Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im August das sechste Mal in Folge – Teuerung sinkt zwar
rascher, Konsum dennoch ohne Schwung – Konjunkturtal erst Mitte 2009 überwunden
Wien (ba) - Der Bank Austria Konjunkturindikator hat im August mit einem Rückgang von 1,5 auf
1,3 Punkten seinen Sinkflug prolongiert. Eine entscheidende Rolle für die fortgesetzte Abnahme des Indikatorwerts
spielten die ungünstigen internationalen Rahmenbedingungen, die auf die Stimmung in der europäischen
Industrie drücken. Das Vertrauen in eine günstige zukünftige Geschäftsentwicklung hat im August
in allen großen europäischen Industrienationen abgenommen und ist vor allem auch in Deutschland und
Italien kräftig gesunken. Diese beiden Länder sind mit einem Anteil von gemeinsam fast 40 Prozent an
den gesamten österreichischen Warenausfuhren die zwei wichtigsten Handelspartner der heimischen Exportwirtschaft.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch die österreichische Industrie mit mehr Skepsis in die Zukunft
blickt. "Während die Industrie deutlich weniger Zuversicht zeigt, hat sich die Stimmung der heimischen
Konsumenten im August – wenngleich auf tiefem Niveau - stabilisiert", begründet Stefan Bruckbauer, stv.
Chefvolkswirt der Bank Austria, die Verlangsamung des Indikatorrückgangs.
Durch die mittlerweile sechste Abnahme in unmittelbarer Folge ist die längste rückläufige Periode
des Indikators seit dem Jahr 2001 markiert. "Der im August zwar langsamer, aber seit Monaten beständig
sinkende Bank Austria Konjunkturindikator lässt darauf schließen, dass der österreichischen Wirtschaft
ein längerer Konjunkturwinter beschert werden könnte, als ursprünglich erwartet", meint Bruckbauer.
Positive Ölpreis- und Wechselkursentwicklungen konterkariert
Noch bis zum Frühjahr dieses Jahres hatte überwiegend das Ausland für den Schwung in der
heimischen Wirtschaft gesorgt. Mittlerweile haben die großen europäischen Märkte jedoch unübersehbare
Schwächezeichen. Die Industrie steht in einigen Ländern vor einer Rezession und die Konjunkturrisiken
im Zusammenhang mit der angespannten Lage im internationalen Finanzsektor als Folge der US-Immobilienkrise haben
sich in den vergangenen Tagen noch erhöht. Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria werden
die externen Konjunkturimpulse in den nächsten Monaten daher noch schwächer ausfallen als vor wenigen
Wochen angenommen. Nur eine geringfügige Erleichterung versprechen dagegen die für die Exportwirtschaft
verbesserte Wechselkursrelation zum US-Dollar und der jüngste Ölpreisrückgang. "Der Dollarkursanstieg
und der Ölpreisverfall kommen der heimischen Wirtschaft entgegen. Sie können den dämpfenden Effekt
des verschlechterten internationalen Konjunkturklimas jedoch kaum kompensieren", meint Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl.
Inflationswende mit begrenzter Konsumwirkung
Der deutliche Rückgang der Ölpreise in den vergangenen Wochen hat die kürzlich eingesetzte
Trendwende in der Inflationsentwicklung, die der moderaten Entspannung der Nahrungsmittelpreise zu verdanken ist,
gestärkt. Die Bank Austria hat daher die Inflationsprognose für den Jahresdurchschnitt 2008 geringfügig
auf 3,3 Prozent gesenkt. Sofern der Trend auf den Rohstoffmärkten anhält, wird die Teuerung in den nächsten
Monaten zwar etwas rascher sinken, aber dennoch nur relativ langsam zurückgehen, da nun verstärkt mit
Preisanpassungen bei Produktgruppen zu rechnen ist, die von den vergangenen Anstiegen im Nahrungsmittel- und Rohstoffbereich
kostenmäßig betroffen sind. Für 2009 erwarten die Ökonomen der Bank Austria nun eine durchschnittliche
Teuerung von 2,5 Prozent. Der träge Inflationsrückgang wird sich kaum positiv auf das verfügbare
Einkommen der Haushalte auswirken und den Konsum daher nur wenig stimulieren. "Der Konsum wird voraussichtlich
auch 2009 nicht das Potenzial haben, eine konjunkturelle Trendwende einzuläuten. Die Hoffnungen der österreichischen
Wirtschaft ruhen einmal mehr auf möglichen Impulsen aus dem Ausland", meint Pudschedl.
Bescheidene Wachstumserwartungen 2009
Diese werden jedoch vorerst weitgehend fehlen. Im zweiten Halbjahr bewegt sich die österreichische
Wirtschaft daher am Rande des wirtschaftlichen Stillstands. Angesichts des guten Starts ins laufende Jahr halten
die Ökonomen der Bank Austria an der Wachstumsprognose von 2 Prozent für 2008 fest. Die Eintrübung
des internationalen Konjunkturklimas wird der heimischen Wirtschaft voraussichtlich stärker und länger
zusetzen als bisher angenommen. Angesichts der jüngsten Entwicklungen auf den Finanzmärkten sind die
Risiken für die Wachstumsaussichten zudem weiter abwärtsgerichtet. "Die heimische Wirtschaft muss
sich im kommenden Winter warm anziehen und erst gegen Mitte des nächsten Jahres wird das Konjunkturtal voraussichtlich
durchschritten sein. Die österreichische Wirtschaft wächst 2009 bescheidene 1,2 Prozent", prognostiziert
Bruckbauer. |