ForscherInnen der Uni Graz und der TU Graz entschlüsseln eine bisher unbekannte Protease-Struktur
Graz (universität) - Eigentlich waren die WissenschafterInnen an der Analyse einer Protease
im Nervensystem des Menschen interessiert, der eine Rolle bei der Kontrolle von Schmerzprozessen zugeschrieben
wird. Doch im Zuge der Forschungen machten die Arbeitsgruppen der Karl-Franzens-Universität Graz und der Technischen
Universität Graz eine völlig neue Entdeckung: Sie entschlüsselten die dreidimensionale Struktur
eines Proteins aus einer bislang nicht näher beschriebenen Familie von Proteasen. Proteasen sind wichtige
Katalysatoren in der Zelle, die für zahlreiche Lebensprozesse, wie zum Beispiel Verdauung, Blutgerinnung oder
Abbau von Botenstoffen, unersetzlich sind. Diese vielversprechenden Erkenntnisse ebnen unter anderem den Weg zur
Entwicklung neuer, schmerzstillender Medikamente.
Bestimmt wurde diese neue Struktur von Pravas Baral, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Univ.-Doz. Dr. Karl Gruber
vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Uni Graz. In Zusammenarbeit mit ForscherInnen der TU unter
der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Peter Macheroux vom Institut für Biochemie gelang es dem Strukturbiologen,
einen Vertreter der Proteasenfamilie M49 aus der Bäckerhefe zu kristallisieren. Die Röntgenstrukturanalyse
hat ergeben, dass es sich um einen neuartigen Faltungstyp handelt, der bislang noch nicht in der Natur beobachtet
worden war. Die Struktur dieses Proteins gibt außerdem Aufschluss über seine Funktionsweise – Erkenntnisse,
die auch auf das menschliche Protein übertragbar sind, und damit wichtige Impulse für die Medikamentenentwicklung
liefern.
Pravas Baral ist einer der ersten Doktoranden in dem vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten
und von beiden Universitäten gemeinsam durchgeführten Doktoratskolleg „Molekulare Enzymologie“. Besonders
stolz sind die ForscherInnen über eine Auszeichnung durch das renommierte „Journal of Biological Chemistry“.
Die im August erschienene Publikation wurde zum „Paper of the Week“ gewählt. Sie zählt damit zu den besten
1 Prozent der angenommenen Zuschriften, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Bedeutung diese Auszeichnung erhalten. |