München: Auf geht's zur Wiesn 2008  

erstellt am
18. 09. 08

Die Tracht - Kostüm oder Gwand
Fahren Sie aufs Oktoberfest nach München! Am 20. September fängt´s an. Aber haben Sie auch ein neues Dirndl - am besten im Landhausstil? Beziehungsweise eine Lederhose, vorzugsweise ohne Hosenträger, statt dessen mit Gürtel, ein rot-weiß-kariertes Hemd, ein neckisches Halstuch und weiße Wadlstrümpfe ohne Gummizug, damit sie zieharmonikamäßig bis zu den Knöcheln herunter rutschen? Und meine Damen, haben Sie ein Biesl-Herzl - nein? Und Sie wissen auch gar nicht, was das ist? Nun, zum Glück lesen Sie diese Zeilen und schwimmen mit dem mainstream. Sie brauchen ein Biesl-Herzl. Dieses Mini-Portemonnaie in Herzlform dient zum Aufbewahren des notwendigen Münzgeldes für den Fall, dass man (Frau) muss. Sie hängen das Herzl an seiner Schlinge ins Miedergeschnür. Jetzt sind Sie "en vogue" und gelten auf der Wies`n 2008 nicht als rückständig.

Man hat eben im Kostüm aufs Oktoberfest zu gehen. Je weniger die bairische Sprache (noch) beherrscht wird, umso mehr muss man sich kostümieren, um seiner Identität nicht verlustig zu gehen. Als österreichischer Nachbar hat man da aber einen sprachlichen Bonus.

Nur echtes Landvolk kommt im Gwand, nicht im Festtags-, aber doch im guten Gwand, denn schließlich geht´s ja aufs Oktoberfest. Der Trachtenanzug und das Dirndl sind nicht extra für die Wies`n gekauft worden, sondern haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel, und man trägt es ja nicht nur einmal im Jahr zur Wies`nzeit, sondern geht auch an Sonntagen damit in die Kirche und ins Wirtshaus. Die Lederhose ist meist noch älter und stammt nicht selten aus dem Nachlass eines Vorfahren; manchmal ist der Vater aus der Hose herausgewachsen, und der Bub wird allmählich darin Platz finden. Denn was für den Schotten der Kilt, ist für den Gebirgler die Lederhose. Nebenbei: weder Schotten, noch die alpinen Menschen bajuwarischer Abstammung laufen das ganze Jahr über in diesen Beinkleidern bzw. Röcken herum.

Die Tracht hat sich - als Kleidung des Volkes - aus ökonomischen Gründen langsamer gewandelt und war deshalb weniger modischen Einflüssen unterworfen als bürgerliche und adelige Kleidung.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Aneignung des Volkstums durch den Adel, durch die Habsburger in Österreich und Wittelsbacher in Bayern. Man wollte sich bei ländlichen Jagdausflügen nicht vom Gefolge unterscheiden. Erzherzog Johann, Kaiser Franz-Joseph, König Max II. und der Prinzregent Luitpold von Bayern zeigten sich in kurzen Lederhosen. Diese Übernahme blieb nicht ohne Auswirkungen. Bei der Landbevölkerung rief sie ein neues Selbstbewusstsein hervor, das bis heute bewahrt wird.

Heutzutage kostet das Trachtengwand oft mehr als andere Kleidung. Die Jeans haben die Lederhosen im Alltagsleben verdrängt, wenn nicht gar ersetzt. Tragen wir unser Gwand zur rechten Zeit mit Würde und nicht als Kostüm.

Eduard Bittlinger, Wörthsee bei München


 

Auf geht's zur Wiesn 2008
16 Tage lang können sich heuer vom 20. September bis zum 05. Oktober Oktoberfest-Fans und solche, die es werden wollen, auf dem größten Volksfest der Welt amüsieren.



Foto: Landeshauptstadt München / B. Roemmelt

Gestartet wird die Wiesn mit dem berühmten Ausruf “O’zapft is!” des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude beim traditionellen Fassanstich am Samstag, 20. September 2008, 12.00 Uhr in der Schottenhamel-Festhalle.

Seinen Ursprung fand das Oktoberfest anno 1810 in den Hochzeitsfeierlichkeiten des Kronprinzen Ludwig, des späteren König Ludwig I. von Bayern, und der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Nach ihr ist auch das Festgelände mitten in der Stadt benannt: die Theresienwiese, von den Ein-heimischen liebevoll zur „Wiesn“ verkürzt. 24 Oktoberfeste mussten bisher ausfallen – in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, wegen Cholera-Epidemien in den Jahren 1854 und 1873.

Heuer wird zum 175. Mal unterhalb der Bavaria wieder Lebenslust und Lebensfreude zu spüren sein, wenn es heißt, „Auf geht’s zur Wiesn!“.



Foto: Landeshauptstadt München / C. Reiter

Gefeiert wird dieses Jubiläum nicht, da München in diesem Jahr bereits seinen 850. Stadtgeburtstag mit zahlreichen Festivitäten und Bürgeraktionen begangen hat und im Jahr 2010 das große Jubiläum "200 Jahre Münchner Oktoberfest" ansteht.

Das Festgelände erstreckt sich in diesem Jahr als „Kleine Wiesn“ über eine Fläche von 26 Hektar, da vom 20. bis 28. September auf dem Südteil der Theresioenwiese das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest (http://www.zlf.de) stattfindet. 565 Betriebe wurden zugelassen, darunter 79 gastronomische Betriebe, 227 Schausteller, 307 städtische Verkaufseinrichtungen sowie mehrere Servicebetriebe (Elektroinstallation, Zeltbau, usw.). Insgesamt sind rund 12.000 Personen auf dem Oktoberfest beschäftigt.

Festbier und Kulinarisches
In den 14 Festhallen mit zusammen über 100.000 Sitzplätzen wird das spezielle Oktoberfestbier der sechs Münchner Großbrauereien (Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Paulaner, Spaten und Staatliches Hofbräuhaus) mit einer Stammwürze von rund 13 Prozent ausgeschenkt. Dazu schmecken bayerische Schmankerl wie Radi (Rettich), Obatzta (Angemachter Käse), Schweinswürstl, Brathendl oder Steckerlfisch. Eine Wiesn-Spezialität sind die Ochsen am Spieß in der Ochsenbraterei. Insgesamt laden rund 77 gastronomische Mittel- und Kleinbetriebe zum Feiern ein.



Foto: Landeshauptstadt München / A. Mueller


Immer wieder rundherum
Über 120 Fahr-, Schau- und Belustigungsgeschäfte laden zur Wiesn-Gaudi ein. Typisch für das Oktoberfest ist die spezielle Mischung aus Hightech und Nostalgie. Neben den spektakulärsten Großfahrgeschäften wie der „Höllenblitz“ oder „Olympia Looping“ finden sich Traditionsbetriebe, die nur noch auf der Wiesn anzutreffen sind: zum Beispiel der Flohzirkus, die „Krinoline“, das „Teufelsrad“ und die Wiesn-Institution, das Varieté Schichtl. Rund 90 Prozent der Schaustellerbetriebe haben ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert; dazu gehören unter anderem die Schiffschaukeln, Rutschbahnen und Irrgärten.

Öko-Wiesn
Das mit dem „Öko-Oscar“ 1997 ausgezeichnete Oktoberfest ist auch weiterhin führend bei der Umsetzung umweltverträglicher und ökologisch relevanter Maßnahmen bei Großveranstaltungen: Abfallreduzierung, Wasser-Recycling, Verwendung von Öko-Strom “M-Strom Natur“ und Schmankerlangebote aus zertifiziertem Bio-Anbau und artgerechter Tierhaltung.

Tipps für einen gelungenen Wiesnbesuch

  • Die Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wird empfohlen.
  • Wer es gern gemütlich hat, der sollte die Freitagabende und Samstage für den Besuch meiden und die ruhigeren Tage unter der Woche für den Wiesnbummel wählen.
  • Aktion „Wiesnhits für Kids“ – eine Broschüre des Tourismusamts zeigt im Überblick Angebote und Serviceleistungen für Kinder und Familien; die Broschüre ist während der Wiesn u. a. im Servicezentrum Theresienwiese, an den Touristinfostellen am Marienplatz und im Hauptbahnhof kostenlos erhältlich.
  • Bitte darauf achten, dass sich Kinder unter sechs Jahren - auch in Begleitung Erziehungsberechtigter - nach 20.00 Uhr nicht mehr in Bierzelten aufhalten dürfen. Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren ist die Anwesenheit auf der Festwiese ab 20.00 Uhr nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten gestattet.
  • Kinderwagen sind von Sonntag bis Freitag auf dem Festgelände bis 18.00 Uhr erlaubt. An Samstagen sind Kinderwagen auf der Wiesn generell untersagt.

Alle weiteren Informationen finden Sie hier >

     
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