Prammer:
"Wirtschaft kann es sich nicht leisten Frauen weiterhin auszuklammern"
24. September: "Sternstunde des Parlamentarismus" - zentrale Vorhaben einstimmig
gefällt
Wien (sk) - "Österreichs wichtigstes Kapital sind die Menschen", betonte SPÖ-
Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit SPÖ-Bildungsministerin Claudia
Schmied und SPÖ-Kinder- und Jugendsprecherin Laura Rudas am 26.09. Aus diesem Grund dürfen Frauen nicht
weiterhin auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden, auch aus ökonomischer Sicht, "denn die Wirtschaft
kann es sich nicht leisten, länger auf dieses Kapital zu verzichten." Die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie müsse durch flächendeckende Kinderbetreuungsplätze gewährleistet sein. "Die Kinderbetreuungseinrichtungen
haben einen doppelten Effekt, denn sie nützen den Frauen und den Kindern." Eine weitere große Herausforderung
für die Zukunft sieht Prammer in der Bildungspolitik.
"Zentral ist das Durchbrechen der gläsernen Decke." Frauen sollten verstärkt in technischen
Berufen tätig sein und die Einkommensschere müsse geschlossen werden, nannte Prammer weitere Zielsetzungen
in der Frauenpolitik. "Von der derzeitigen Teuerung sind vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen betroffen,
das sind oft Frauen", betonte die Bundesfrauenvorsitzende.
Als "eine Sternstunde des Parlamentarismus" bezeichnete Prammer die letzte Nationalratssitzung am 24.
September, da viele wichtigen Entscheidungen, nach lebhaften und intensiven Diskussionen, einstimmig getroffen
wurden. "Werner Faymann hat die zu treffenden Maßnahmen vor der Sitzung auf den Tisch gelegt, und alle
Beteiligten hatten genug Zeit sich darüber Gedanken zu machen." Bei der Erhöhung des Pflegegelds
und der Familienbeihilfe, der Verlängerung der Hacklerregelung und der Pensionserhöhung handle es sich
um "Maßnahmen, die in erster Linie auch Frauen zugute kommen", unterstrich Prammer. |
Plassnik: "Frauen weltweit ermutigen und Selbstvertrauen geben"
Außenministerin schlägt neue Initiativen beim Treffen des Women Leaders Netzwerks
in New York vor
New York (bmeia) - "Mehr Frauen in internationalen Entscheidungsfunktionen, mehr Frauen in der
Friedensarbeit - dafür setzt sich unser internationales Frauennetzwerk seit Jahren konsequent ein. Es ist
ein Netwerk der gegenseitigen Ermutigung, das sich in den letzten Jahren auch kontinuierlich erweitert hat",
so Außenministerin Ursula Plassnik nach dem Treffen des Women Leaders Netzwerks, das auf Einladung der amerikanischen
Außenministerin Condoleezza Rice am Rande der UNO-Generalversammlung stattfand. Neben Plassnik nahmen daran
erstmals vier Präsidentinnen - die Finnin Tarja Halonen, die Liberianerin Ellen Johnson-Sirleaf, die Chilenin
Michelle Bachelet und die Philippinin Maria Gloria Macapagal-Arroyo - sowie 23 Außenministerinnen, die Parlamentspräsidentinnen
von Israel und Pakistan und 10 weitere Ministerinnen aus Europa, Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten teil.
"Jede dieser Frauen vertritt und lebt selbst aktiv den Standpunkt, daß erfolgreiche Frauen in ihren
Gesellschaften nicht nur eine wichtige Vorbildfunktion haben, sondern sich auch in ihren jeweiligen Positionen
für die Anliegen der Frauen stark machen. Frauen in Führungspositionen haben eine besondere Verantwortung:
Sie können und müssen sich für Frauen in ihrem Zuständigkeitsbereich und in der Gesellschaft
einsetzen und damit für sie einen konkreten Mehrwert erzielen. Wir zeigen, daß Frauen für andere
Frauen einen positiven Unterschied machen, indem sie einander ermutigen, fördern und unterstützen",
so Plassnik weiter. "So habe ich Treffen mit führenden Frauen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
der jeweiligen Länder und Regionen zu einem fixen Bestandteil meiner Reisen als Außenministerin gemacht
- ob im Nahen Osten oder in Afrika, auf dem Balkan oder in Lateinamerika. Auch bei Österreichs Beiträgen
in der Entwicklungszusammenarbeit helfen wir gezielt den Frauen. Ein Beispiel ist der Wiederaufbau des palästinensischen
Flüchtlingslagers Nahr el-Bared, wo 50 Prozent der eingesetzten Mittel Frauen zugute kommen müssen."
"Durch das Women Leaders Netzwerk haben wir gemeinsam erste konkrete Erfolge auf UNO-Ebene erzielt. Seit den
Empfehlungen unseres Wiener Treffens im Mai 2007 hat UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon sechs Frauen zu Sonderbeauftragten
der UNO für Konfliktregionen und Friedensprozesse ernannt. Dazu kommen die oberste Juristin der UNO Patricia
O`Brien, die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte Navanethem Pillay, die stellvertretende Leiterin der UNO-Polizei
Ann-Marie Orler und die österreichische Richterin Renate Winter als Präsidentin des Sondergerichtshofs
für Sierra Leone. Aber wir dürfen in unseren Bemühungen nicht nachlassen, denn es gibt noch viel
zu tun. Die gleichberechtigte Einbeziehung von Frauen in politische Entscheidungen und in die Friedensarbeit muß
im 21. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit sein", so die Außenministerin, die in diesem Zusammenhang
ihren Vorschlag zu einer umfassenden Überprüfung der Umsetzung von UNO-Sicherheitsratsresolution 1325
zu Frauen in bewaffneten Konflikten zum zehnten Jahrestag im Herbst 2010 wiederholte.
"Bereits während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft haben wir eine Checkliste erarbeitet,
die sicherstellt, daß frauenspezifische Anliegen in der Vorbereitung und Durchführung von EU-Friedensmissionen
entsprechend einbezogen werden. Mein Angebot ist, dieses Modell auch für die Friedensarbeit der UNO und für
Missionen anderer regionaler Organisationen wie der NATO-Partnerschaft für den Frieden oder der Afrikanischen
Union zu nutzen. Gemeinsam werden wir das auch UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon vorschlagen", so Plassnik
weiter.
"Gewalt gegen Frauen ist inakzeptabel und kann nicht mit Kultur oder Tradition gerechtfertigt werden. Condoleezza
Rice und ihr Team haben uns hier im Juni mit der Sicherheitsrats-Resolution 1820 einen wichtigen Schritt weiter
gebracht. Es gilt nun, die in verschiedenen Ländern bereits vorhandenen guten Ideen und Erfahrungen entsprechend
zu nützen und weiterzugeben. Denn wir müssen nicht in jedem Land das Rad neu erfinden", so Plassnik,
die daran erinnerte, daß in Österreich Schulungen zu Menschenrechten und insbesondere zur Situation
und Rechte der Frauen bereits fixer Bestandteil der Vorbereitung von österreichischen Soldaten auf ihren Einsatz
in internationalen Friedensmissionen sind. Das Büro der UNO zur Stärkung der internationalen Rechtsstaatlichkeit
("Rule of Law Unit") könne hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem es die nationalen Bemühungen
von Staaten um Prävention, Opferschutz und Strafverfolgung von sexueller Gewalt unterstützt und miteinander
vernetzt. "Ich appelliere daher an alle, dieses Büro in seiner Arbeit entsprechend zu unterstützen,
wie wir es derzeit zum Beispiel durch die Finanzierung einer österreichischen Rechtsexpertin tun."
"Mir ist es ein besonderes Anliegen, regionale Netzwerke von Frauen etwa in Afrika oder im Nahen Osten zu
unterstützen. Auch das Wiener Treffen von kosovarischen und serbischen Frauen letzten November hat wichtige
Impulse gegeben, die wir fortsetzen wollen, sobald es die Umstände in der Region erlauben", so die Außenministerin,
die in diesem Zusammenhang ihren Vorschlag erneuerte, eines der nächsten Treffen des internationalen Frauennetzwerks
im Nahen Osten zu veranstalten.
"Die Stimmen der Frauen müssen auch im Dialog der Kulturen und Religionen besser gehört werden.
Bei unseren Dialoginitiativen setzen wir daher bewusst Akzente, so beispielsweise mit dem Workshop mit islamischen,
jüdischen und christlichen Theologinnen aus dem Nahen Osten, das wir im Juni gemeinsam mit der Universität
Graz veranstaltet haben", so Plassnik.
"Unser heutiges Treffen hat wieder klar gezeigt: Frauen sind die politisch bedeutsamste Macht der Zukunft
im 21. Jahrhundert", so die Außenministerin abschließend. Nun gelte es, den mit dem Women Leaders
Netzwerk begonnenen Prozess auch nach dem Ende der Amtszeit von Condoleezza Rice zu institutionalisieren. Plassnik
hat sich daher bereit erklärt, das nächste Treffen auf Ebene der Außenministerinnen, beispielsweise
im Rahmen der UNO-Generalversammlung im nächsten Jahr, zu veranstalten. |