Im Kristall, aber dennoch wie in Lösung: Chemische Reaktionen in den Poren von Einkristallen
Weinheim (idw) - Japanische Forscher von der Universität Tokio haben eine Komplexverbindung
hergestellt, die zu einem porösen Feststoff kristallisiert. Übliche, auch sperrige Reagenzien können
problemlos in diese Poren hineindiffundieren und sind ausreichen mobil, um mit eingebetteten Substraten zu reagieren.
Wie die Forscher in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, fungieren die Poren als eine Art kristallines
molekulares Reagenzglas. Die Reaktionsprodukte können darin direkt röntenographisch untersucht werden.
Nur Einkristalle lassen sich röntgenographisch untersuchen. Dabei wird die Streuung von Röntgenstrahlen
zur Strukturaufklärung genutzt. Flüssigkeiten lassen sich so nicht analysieren. Bei Festkörperreaktionen
ist die Methode auf Reaktionen beschränkt, bei denen die strukturellen Änderungen nur sehr gering ausfallen.
Sperrige Reagenzien kommen in einen gewöhnlichen, dicht gepackten Kristall gar nicht hinein, oft zerfallen
die Kristalle auch während einer Reaktion.
Das Team um Makoto Fujita entwickelte eine Komplexverbindung aus Zinkionen und aromatischen Ringsystemen, die zu
einem robusten Netzwerk mit großen Poren kristallisiert. Die Verbindung ist so konstruiert, dass reaktive
Atomgruppierungen, beispielsweise Aminogruppen, in den Hohlraum der Poren hineinragen. Eintunken in eine Lösung,
die gängige Reagenzien enthält, bringt diese in Kontakt mit diesen eingebetteten Reaktionspartnern. Dabei
gelangen auch sperrige Moleküle in die großen Poren. So ließen die Forscher die Aminogruppen mit
Essigsäureanhydrid oder Anilin reagieren. Die Reaktivität der eingesetzten Reagenzien und der Reaktionsverlauf
sind dabei nicht anders als wenn sich die beiden Reaktionspartner in freier Lösung begegnen würden. Der
Kristall verfärbte sich nach und nach, blieb aber trotz der Reaktion als intakter Kristall erhalten.
Da das Endprodukt auch nach der Reaktion immer noch als Einkristall vorliegt, kann der Reaktionsverlauf mit röntgenkristallographischen
Methoden verfolgt werden. Labile Reaktionsprodukte und Zwischenprodukte lassen sich auf diese Weise in situ herstellen
und bestimmen. Die chemischen Reaktionen in den Poren lassen sich aber auch nutzen, um die Porenwände gezielt
zu modifizieren. Beispielsweise können sie mit freien Säuregruppen bestückt werden. |