Gesamtwirtschaft negativ
ausstrahlen. "Höhere und längere Arbeitslosigkeit, weniger offene Stellen und zusätzliche Schwierigkeiten
für 'Problemgruppen' am Arbeitsmarkt, wie ältere Arbeitnehmer, rollen 2009 auf Österreich zu",
meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Im Zuge der Verteuerung von Vormaterialien und Energie waren die österreichischen Industriebetriebe im August
abermals mit stark steigenden Einkaufspreisen konfrontiert, wenn auch die Entwicklung des Ölpreises der vergangenen
Wochen eine leichte Abschwächung der Preisdynamik unterstützte. Dagegen beschleunigte sich der Anstieg
der Verkaufspreise den dritten Monat in Folge. Erstmals seit Jahresbeginn hat sich im August daher die Schere zwischen
Einkaufs- und Verkaufspreis ausgeweitet. "Die Preisdurchsetzungsmacht der heimischen Industrieunternehmen
bleibt angesichts der nachlassenden Nachfrage jedoch begrenzt, mit anhaltend negativen Konsequenzen auf die Kosten-
und Gewinnsituation im laufenden und im nächsten Jahr", so Pudschedl.
Innerhalb des vergangenen Monats haben sich einige externe Parameter für die heimische Industrie etwas verbessert.
So sind der Wechselkurs zum US-Dollar um rund sechs Prozent und der Ölpreis auf Eurobasis um zehn Prozent
gefallen. Die günstigeren internationalen Vorgaben haben den Geschäften der Industrieunternehmen jedoch
noch keine neuen Flügel verleihen können. Zu schwer wiegen die negativen globalen Konjunkturaussichten,
die sich nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria in den vergangenen Wochen nochmals verschlechtert haben.
Im Gefolge der andauernden US-Immobilienkrise sinken die Wachstumsaussichten für die USA und für Europa.
Vor allem im für die österreichische Zulieferindustrie so wichtigen Absatzmarkt Deutschland kühlt
die Konjunktur deutlich ab, was die Wachstumschancen für die heimische Industrie und damit für die gesamte
österreichische Wirtschaft schmälert. "Nach einem Anstieg des BIP um 2 Prozent im laufenden Jahr
erwarten wir für 2009 nur noch ein Wirtschaftswachstum um 1,2 Prozent", meint Bruckbauer. Da jedoch weder
Österreich noch die Eurozone große Ungleichgewichte zeigen, sollte die Schwächephase nach Einschätzung
der Ökonomen der Bank Austria im Verlauf von 2009 überwunden werden. |