Michael Spindelegger im Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen
Wien (pk) - Der Erste stellvertretende Vorsitzende der russischen Staatsduma Oleg Morozov besuchte
am Vormittag des 11.09. das Hohe Haus und traf mit seinem österreichischen Amtskollegen Michael Spindelegger
zu einem Meinungsaustausch zusammen.
Spindelegger unterstrich die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Österreich und Russland auf allen Ebenen und
begrüßte angesichts der Situation in Georgien die Gelegenheit zu einem Meinungsaustausch. Dabei erinnerte
Spindelegger an die lange Tradition konstruktiver Gespräche zwischen Österreich und Russland im Europarat
und unterstrich die Bedeutung des Europarats als Institution, in der die europäischen Staaten über wichtige
Zukunftsfragen sprechen können: die Unterstützung der Menschenrechte, die Entwicklung der Demokratie
und die Festlegung von Standards für das Verhalten in Krisensituationen. Die Zusammenarbeit der Parlamentarier
sei wichtig, weil sie anders an Probleme herangehen als Diplomaten, stellten Spindelegger und Morozov übereinstimmend
fest und sprachen sich für eine weitere Intensivierung der parlamentarischen Beziehungen zwischen Österreich
und Russland aus. Morozovs konkreter Vorschlag lautete, jungen Österreichern und jungen Russen Gelegenheit
zu geben, das parlamentarische System des jeweils anderen Landes kennen zu lernen, ein Vorschlag, auf den Präsident
Spindelegger ausdrücklich positiv reagierte.
Auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland bezeichnete Präsident Spindelegger als gut, sah die Parlamente
aber aufgerufen, Impulse aus den Unternehmen zu verstärken, wobei er konkret die Investitionssicherheit und
den gemeinsamen Kampf gegen die organisierte Kriminalität ansprach.
Auch der stellvertretende Parlamentspräsident Oleg Morozov ließ sein Interesse an einer Intensivierung
der wirtschaftlichen Beziehungen sowie an einer Lösung für das Problem "Leasingverträge"
erkennen und schlug vor, die parlamentarische Zusammenarbeit auch bei wirtschaftlichen Problemen zu vertiefen.
Russland sei etwa sehr daran interessiert, die österreichischen Erfahrungen bei der Entwicklung kleiner und
mittlerer Unternehmen zu nutzen und die österreichische Wirtschaft über ihre Möglichkeiten in den
Regionen Russlands, insbesondere auch in Morozovs Heimat Tatarstan, zu informieren.
Russland befasse sich intensiv mit globalen Problemen, sagte Morozov und sprach sich für eine neue Architektur
im Sicherheitsaufbau in Europa aus. Die Situation in Georgien, wo die Entwicklung der Demokratie nur erfolgreich
sein könne, wenn gegenseitige Interessen beachtet würden, habe bislang verdeckte Probleme aufgezeigt,
sagte Morozov. "Wir hatten keine Chance anders zu handeln", meinte Morozov und räumte ein, dass
niemand in Russland internationalen Applaus erwartet habe. Das Verhalten der EU in der Kaukasuskrise bezeichnete
Morozov als korrekt und sprach die Hoffnung auf eine Einigung über Standards für das Verhalten in Krisensituationen
aus, mit denen sowohl die Europäische Union als auch Russland zufrieden sein können.
Als Beispiel für die Möglichkeiten der parlamentarischen Zusammenarbeit in Krisensituationen nannte Morozov
den jüngsten Besuch einer Gruppe von EU-Parlamentariern, die sich im Krisengebiet im direkten Kontakt mit
der Bevölkerung ein Bild von den Zerstörungen und den katastrophalen Auswirkungen auf die Bevölkerung,
unter anderem wegen des Einsatzes von Streubomben machen konnten. Es liege im Interesse Russlands, den Europäern
offene Einblicke in die Situation im Krisengebiet zu ermöglichen, sagte Morozov und schlug die Herausgabe
eines Weißbuchs mit Daten über die getöteten Menschen, die Zerstörungen und deren finanzielle
Auswirkungen zu geben. |