PhysikerInnen der Uni Graz testen neue, energiesparende Werkstoffe
Graz (universität) - Hell erleuchtete Städte, EDV-Anlagen, die nie zur Ruhe kommen, Haushaltsgeräte
für jeden Zweck – ohne elektrischen Strom würde das Leben in modernen Gesellschaften zusammenbrechen.
Im Bemühen, den Verlust kostbarer Energie beim Transport zu den VerbraucherInnen zu verringern, bieten nanokristalline
Werkstoffe viel versprechende Aussichten. An der Karl-Franzens-Universität Graz leitet der Physiker Univ.-Prof.
Dr. Heinz Krenn gemeinsam mit seinem Kollegen Ao.Univ.-Prof. Dr. Günther Paltauf ein Projekt, in dem die Eigenschaften
nanokristalliner Materialien getestet werden.
„Der Wirkungsgrad leistungsfähiger Transformatoren kann heute Werte von 99,8 Prozent erreichen. Der Energieverlust
ist also sehr gering. Trotzdem würden sich hier weitere Verbesserungen auszahlen“, weiß Heinz Krenn.
„Wäre es möglich, den Wirkungsgrad mittels neuer Werkstoffe noch um 0,1 Prozent zu steigern, hätte
das für Österreich eine jährliche Kosten-Einsparung von rund 3,4 Millionen Euro zur Folge – bei
einem angenommenen Verbraucherpreis von sechs Cent pro Kilowattstunde, inklusive Öko-Abgaben“, rechnet der
Physiker vor. Auf der Suche nach Einsparungspotenzial konzentriert sich die Wissenschaft unter anderem auf neue
nanokristalline Werkstoffe. „Diese entstehen, wenn die kristalline Struktur eines Materials mit Hilfe spezieller
Verfahren bis in den Nanobereich zerkleinert wird“, erklärt Krenn. Stoffe mit nanokristallinen Strukturen
weisen veränderte magnetische und mechanische Eigenschaften auf, die eine Reduktion von Ummagnetisierungsverlusten
versprechen.
Im Projekt „Zerstörungsfreies Testen nanokristalliner Materialien“ erforscht das Team um Krenn und Paltauf
diese Eigenschaften, im Rahmen eines vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Nationalen
Forschungsnetzwerkes (NFN), koordiniert von der Uni Wien. Die WissenschafterInnen der Karl-Franzens-Universität
arbeiten dabei eng mit KollegInnen des Instituts für Materialphysik der TU Graz unter der Leitung von Univ.-Prof.
Dr. Roland Würschum zusammen. An der TU Graz kondensiert man Nano-Partikel in einem Gas bei niedrigem Druck,
um daraus ein schwammartiges, nanoporöses Material zu erhalten. Dieses verhält sich ganz außergewöhnlich.
„Ein Kubikzentimeter einer Probe besitzt eine innere Oberfläche von der Größe eines Fußballfeldes.
Diese Oberflächen können mit einer elektrolytischen Flüssigkeit elektrisch aktiviert werden. Dadurch
lassen sich die magnetischen Eigenschaften steuern“, so Krenn. Die komplexen Zusammenhänge in diesen hoch
verformten Stoffen sind noch kaum untersucht worden – die Grazer WissenschafterInnen betreten also großteils
Neuland.
Heinz Krenn beschreibt, wie die magnetischen Eigenschaften getestet werden: „Ein Laserpuls mit zehn Milliardstel
Sekunden Dauer ,klopft’ an das Material an. Die dabei entstehende Ultraschallwelle wird gemessen. Ausbreitung und
Dämpfung tragen Informationen über die internen elastischen Spannungen.“ Untersucht wird weiters, was
geschieht, wenn man die Probe magnetisiert, wie das etwa die Eigenschaften der Lichtreflexion beeinflusst.
Nanokristallines Material ist bereits im Einsatz, etwa in Computerplatinen und Konsum-Elektronik, kann jedoch bislang
nur in dünnen Folien hergestellt werden kann. „Diese weisen zwar verbesserte magnetische Eigenschaften auf,
halten aber mechanischen Verformungen nicht stand“, so Krenn. Die Grazer ForscherInnen sind auf der Suche nach
Alternativen, die beide Aspekte optimal vereinen. |