Bank Austria EinkaufsManagerIndex fällt im
September auf tiefsten Wert seit Jahreswechsel 2001/2002 – Drastischer Einbruch bei Neuaufträgen, Produktion
und Beschäftigung sinken
Wien (ba) - Der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist von 48,6 im Vormonat auf nur
noch 46 Punkte im September gesunken. Der Indikator befindet sich damit bereits den sechsten Monat in Folge unter
der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und hat den tiefsten Stand seit 80 Monaten erreicht. „Der Abschwung in der
österreichischen Industrie hat sich verstärkt und erweist sich als sehr hartnäckig“, interpretiert
der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria Stefan Bruckbauer den aktuellen Indikatorwert.
Die Abwärtsbewegung vollzieht sich auf breiter Ebene, alle Teilkomponenten tendieren nach unten. Die negative
Entwicklung der Neuaufträge hat den Gesamtindex besonders stark nach unten gezogen. Der Rückgang auf
42,1 Punkte ist sogar der stärkste in der Geschichte des EinkaufsManagerIndex auf den tiefsten Wert seit dem
Herbst 2001. Das negative internationale Geschäftsumfeld wirkt sich besonders stark auf die Entwicklung der
heimischen Industrieunternehmen aus, denn der Index für neue Exportaufträge ist noch nie so deutlich
eingebrochen, wie in diesem September. „Die Exportnachfrage hat unter dem Eindruck der ungünstigen globalen
Rahmenbedingungen mittlerweile seine Rolle als Wachstumsträger der österreichischen Industrie und damit
als Impulsgeber der Gesamtwirtschaft verloren“, meint Bruckbauer.
Der Index für den Auftragsbestand hat aufgrund des Nachfrageeinbruchs den stärksten Rückgang seiner
Geschichte verzeichnet und ist somit auf den tiefsten Wert überhaupt gesunken. Auf diese dramatische Entwicklung
haben die heimischen Industrieunternehmen mit sofortigen Kapazitätsanpassungen reagiert. „Die Produktion wurde
im September noch stärker als in den Vormonaten zurückgefahren und die Anzeichen für ein längeres
Anhalten der Schwäche der österreichischen Industrie haben sich verdichtet, daher wird auch weiter Beschäftigung
abgebaut“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria sprechen einige weitere Faktoren dafür, dass die Industrie
länger mit härteren Zeiten rechnen muss und eine Trendwende somit erst später eintreten wird, als
ursprünglich erwartet. Das schwierige globale Geschäftsumfeld veranlasste die österreichischen Industrieunternehmen
zu erhöhter Vorsicht und verstärktem Kostenbewusstsein, was sich im September in der erstmaligen Schrumpfung
der Vormateriallager im laufenden Konjunkturzyklus widergespiegelt hat. Auch der Rückgang der Einkaufsmenge
hat sich drastisch beschleunigt. Der Indexwert ist im September sogar auf den tiefsten Wert gesunken, der jemals
verzeichnet wurde. Von dem starken Nachfragerückgang bedingt zum Teil auch durch Auftragsstorni wurden die
Unternehmen offenbar dennoch etwas überrascht, denn trotz Anpassungsmaßnahmen im Einkauf hat sich der
Abbau der Fertigwarenlager verlangsamt.
Der Anstieg der Einkaufspreise hat sich aufgrund des stark gesunkenen Erdölpreises deutlich gemildert während
der Anstieg der Verkaufspreise nur geringfügig zurückgegangen ist, sodass eine leichte Verbesserung der
Gewinnmarge gesichert werden konnte. „Die positiven Preistrends wurden vom Rückgang der Umsätze infolge
der schwächeren Nachfrage jedoch überlagert, sodass die heimischen Industrieunternehmen davon kaum profitieren
konnten“, meint Pudschedl.
Der aktuelle EinkaufsManagerIndex der Bank Austria unterstreicht, dass die unmittelbaren Aussichten für die
österreichische Industrie wenig rosig sind. Eine Verbesserung der internationalen Rahmenbedingungen rückt
angesichts der jüngsten Meldungen in Zusammenhang mit der US-Finanzmarktkrise in immer weitere Ferne. Damit
fehlen die notwendigen Impulse für die österreichische Industrie, zumal ein Aufleben der inländischen
Nachfrage zumindest mittelfristig durch die hohe Inflation weitgehend unterbunden wird. Nach dem guten Jahresbeginn
hat die österreichische Industrie in den ersten sieben Monaten noch ein Wachstum von über 3 Prozent erzielt,
aber in den vergangenen drei Monaten bereits deutliche Schwächesignale gezeigt. Im Gesamtjahr 2008 gehen wir
daher von einer Stagnation aus. Auch in der ersten Jahreshälfte 2009 werden kräftigende Impulse weitgehend
ausbleiben. „Bis in die Mitte des nächsten Jahres wird die österreichische Industrie als Wachstumsstütze
der Gesamtwirtschaft ausfallen. Nach einem Plus von 2 Prozent 2008 erwarten wir für 2009 deshalb einen Rückgang
des Wirtschaftswachstums auf 1,2 Prozent“, meint Bruckbauer. Angesichts der herannahenden Gewitterwolken aus Übersee
sind nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria die Risiken zudem eindeutig nach unten gerichtet.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin,
Notierungen unter 50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer
sind die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |