Neue Maßnahme zur Hebung der niedrigen Influenza-Durchimpfungsrate
Wien (apotheken) - So schnell kann es gehen: Ein Niesen vom verschnupften Gegenüber und schon
ist man angesteckt. Die echte Grippe - oder Influenza wie sie in Fachkreisen genannt wird - ist besonders
aggressiv und wird überwiegend durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Nach einer Inkubationszeit
von ein bis zwei Tagen setzt hohes Fieber ein, meist über 39 Grad. Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen
aber oft auch Husten, Schnupfen, Halsentzündung und Kreislaufschwäche gehören zum allgemeinen Krankheitsbild
der Influenza. Nicht weniger als 400.000 Österreicher sind in der Saison 2007/2008 an Influenza erkrankt.
Die Durchimpfungsrate erreichte einen neuen Tiefststand. "Das mangelnde Wissen um die Gefährlichkeit
der Erkrankung sowie das Vertrauen auf die eigene körperliche Widerstandskraft sind die Hauptgründe für
das gering ausgeprägte Risikobewusstsein", weiß Dr. Andrea Kdolsky, Bundesministerin für Gesundheit,
Familie und Jugend.
Durchimpfungsrate nur 12 Prozent
Jedes Jahr in der Zeit zwischen Oktober und März erkranken in Österreich bis zu 400.000 bis 500.000
Menschen an der Grippe. Für bis zu 6.000 Österreicher endet diese Krankheit tödlich. Im Vorjahr
haben sich weniger als 1 Million Österreicher impfen lassen. Damit zählen die Österreicher zu den
"Impfmuffeln" in Sachen Grippe. Nur 12 Prozent der Bevölkerung waren gegen die Influenza geschützt.
Dabei könnte eine Immunisierung bei chronisch Kranken die Todesrate halbieren.
"Tatsächlich haben weniger Menschen die Influenza-Schutzimpfung in Anspruch genommen! Diese Situation
bedarf dringend einer Korrektur, daher sind alle gemeinsamen Anstrengungen mehr als zu begrüßen",
so Univ.Prof. Dr. Michael Kunze, Vorstand des Instituts für Sozialmedizin der Medizinischen Universität
Wien. "Eine neue Studie aus Österreich zeigt unter anderem: die Empfehlung der Hausärztin/des Hausarztes
ist neben der Empfehlung durch die Apothekerin/den Apotheker der entscheidende motivierende Faktor für die
Bevölkerung", so Kunze.
Das Thema Impfen bedarf bei der Bevölkerung einer weiteren Aufklärung. Selbst die Angehörigen
der Gesundheitsberufe sind schlecht geschützt. Nur 22 Prozent waren einer aktuellen Studie zufolge in der
Saison 2007/2008 gegen Influenza geimpft. "Besonders für in Gesundheitsberufen tätige Personen stellt
die unbegründete Ablehnung der Influenza-Impfung eine nicht zu verantwortende Gefährdung der öffentlichen
Sicherheit dar", ist Univ.Prof. Dr. Ingomar Mutz, Vorsitzender des Impfausschusses des Obersten Sanitätsrates
überzeugt.
Neue Aktion: Impfstoffe erstmals um vier Euro billiger
Einen Schutz vor der jährlichen Influenza-Epidemie bietet nur die Impfung. Um die Impfrate zu heben
und die Epidemie klein zu halten, starten die österreichischen Apotheken nun eine Influenza-Kampagne. Drei
Monate lang - von 1. Oktober bis 31. Dezember - geben sie alle Influenza-Impfstoffe für Erwachsene in den
Apotheken um 4 Euro billiger, den Influenza-Impfstoff für Kinder um 2 Euro billiger ab. "Unser Ziel ist
es, daß sich so viele Österreicher wie möglich impfen lassen. Wir haben es geschafft, alle Influenza-Impfstoffe
preisgünstiger anbieten zu können", freut sich Mag.pharm. Dr. Christiane Körner, Vizepräsidentin
der Österreichischen Apothekerkammer. Die vergünstigten Impfstoffpreise für Erwachsene liegen je
nach Hersteller nun zwischen 15,30 Euro und 18,35 Euro. Der Kinder-Impfstoff kostet verbilligt 12,95 Euro. Die
neuen Preise entsprechen einer Senkung von rund 20 Prozent. "Ich begrüße es außerordentlich,
daß diese wichtige Impfung propagiert und der Impfstoff durch das Engagement der Apotheker deutlich verbilligt
angeboten wird. Ich appelliere an alle BürgerInnen, von diesem Angebot Gebrauch zu machen", so Kdolsky.
Impfstoffe mit drei neuen Virusstämmen
Da sich die Zusammensetzung der Grippe-Virenstämme laufend verändert, werden jedes Jahr neue,
den veränderten Viren angepasste Impfstoffe angeboten. Alle Grippeimpfstoffe sind sehr gut verträglich.
Die Impfstoffe der Saison 2008/2009 enthalten völlig neue Impfstämme, die im Vorjahrsimpfstoff nicht
enthalten waren und folgenden Referenzstämmen entsprechen:
- A/ Brisbane/59/2007 (H1N1)-ähnlicher Stamm
- A/ Brisbane/10/2007 (H3N2)-ähnlicher Stamm
- B/Florida/4/2006 -ähnlicher Stamm
Kleine schützen große
Jedes Jahr infizieren sich rund 10 Prozent der Erwachsenen und 25 bis 30 Prozent der Kinder mit Influenzaviren.
Influenza-assozierte Komplikationen sind eine der häufigsten Gründe für Arztkonsultationen in den
Wintermonaten. Ohrenentzündungen, Infektionen der Atemwege bis hin zu Fieberkrämpfen sind die häufigsten
Gründe für einen Arztbesuch. Wenngleich die Sterblichkeit von an Influenza erkrankten Kindern erfreulicherweise
niedrig ist, so müssen immerhin 300 Kinder jährlich wegen Influenza stationär aufgenommen werden.
"Obwohl Säuglinge und Kleinkinder der Motor der Erkrankung sind, ist gerade bei ihnen die Durchimpfungsrate
noch geringer", weiß Dr. Rudolf Schmitzberger, Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer.
Eltern lassen ihre Kinder nicht impfen, obwohl die Impfung vor schweren Krankheitsverläufen schützt,
Krankenhausaufenthalte vermeiden hilft und die Infektionskette möglicher Übertragungen in der Familie
unterbricht. Über die Kinder werden jedoch in vielen Fällen ältere Familienangehörige angesteckt,
bei denen die Erkrankung einen weitaus schwereren Verlauf nimmt. Die größten Risikofaktoren für
Komplikationen und Sterblichkeit bei Grippe bestehen für Menschen im hohen Lebensalter, bei Erkrankungen der
Lunge, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus und Immunschwäche. Die Influenza-Impfung für
ältere Menschen kann daher lebensrettend sein.
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