Budgetvollzug 2007 – Hohe Einnahmen, sinkendes Defizit, hoher Primärsaldo
Wien (pk) - Seinem Beschluss über den Bundeshaushalt 2007 hatte der Nationalrat ein nominelles
Wirtschaftswachstum von 4,4 % zugrunde gelegt, die Ausgaben waren mit 69,575 Mrd. Euro, die Einnahmen mit 65,713
Mrd. Euro veranschlagt, das Defizit mit 3,862 Mrd. Euro beziffert. Dank eines überdurchschnittlichen BIP-Wachstums
von nominell um 5,3 % auf 270,837 Mrd. Euro überstiegen die Einnahmen des Bundes den vorweg geschätzten
Betrag um 3,749 Mrd. Euro, während gleichzeitig das Ausgabenplus gegenüber dem Voranschlag mit 2,757
Mrd. Euro deutlich niedriger ausfiel. Laut kürzlich vorgelegtem Bundesrechnungsabschluss 2007 ( III-161 d.B.)
lag das Bundesdefizit 2007 mit 2,87 Mrd. Euro im Vorjahr um 992 Mio. Euro unter dem Voranschlag.
Das Defizit des Gesamtsstaates (Bund, Länder, Gemeinden, Sozialversicherungen) ging 2007 von 3,858 Mrd. Euro
auf 1,459 Mrd. Euro zurück und lag mit 0,5 % des BIP weit unter dem diesbezüglichen EU-Kriterium von
3 %. Die Staatsverschuldung nahm um 1,872 Mrd. Euro auf 161,328 Mrd. Euro zu, dennoch sank die Verschuldungsquote
(relativ zum BIP) weiter und lag mit 59,6 % erstmals unter den Referenzwert von 60 %. Der österreichische
Staatshaushalt hat auch 2007 alle EU-Kriterien nach Maastricht erfüllt.
Außer beim Kriterium "stabiler Geldwert" erreichte die Budgetpolitik im Vorjahr die im Bundeshaushaltsgesetz
als "gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht" beschriebenen volkswirtschaftlichen Ziele: hoher Beschäftigungsstand,
stabiler Geldwert, Sicherung des Wachstumspotentials und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Während
sich die Inflation im Jahresabstand von 1,5 % auf 2,2 % beschleunigte, blieb das reale BIP-Wachstum mit 3,1 % auf
hohem Niveau. Die Arbeitslosenquote ging von 6,8 % weiter auf 6,2 % (nach EUROSTAT von 4,7 % auf 4,4 %) zurück
und die Zahl der unselbständig Beschäftigten nahm um 2,1 % (2006: 1,7 %) zu. Außerdem vergrößerte
sich der Überschuss in der Leistungsbilanz von 6,29 Mrd. Euro auf 8,76 Mrd. Euro, sein Anteil am BIP vergrößerte
sich von 2,4 % auf 3,2 %.
Angesichts der nach wie vor hohen Staatsverschuldung, der Schere zwischen Einnahmequote (25,3 %) und Ausgabenquote
(26,3 %), der Belastungen künftiger Budgetjahre (104,832 Mrd. Euro) und Staatshaftungen von insgesamt 85,138
Mrd. Euro drängt der Rechnungshof als Verfasser des Bundesrechnungsabschlusses auf weitere Konsolidierungsmaßnahmen,
konkret auf eine umfassende Verfassungs- und Verwaltungsreform unter Einbeziehung aller Gebietskörperschaften,
auf eine Haushaltsreform und eine Zusammenführung von Finanzierungs- und Aufgabenverantwortung im Finanzausgleich.
Ökonomische Struktur des Budgets weiter verbessert
Im Interesse einer tiefer gehenden und längerfristigen ökonomischen Beurteilung dokumentiert der Bundesrechnungsabschluss
auch Budgetentwicklungen, die über das jeweilige Berichtsjahr hinausweisen. Rechnet man 2007 die als längerfristig
"saldenneutralen" Vermögenstransaktionen (etwa Grundstückskäufe oder -verkäufe) aus
dem Saldo des Allgemeinen Haushalts ("administrativen Saldo") heraus, erhält man den BIP-relevanten
Saldo. Der Primärsaldo des Bundes wiederum resultiert aus dem Abzug der Zinsenausgaben, ein wichtiger Indikator
für die längerfristigen Auswirkungen der aktuellen Finanzpolitik.
Beide Größen ließen auch 2007 eine günstige Entwicklung erkennen. Das BIP-relevante Defizit
nahm gegenüber 2006 von 4,006 Mrd. Euro auf 1,708 Mrd. Euro ab, während beim Primärsaldo der Überschuss
binnen Jahresfrist von 3,536 Mrd. Euro auf 5,199 Mrd. Euro zunahm.
Ausgaben
Die Ausgaben des Bundes stiegen im Jahresabstand um 1,870 Mrd. Euro oder 2,7 % auf 71,361 Mrd. Euro an, wobei auf
Transferausgaben 25,853 Mrd. Euro (2006: 25,698 Mrd. Euro) oder 36,2 % der Bundesausgaben, auf Finanzierungsausgaben
28,644 Mrd. Euro (2006: 27,673 Mrd. Euro) oder 40,1 % (2006: 39,8 %) entfielen. Für die Erstellung öffentlicher
Leistungen gab der Bund 2007 16,864 Mrd. Euro oder 23,6 % (2006: 23,2 %) seiner Aufwendungen aus.
Einnahmen
Die Bundeseinnahmen von 68,491 Mrd. Euro resultierten 2006 aus Steuereinnahmen, steuerähnlichen Einnahmen
und sonstigen Einnahmen (etwa Betriebsüberschüssen). Das Steueraufkommen erbrachte 2007 Nettoeinnahmen
von 43,635 Mrd. Euro (+7,9 %). 90 % davon stammten aus acht der über hundert in Österreich bestehenden
Steuerarten. Gegenüber 2006 stiegen die Lohnsteuereinnahmen von 18,092 Mrd. Euro auf 19,664 Mrd. Euro und
jene aus der veranlagten Einkommensteuer von 2,525 Mrd. Euro auf 2,629 Mrd. Euro; die Körperschaftsteuer stieg
auf 5,741 Mrd. Euro (2006: 4,833 Mrd. Euro), die Einnahmen aus der Kapitalertragsteuer I und II betrugen 2007 3,173
Mrd. Euro (2006: 2,240 Mrd. Euro). – Der Umsatzsteuerertrag nahm von 20,171 Mrd. Euro (2006) auf 20,832 Mrd. Euro
zu. Aus der Mineralölsteuer resultierten Einnahmen von 3,689 Mrd. Euro (2006: 3,553 Mrd. Euro), aus der Tabaksteuer
1,446 Mrd. Euro (2006: 1,408 Mrd. Euro).
Zunahme der Abgabenquote
Gemessen am BIP stieg der Anteil der Abgaben aller Gebietskörperschaften und abgabenähnlicher öffentlicher
Einnahmen (u.a. Kammer- und Sozialversicherungsbeiträge) 2007 auf 41,9 % (2006: 41,6 %) aus. Die Darstellung
der Quote nach der OECD-Steuerliste, die laut Rechnungshof für zwischenstaatliche Vergleiche besser geeignet
ist, zeigt einen Anstieg von 41,8 % (2006) auf 42,1 % (2007). |