WWF-Modellprojekt mit 1.300 Fischern: Neue Technik senkt Beifang um fast 90 Prozent
Wien/Frankfurt (wwf) - Ein neuer Rundhaken verhindert den qualvollen Tod von Meeresschildkröten
in der Fischerei. Jedes Jahr verenden schätzungsweise 250.000 der vom Aussterben bedrohten Tiere qualvoll
an herkömmlichen Haken oder in Fischernetzen. Mit dem neuen Rundhaken kann dieser so genannte Beifang um bis
zu 90 Prozent gesenkt werden, berichtet ein neuer WWF-Report. Der Beifang gilt als die größte Bedrohung
für das Überleben der Unechten Karettschildkröte und der Lederschildkröte.
Vier Jahre lang haben der WWF und knapp 1.300 Fischer den neuen Rundhaken (Circle-Hook) in einem einzigartigen
Modellprojekt zwischen Peru und Mexiko getestet. Bei der traditionellen Fischerei auf Tunfisch und Goldmakrele
im Ostpazifik werden Langleinen mit tausenden Haken verwendet. Während des Tests wurden die klassischen, J-förmigen
Haken durch die Rundhaken ersetzt. „Wir waren von vornherein von diesen neuen Haken überzeugt, aber die Ergebnisse
haben uns dann doch verblüfft. Und wenn doch eine Schildkröte am Haken hängt, können die Fischer
95 Prozent der Tiere retten. Obendrein fangen die Fischer auch noch mehr Fisch. Damit profitieren alle von der
neuen Technik“, berichtet WWF-Fischereiexperte Georg Scattolin.
Der WWF hat eine weltweite Kampagne gestartet, um den Beifang in der Fischerei drastisch zu senken und besseren
Fangtechniken zum Durchbruch zu verhelfen. „Die Rundhaken müssen weltweit zur Pflicht werden“, fordert Scattolin.
So würden in der industriellen Fischerei an bis zu 100 Kilometer langen Leinen noch immer zehntausende herkömmliche
Haken eingesetzt. „Da werden die Fischkutter zu schwimmenden Folterkammern.“ In den USA ist der neue Rundhaken
in der kommerziellen Langleinen-Fischerei bereits Pflicht.
Der WWF fordert auch die europäischen Länder auf, entschiedener gegen den Beifang vorzugehen, denn auch
hier ist der ungewollte Fang von Fischen und anderen Meereslebewesen ein großes Problem. Die EU-Kommission
will in diesem Herbst einen Gesetzentwurf vorlegen, der die Fischer verpflichten wird, Beifänge erheblich
zu reduzieren. Schätzungen zufolge werden jedes Jahr weltweit 30 Millionen Tonnen Fisch und Meerestiere unabsichtlich
gefangen und anschließend weggeworfen. „Diese skandalöse Verschwendung muss aufhören“, so WWF-Experte
Scattolin.
Die innovativen Rundhaken wurden im Rahmen des weltweiten, vom WWF initiierten Wettbewerbs „Smart Gear“ („kluge
Netze“) entwickelt. Ziel der Initiative ist es, gemeinsam mit der Fischereiindustrie Fangmethoden zu etablieren,
die den Beifang reduzieren und so zur Rettung der Vielfalt unserer Meere beitragen sollen. |