Die Region bleibt dank ihres Risikoprofils jedoch attraktiv
Wien (erste bank) - Vor dem Hintergrund der globalen Marktturbulenzen sind die Märkte gegenwärtig
ausschließlich stimmungsgetrieben. Da man Wachstum derzeit anscheinend als gleichbedeutend mit Risiko sieht
(insbesondere bei Fremdfinanzierung), bleiben die Emerging Markets und damit die CEE-Börsen gegenüber
den entwickelten Märkten zurück. Im aktuellen Umfeld, in dem alles von der Stimmung abhängt, erwartet
man weder von den CEE-Märkten, noch von anderen aufstrebenden Märkten eine Outperformance.
"Unserer Einschätzung nach gilt das fundamental begründete Wachstumsargument für die Emerging
Markets immer noch. Obwohl die Stimmungslage eine Entkopplung aktuell nicht berücksichtigt, bestehen unserer
Meinung nach immer noch gute Argumente für die CEE-Region", meint Henning Esskuchen, Co-Head CEE Equity
Research der Erste Group. "Muss man sich für einen Emerging Markt entscheiden, sehen wir gewissen Vorteile
für die CEE-Märkte, da diesen als Konvergenzmärkten weniger Risiko als reinen Emerging Markets zugeschrieben
wird".
Laut Einschätzung der Erste Group Analysten würde eine Wachstumsverlangsamung um einen Prozentpunkt im
Euroraum im Allgemeinen einen halben Prozentpunkt weniger Wachstum in CEE bedeuten. Allerdings bestehen zwischen
den einzelnen CEE-Ländern beträchtliche Unterschiede. Polen und Rumänien wären wegen ihrer
robusten Inlandsnachfrage kaum betroffen. Bei stagnierendem Wachstum im Euroraum würde das BIP-Wachstum in
Polen 4 bis 4,5 % betragen und in Rumänien im Bereich von 5 bis 6 % liegen. Für offene Volkswirtschaften
wie Ungarn und die Tschechische Republik wären die Lage sicherlich ernster. Wie die Analysten der Erste Group
meinen, wird die Entwicklung in den europäischen Industrieländern hauptsächlich von der Stimmung
abhängen. Fallende Rohstoffpreise und ein damit geringerer Inflationsdruck (der sogar mit einer Zinssenkung
einher gehen könnte), könnten bereits im 2Q 2009 Kaufkraft und Kauflust steigen lassen.
Neben der vorgeschlagenen Ländergewichtung fassen die Erste Group Analysten ihre Positionierung wie folgt
zusammen: Large Caps statt Small Caps / Konvergenz- statt aufstrebende Märkte / Defensivwerte statt Zykliker.
Einer der Hauptgründe für Besorgnis hinsichtlich der Auswirkungen auf die Realwirtschaft ist die Verfügbarkeit
von Finanzierungsmöglichkeiten und die Belastung der Unternehmensgewinne durch die Finanzergebnisse. Um einen
Überblick über die Verschuldung und Selbstfinanzierungskraft zu gewinnen, vergleichen die Erste Group
Analysten auf Sektorebene Nettoverschuldung mit EBITDA.
"Insgesamt stellen wir auf Basis der EuroStoxx Sektorindices kaum eine Divergenz der CEE-Sektoren gegenüber
den westlichen Vergleichsgrößen fest. In manchen Fällen ist die Kennzahl sogar deutlich niedriger
(Pharma, Einzelhandel, Technologie, Telekommunikation, Versorger). Am Kriterium der Verschuldung gemessen sind
Bauwesen & Baustoffe, Grundstoffe sowie Reisen & Tourismus (ohnehin Zykliker) nicht empfehlenswert",
unterstreicht Henning Esskuchen.
"Was CEE-Finanzinstitute betrifft, weisen wir immer wieder darauf hin, dass diese kaum belastete Vermögenswerte
("toxic assets") in ihren Beständen haben und sich der Abschreibungsbedarf in immer noch bescheidenem
Ausmaß auf einige wenige österreichische Unternehmen beschränkt hat. Die Fundamentaldaten sind
immer noch in Ordnung, wie durch die Quartalszahlen bestätigt wird, und wenn die Zinsen sinken, könnten
die guten Spannen durch Volumeneffekte unterstützt bzw. ersetzt werden. Die Unternehmensentwicklung wird in
der Region weitergehen, und insbesondere Retailbanken sollten (auch dank der aktuellen Flucht in konservative Sparformen)
über eine gute Finanzierungsbasis verfügen", stellt Esskuchen abschließend fest. |