Leitl: Erste Auswirkungen der Konjunkturabschwächung auf den Arbeitsmarkt erkennbar
Wien (pwk) - Zurzeit ist die Arbeitsmarktlage in Österreich noch positiv, aber erste Auswirkungen
der Konjunkturabschwächung auf die Beschäftigung sind bereits erkennbar. Die Zahl der Arbeitslosen in
Österreich könnte nach Prognosen um 10.000 bis 20.000 im kommenden Jahr steigen. Deshalb fordert die
Wirtschaftskammer Österreich verstärkte Maßnahmen für eine stabile Beschäftigung. „Die
abflachende Konjunktur wird vor allem Niedrigqualifizierte, Ältere und Jugendliche treffen. Die Politik ist
deshalb gefordert, so schnell wie möglich arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zu setzen, um insbesondere
diesen Problemgruppen den Einstieg in das Arbeitsleben zu erleichtern und Arbeitsplätze zu sichern“, betonte
WKÖ-Präsident Christoph Leitl am 11.09. vor Journalisten in Wien. In diesem Sinne wünscht sich die
Wirtschaftskammer gleich nach der Nationalratswahl eine Arbeitsmarktkonferenz der Sozialpartner und der Regierung,
die sich im AMS gemeinsam an einen Tisch setzen, um ein Maßnahmenpaket für die von der Konjunkturabschwächung
betroffenen Personen auszuarbeiten. Wenn die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr steigt, soll rasch gegengesteuert
werden können.
„Eine Maßnahme ist dann sinnvoll und geeignet, wenn sie verhindert, dass Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren
oder dafür sorgt, dass diejenigen die arbeitslos geworden sind, schnell wieder in den Arbeitsprozess integriert
werden“, konkretisierte Leitl seine Vorstellungen. Alle Förderungen, die Anreize setzen und unmittelbar zur
Beschäftigung führen, hätten positive und auch langfristige Effekte. Die WKÖ schlägt deshalb
drei vorrangige Maßnahmen vor:
Kombilohn Neu
Erstens einen Kombilohn Neu, mit dem niedrig entlohnte Arbeit durch einen Lohnzuschuss vom Staat wieder attraktiver
gemacht wird und vor allem die Langzeitarbeitslosigkeit reduziert werden kann. Die Sozialpartner arbeiten bereits
an einem gemeinsamen Modell, das auf die Zielgruppen ältere Arbeitskräfte über 45 Jahre, aber auch
WiedeinsteigerInnen und Menschen mit Behinderung abzielt. „Die konkreten Resultate soll dann die Job-Konferenz
mit der Regierung hervorbringen“, so Leitl.
Eingliederungshilfe weiter ausbauen
Zweitens soll das sehr erfolgreiche Instrument der Eingliederungsbeihilfe (Lohnkostenzuschuss an Arbeitgeber bei
Einstellung von Langzeitarbeitslosen bzw. von Langzeitarbeitslosigkeit bedrohten Personen) weiter ausgebaut und
der Anteil am Budget für aktive Arbeitsmarktpolitik erhöht werden. Leitl: „Eine Evaluierung des WIFO
und ein EU-Vergleich bescheinigen der Eingliederungsbeihilfe überdurchschnittlich positive Effekte bei der
Wiedereingliederung von über 45-Jährigen. Die Geförderten waren auch nach Ende der Förderung
deutlich besser in den Arbeitsmarkt integriert als ungeförderte Personen.“ Gleichzeitig gelte es, die 45+-Generation
in ihrer Qualifikation zu stärken. Dafür stellt sich Leitl eine Verdoppelung der Bildungsprämie
sowie konkrete Weiterbildungsanreize im Sinn von „lifelong learning“ vor.
Coaching-Modelle gegen Jugendlangzeitarbeitslosigkeit
Und drittens plädiert die Wirtschaftskammer für Coaching-Modelle nach dem Vorbild „Der Jugend
eine Chance“. Mit dem gemeinsam von AMS und WKÖ ins Leben gerufenen Projekt „konnte die Jugendlangzeitarbeitslosigkeit
im Zeitraum von 2005 bis 2007 von 1510 auf 763 halbiert werden“, freut sich Leitl. „Dieses Erfolgsmodell soll künftig
auf alle Jugendliche sowie auch auf andere Zielgruppen, die Beschäftigungsprobleme haben, ausgedehnt werden.“
Insgesamt solle mit diesem Beschäftigungspaket in Ergänzung mit dem 3er-Wachstumspaket (Kaufkraft erhöhen,
Standort stärken und Exportoffensive) dem Ziel nach mehr Wachstum und Beschäftigung in Österreich
entsprochen werden. Leitl fordert zur Stärkung der Kaufkraft eine Entlastung der Österreicherinnen und
Österreicher um 700 Millionen Euro: „Der Staat soll zurückgeben, was er etwa aufgrund gestiegener Energiepreise
an Kaufkraft abgeschöpft hat. Da ist das Paket von Finanzminister Molterer ein richtiger Schritt. Zugleich
fordert der WKÖ-Präsident von der Öffentlichen Hand einen Stopp bei der Anhebung von Abgaben und
Gebühren. Zur Stärkung des Standorts müsse 2010 eine Steuerreform umgesetzt werden. Leitl: „Viele
wichtige Betriebe wie etwa Swarovski planen einen Beschäftigungsabbau und eine Verlagerung der Produktion,
um konkurrenzfähig zu bleiben. Da müssen bei uns die Alarmglocken schrillen.“ Und nicht zuletzt müsse
jede Exportchance genützt und die Internationalisierungsoffensive ausgebaut werden. Leitl: „Wenn wir es schaffen,
insgesamt ein bisschen besser abzuschneiden als andere Länder, haben wir schon viel erreicht.“ |