Bekleidungsindustrie: Konjunkturentwicklung erfordert wirtschaftspolitische Maßnahmen
Wien (pwk) - „Die Wirtschaftspolitik ist dringend gefordert, vor allem zum Thema Modifikation der
Steuerprogression aktiv zu werden,“ fordert Wolfgang Sima, Obmann des Fachverbandes der Bekleidungsindustrie, vor
dem Hintergrund der aktuellen Konjunkturperspektiven. „Zumindest im Heimatmarkt könnte durch steuerliche Entlastung
unserer Zielgruppen bei den Konsumenten die Nachfrage nach österreichischen Markenprodukten gestützt
werden. Der sich abzeichnenden Konjunkturabschwächung müsste aktiv begegnet werden!“
Auch die europäische Zentralbank sei gefordert, geeignete Maßnahmen zur Absicherung der Konsumnachfrage
zu setzen.
Bekleidungsexporte: Zuwachsrate von 4,6 Prozent im ersten Halbjahr 2008
Im ersten Halbjahr 2008 wurde Bekleidung aus Österreich im Wert von 967 Millionen Euro bei einer Zuwachsrate
von 4,6 Prozent exportiert. Die Exporte in die EU alt stagnierten. „Dies ist leider auf eine teilweise sinkende
Rolle des klassischen Fachhandels zurückzuführen. Asiatische Billigware mit europäischen Labels
nimmt oft diesen Platz ein“ analysiert Sima.
Die Exporte in den Hoffnungsmarkt Russland wuchsen im ersten Halbjahr 2008 einer langjährigen Tendenz folgend
um 13 Prozent auf zirka 29 Millionen. 2001 lag der Gesamtjahreswert noch bei 8,2 Millionen. „Leider ist derzeit
eine leichte Verunsicherung der russischen Kunden bemerkbar, da auch im russischen Bankensektor Probleme aufgetreten
sind,“ stellt Franz Josef Pitnik, Geschäftsführer des Fachverbandes der Bekleidungsindustrie, zu den
kurzfristigen Perspektiven auf dem russischen Markt fest.
Hauptexportmarkt blieb im ersten Halbjahr 2008 weiterhin unangefochten Deutschland (294 Millionen Euro), gefolgt
von Italien mit 76 und Frankreich mit 73 Millionen.
Weiterziehen der Bekleidungsfertigungs-Karawane bringt Richtungsprobleme
Importseitig liegt die VR China mit anhaltend deutlich steigender Tendenz an zweiter Stelle (plus 14 Prozent, 369
Millionen Euro) nach Deutschland. Auch die Lieferungen aus der Türkei, Bangladesch und Indien sowie Indonesien,
Thailand und Vietnam verzeichnen Zuwächse. Das Gesamtimportvolumen im ersten Halbjahr 2008 betrug 1,938 Mrd.
Euro (plus 5,6 Prozent). „Verschiedene Faktoren haben in der allerletzten Zeit aber die Wettbewerbsfähigkeit
der chinesischen Bekleidungsindustrie verringert, manche Auftraggeber gehen nach Vietnam oder Bangladesch,“ so
Brancheninsider Sima. Dieser betont, dass das seit Jahrzehnten anhaltende Weiterziehen der Bekleidungsfertigungs-Karawane
bald zu Richtungsproblemen führen werde. Schließlich gebe es kaum mehr Staaten, die aufgrund ihrer Strukturen
als neue Produktionsländer in Frage kämen.
Die Perspektiven für 2009 sind von den Unwägbarkeiten der weiteren Konjunkturentwicklung in den diversen
Märkten geprägt.
Bereiche 'Tracht' und 'Berufskleidung' entwickeln sich positiv
Das Segment der Tracht bzw. des Austrian Style hat sich in letzer Zeit positive entwickelt. „Auch die Jugend sieht
die Möglichkeit, sich mit dieser Bekleidung vom internationalen Mode-Einheitsbrei abzuheben!“ nennt Pitnik
einen der Gründe für den Aufwärtstrend.
Auch der Bereich Berufsbekleidung/Corporate Wear, welcher primär Firmenkunden aus Industrie, Fremdenverkehr,
Gewerbe, etc. bedient und viele innovative Produkte anbietet, zeigt sich mit der bisherigen Entwicklung im Jahre
2008 zufrieden. Aber auch für diesen Firmenkreis ist eine durch die sich abzeichnende Wirtschaftsentwicklung
bedingte gebremste Nachfrage nicht auszuschließen.
Insgesamt seien aber die zirka 195 Unternehmen der österreichischen Bekleidungsindustrie durch Positionierung
in der gehobenen Mitte bzw. im Luxussegment einerseits oder bei Nischen- und Spezialprodukten andererseits prinzipiell
gut aufgestellt und zukunftsorientiert, so Obmann Sima. |