Physiker realisieren einen stabilen "Quanten-Repeater"
Heidelberg (idw) - Wissenschaftlern der Universität Heidelberg, der University of Science and
Technology of China und der TU Wien ist ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zur Realisierung von Quantenkommunikation
über große Distanzen gelungen
Wissenschaftlern der Universität Heidelberg, der University of Science and Technology of China und der TU
Wien ist ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zur Realisierung von Quantenkommunikation über große
Distanzen gelungen. In ihren Experimenten konnten sie einen stabilen "Quantenrepeater" (in etwa: Quanten-Umsetzer)
realisieren, der das Potential hat, in zukünftigen Quantenkommunikations-Netzwerken als zentraler Baustein
zu dienen.
Will man Daten über große Entfernungen übertragen, muss man der unvermeidbaren Abschwächung
durch Verstärkung des übermittelten Signals entgegenwirken. Diese Regeneration des übermittelten
Signals wird bei klassischer Kommunikation in so genannten Repeaterstationen durchgeführt. Wenn Quanteninformation
übermittelt werden soll, verhindern die gleichen fundamentalen Prinzipien der Quantenphysik, die Quantenkommunikation
absolut sicher machen, eine solche Verstärkung, ohne dass dabei die übermittelte Information verloren
geht.
In der Ausgabe vom 28. August des Wissenschaftsmagazins "Nature" berichten Professor Jian-Wei Pan und
seine Kollegen über die Realisierung eines stabilen Quantenrepeaters, und demonstrieren erstmalig einen Verschränkungs-Austausch
mit dem Speichern und Auslesen von Licht. In dem Experiment wurde Quantenverschränkung, ein essentieller Bestandteil
von Quanteninformationsverarbeitung, zwischen zwei räumlich getrennten, durch ein 300 Meter langes Glasfaserkabel
verbundenen Atomensembles erzeugt. Die gespeicherten verschränkten Quantenzustände wurden nach einer
festgelegten Speicherzeit auf Photonen übertragen und dadurch verifiziert.
Der sichere Austausch von Information ist ein wichtiger Eckpfeiler unserer Informationsgesellschaft. Quantenkommunikation,
die Übermittlung von Daten codiert in Quantenbits, basiert auf den Gesetzen der Quantenmechanik und bietet
eine effiziente und absolut sichere Methode, Informationen in einem Netzwerk auszutauschen. Zurzeit beschränken
unvermeidbare Verluste (Absorption der Photonen im Kommunikationskanal) die Reichweite von Quantenkommunikation.
Daher wächst die Anzahl der benötigten Ressourcen exponentiell mit der Distanz.
Um dieses Problem zu lösen, schlugen 1998 Briegel, Dür, Cirac und Zoller (BDCZ) vor, Quantenrepeater
zu bauen. Die Grundidee dabei ist, den Kommunikationskanal in mehrere kurze Segmente zu unterteilen. Die Verschränkung
wird nun zuerst in hoher Qualität in den kurzen Segmenten aufgebaut. Anschließend werden diese durch
einen so genannten Verschränkungstausch verbunden. Die benötigten Ressourcen dieses Quantenkommunikations-
protokolls wachsen deutlich langsamer mit zunehmender Kommunikationsdistanz als bei früheren Protokollen und
sind damit praktisch umsetzbar. Dies setzt voraus, dass die in den Zwischenstufen erzeugte Verschränkung in
einem Quantenspeicher konserviert werden kann.
In der Verbindung des BDCZ-Protokolls mit Quantenspeichern liegt die zentrale Herausforderung. Dies wurde innerhalb
dieser Arbeit durch die Realisierung eines funktionellen BDCZ-Quantenrepeaters erfolgreich demonstriert.
Im Experiment werden zuerst zwei Ensembles von je einer Million ultrakalter Atome mit einer Temperatur von 100
MikroKelvin (-273,15 °C) in zwei magneto-optischen Fallen erzeugt. In jedem Ensemble wird dann durch einen
Raman-Streuprozess ein gemeinsamer Quantenzustand der Atome mit jeweils einem Photon verschränkt. Im Folgenden
werden die Ensembles in einen verschränkten Zustand überführt, indem eine gemeinsame Bell-Zustandsmessung
an den beiden einzelnen Photonen durchgeführt wird, der so genannte Verschränkungstausch. Dazu werden
diese Photonen zuvor durch eine 300 Meter lange Glasfaser geleitet. Die so erzeugte Verschränkung ist nun
in den Atomen gespeichert und kann später ausgelesen, verifiziert und weiter verwendet werden, indem man den
atomaren Quantenzustand wieder auf neue Photonen überträgt.
Die hier demonstrierte Methode, Verschränkung durch eine gemeinsame Bell-Messung an den Photonen zu erzeugen,
ist intrinsisch robust; im speziellen ist sie unabhängig von deren Phase, und deswegen kaum empfindlich auf
Längenänderungen im Kommunikationskanal. Dies ist essentiell, um Verschränkung und Verschränkungsverbindung
zwischen Quantenspeichern über lange Strecken zu ermöglichen, beides zentrale Elemente eines funktionstüchtigen
Quantenrepeaters mit stationären atomaren QuBits als Quantenspeicher und fliegenden photonischen QuBits als
Quanten-Nachrichtenträger.
Die Autoren gehen davon aus, dass die experimentell demonstrierten Elemente zu einem Quantennetzwerk erweitert
werden können; für eine robuste Anwendung müssen aber Qualität des Quantenspeichers und Atom-
Photon-Verschränkung noch signifikant verbessert werden.
Originalarbeit: Zhen-Sheng Yuan, Yu-Ao Chen, Bo Zhao, Shuai Chen, Jörg Schmiedmayer, Jian-Wei
Pan, Experimental demonstration of a BDCZ quantum repeater node, Nature, DOI: 10.1038/nature07241. |