St. Pölten (nöwpd) - "Wir haben noch viel Platz", betont Immobilientreuhänder Paul
Edlauer aus St. Pölten gegenüber dem NÖ Wirtschaftspressedienst und verweist auf ein bemerkenswertes
Faktum: Die Fläche von St. Pölten ist größer als die von München.
Die Donaubrücke bei Traismauer und die Fertigstellung der Hochleistungs-Bahnstrecke zwischen St. Pölten
und Wien werden in den nächsten Jahren einen Trend noch verstärken, der sich jetzt schon abzeichnet.
"Nach Jahren des Preisrückgangs haben wir jetzt offenbar die Talsohle durchschritten. Es geht wieder
bergauf", sagt Alexander Ertler, Geschäftsführer der Immobilienplattform Immobilien.NET, die eine
groß angelegte Preis-Studie durchgeführt hat - auf der Basis von Immobilien-Suche bzw. Immobilien-Transaktionen
via Internet.
Die Studie bestätige den Trend, dass der Raum Tulln - Krems - St. Pölten zu den "aufsteigenden Regionen"
zählt. "Die Nähe zu Wien, eine gute Infrastruktur sowie der Ausbau von Schnellstraßen und
Autobahnen lassen Nachfrage und Preise steigen", sagt Ertler. Das Interesse an Immobilien bzw. an Wohnmöglichkeiten
sei entlang der Westbahnstrecke um mehr als fünf Prozent gestiegen, ebenso im Bezirk Lilienfeld. Im Raum Tulln
und im Raum Krems liegen die Anfragen immer noch mit drei bis fünf Prozent im Plus. Nur in der Stadt Krems
sei die Nachfrage flau.
Völlig anders verläuft die Entwicklung im Süden von Wien. Nach Baden reißt die Nachfrage ab.
Wiener Neustadt Land und Neunkirchen gehören nicht mehr zu den Wachstumszonen der Immobilienbranche.
Niederösterreichs teuerster Boden ist nach wie vor der Bezirk Mödling. Hier macht der Mittelpreis für
Mieten 8,40 Euro pro Quadratmeter aus - gegenüber etwa 3,60 Euro in Waidhofen/Thaya. Und die Quadratmeterpreise
für Eigentumswohnungen bewegen sich in Mödling jenseits der 1.700-Euro-Grenze. In Waidhofen/Thaya sind
es 500 Euro und im Bezirk St. Pölten Land knapp über 1.000 Euro. Hier haben aber zuletzt die Preise um
sechs Prozent sehr stark zugelegt, was nur vom Bezirk Bruck/Leitha mit einem Preisanstieg um acht Prozent überboten
wird.
Dabei müsse man aber berücksichtigen, betonen die Immo-Experten, dass es in Österreich praktisch
keine Spekulation gebe. Die Preisentwicklungen würden nur die Realität von Angebot und Nachfrage widerspiegeln.
Im Fall von Bruck zeige sich, dass der Raum zwischen Wien und Pressburg ebenfalls als Hoffnungsgebiet und Wachstumsregion
gesehen wird.
Eine deutliche Verbesserung haben die letzten Jahre der Innenstadt von St. Pölten gebracht. "Dort findet
man nur noch in Ausnahmefällen leer stehende Geschäfte", sagt Immobilien-Fachmann Paul Edlauer.
Die Landeshauptstadt werde auch für Wiener als Wohnort zunehmend attraktiv. Hier spricht er von einem "Preisnachlass
von 40 Prozent für eine Wohnung gleicher Qualität." Mag. Ertler vom Immobilien.NET formuliert es
umgekehrt: "Wer als Pendler nach Wien 30 Minuten mehr Fahrzeit in Kauf nimmt, bekommt bei uns für denselben
Preis bis zu dreimal mehr Wohnraum. Das ist für eine Familie mit Kindern natürlich attraktiv."
Gerade in St. Pölten gesellen sich noch weitere "Verstärker" hinzu. Als solche wertet Edlauer
die aktiven Bemühungen um eine attraktive Innenstadt und die bevorstehende Schließung der Glanzstoff.
"Wenn St. Pölten das Stinker-Image los wird, dann ist das unter diesem Blickwinkel sicher kein Nachteil." |