Vizekanzler Molterer: "Kulturpolitik ist die Kunst, der Kunst zu dienen"   

erstellt am
02. 09. 08

Oscarpreisträger Ruzowitzky: "Kreativindustrie ist das Erdöl des 21. Jahrhunderts"
Wien (bmf) - "Kunst und Kultur müssen sich selbst definieren und nicht durch die Kulturpolitik definiert werden. Kulturpolitik muss bewegen und ist die Kunst, der Kunst zu dienen. Kulturpolitik ist der Treibstoff, um Neues zu ermöglichen und gleichzeitig Bewährtes zu bewahren", betonte Vizekanzler Finanzminister Wilhelm Molterer bei einer gemeinsamen Podiumsdiskussion mit Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky, der Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler und Galerist Thaddaeus Ropac.

In der Kulturpolitik müsse man an die Spitze und an die Breite denken. Der Vizekanzler warnte vor einer Definition des Kulturbegriffs durch die Kulturpolitik, denn dadurch würde Erwünschtes und auch Unerwünschtes vordefiniert werden. "Es gibt in der Kulturförderung eine geteilte Verantwortung von öffentlicher Hand und privater Initiative - das müssen zwei Partner sein, die Verantwortung für den öffentlichen Raum übernehmen. Daher wird auch die steuerliche Anerkennung von Kunstförderung ein Thema bleiben", so Molterer, der auch die immer größerer Bedeutung der Kreativwirtschaft hervorhob. "Diese wird zu einem immer bedeutenderen Standortfaktor - diese wirtschaftliche Basis sollen und können wir gerade in Österreich diskutieren - die heimischen Kunst- und Kultur-Verantwortlichen haben das notwendige Selbstbewußtsein dazu", so Molterer.

"Uns geht’s zu gut - wir waren aufgrund unseres kulturellen Erbes nie gezwungen, dafür zu kämpfen. Kunst und Kultur wird in Österreich oft darauf reduziert als wäre es ein umwegrentables Gut im Tourismus", so Oscargewinner Stefan Ruzowitzky. Die Kreativindustrie sei das Erdöl des 21. Jahrhunderts und entwickle sich zu einem der wichtigsten Zukunftsmärkte. "Daher müssen langfristige Investitionen in Ausbildung und Infrastruktur getätigt werden, damit die heimische Kreativ-Szene auch international Gewicht hat, sonst gerät Österreich ins Hintertreffen. Dafür müssen etwa Filmförderungs-Einrichtungen forciert werden, um Filmproduktionen ins eigene Land zu holen. Ausgangspunkt einer schlagkräftigen Kreativwirtschaft muss das eigene Land sein", unterstrich der Oscarpreisträger.

Festspielintendantin Helga Rabl-Stadler sagte, dass Kulturpolitik Freiräume schaffen solle aber kein Steuerungsinstrument sein dürfe. "Wir dürfen nicht die wirtschaftliche Bedeutung etwa der Salzburger Festspiele übersehen. Die Kunst zahlt teilweise mehr zurück als sie an Geldmitteln über Subventionen erhält", so Rabl-Stadler, die die notwendige Förderung von Kunst und Kultur im Sinn einer Identitätsstiftung für junge Menschen hervorstrich. "In den Bereichen Kunst und Kultur hat Österreich einen internationalen Spitzenplatz. Da können wir mitreden. Österreich schwankt dabei zwischen einem zu hohen Selbstwertgefühl und einem kleinen Minderwertigkeitskomplex", betonte Rabl-Stadler

Galerist Thaddaeus Ropac strich die Notwendigkeit einer Neudefinition des Kulturbegriffs hervor - vor allem in Hinblick auf eine neue Standortdiskussion. "Politik hat die Aufgabe diese Neudefinition vorzugeben. Wir brauchen ein gesellschaftliches Umdenken. In den USA haben etwa die Leute das Gefühl, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu wollen - das fehlt derzeit noch in Europa. Die steuerliche Absetzbarkeit von Kulturförderungen wären ein wichtiger Schritt", so Ropac.
 
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