Filmvorführung bei der Vereinigung der Pensionisten Österreichs in Israel
Tel Aviv (gewitsch) - Am 15. September fand in der Cinemathek in Tel Aviv die Erstaufführung des
Films über das - leider so kurze und doch so reichhaltige - Lebenswerk von Aharon Menczer statt. Aharon Menczer
wird der "österreichische Janosz Korczak" genannt, weil er freiwillig - obwohl er bereits gerettet
war! - mit seinen Schützlingen/Zöglingen während der Shoa in den Tod ging, um sie nicht zu verlassen.
Er war nach dem Anschluß, als Leiter von Jugendgruppen in der zionistisch-sozialistischen Bewegung "Gordoniah",
verantwortlich für die Einwanderung von Jugendlichen ("Aliyath Noar") nach dem damaligen Mandatsgebiet
Palästina, obwohl er damals nur 21 Jahre alt war. Es gelang ihm, von seinen Gruppen viele Hunderte zu retten,
die meist schon keine Eltern mehr hatten und nur fünf bis neun Jahre jünger waren als er selbst. Im Frühling
1939 (!) brachte er noch selbst eine Gruppe nach Palästina und kehrte von dort, trotz aller Warnungen seiner
Familie (die sogar seinen Reisepass versteckte, um ihn an der Rückkehr zu hindern) nach dem damaligen Deutschem
Reich zurück, weil er sagte daß - solange es noch dort Jugendliche gäbe, die seine Hilfe brauchten
- er nicht in Sicherheit in Palästina leben könnte. In Wien organisierte er ein Waisenhaus für jüdische
Kinder, wo sie sogar Unterricht erhielten. Mit diesen Schützlingen kam er im August 1943 nach Theresienstadt
und von dort im Oktober des selben Jahres nach Birkenau II, zum furchtbaren Ende, als er noch nicht 27 Jahre alt
war.
Die Veranstaltung war von der Vereinigung der Pensionisten Österreichs in Israel sehr gut organisiert worden;
diese Vereinigung hat auch die Produktion – gemeinsam mit dem Zukunftsfonds Österreich und dem Natonalfonds
Österreich – des Films gefördert.
Der Saal der Cinemathek war überfüllt, naturgemäß in erster Linie von Ex-Österreichern
oder deren Nachkommen. Gideon Eckhaus, der Vorsitzende der Vereinigung, begrüßte die Anwesenden, darunter
Botschafter Mag. Michael Rendi, sowie Dr. Arad Benkö, den Direktor des österr. Kulturforums in Israel,
und die Mitglieder der Familie Menczer. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck daß viele Jugendliche
im Publikum waren, darunter auch eine Pfadfindergruppe. Auch der Korrespondent des ORF in Israel, Ben Segenreich,
und der bekannte Journalist und Publizist, Prof. Ari Rath, der zu den Schützlingen von Menczer zählte,
waren dabei. Ein Neffe von Aharon Menczer erzählte über seinen Onkel und dann kam der rührende und
bewegende Film. Natürlich können wir in diesem Rahmen nicht den Inhalt beschreiben, sondern nur berichten,
daß einige der Personen, die im Film über Menczer referierten, auch an der anschließenden Diskussion
teilnahmen: Vor allem Leo Luster, dem Menczer damals das Leben rettete und der die Produktion des Films anregte,
Prof. Ora Kedem (damals Katz), Ezra Peri und Dr. Martin Vogel der beschrieb, wie Menczer, vor der Deportation,
ihn als seinen Nachfolger einsetzte. Die Regisseurin, Tova Korczin, wurde - mit Recht - sehr gelobt und erhielt
einen sehr schönen Blumenstrauß.
Es war ein denkwürdiger, wenn auch ernster und ergreifender Nachmittag, den alle Zuschauer sicherlich nicht
vergessen werden.
Peter F. Michael Gewitsch
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