Schizophrenie: Genesungschancen weiter steigern   

erstellt am
25. 09. 08

Neuester Stand bei Früherkennung und Therapie - Tagung in Tirol
Innsbruck (universität) - Weltweit muß jede/r Einhundertste damit rechnen, irgendwann eine schizophrene Psychose zu erleiden. In Österreich sind dies laut Schätzungen über 80.000. Der neueste Stand bei Früherkennung und Behandlung schizophrener Störungen ist bis 27.09. Thema eines hochkarätig besetzten Symposions in Seefeld in Tirol. Ziel der Tagung ist, "die Genesungschancen, die entgegen aller Vorurteile und Mythen durchaus gegeben sind, weiter zu steigern". Das erklärt Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Fleischhacker, Leiter der Innsbrucker Universitätsklinik für Biologische Psychiatrie, am Donnerstag in einer Aussendung.

"Wir sind als Experten in zweifachem Wettlauf gegen den Faktor Zeit. Je früher schizophrene Störungen erkannt und behandelt werden, desto größer sind die Chancen auf Genesung. Dies ist die eine Seite. Die andere ist jene, Erkrankten und ihrem Umfeld zu vermitteln, daß unsere auf modernsten Erkenntnissen basierenden Therapien auch Zeit benötigen und wir für den Erfolg auch auf die dauerhafte Zusammenarbeit Betroffener angewiesen sind", betont der international bekannte Schizophrenie-Experte.

Schizophrene Störungen seien sehr gut behandelbar und viele Betroffene könnten durchaus bei stringenter Inanspruchnahme optimaler Therapie die Berufs- und Lebenswelt wie jeder andere auch bewältigen. "Wir sprechen bewusst von ´Genesung`, denn bei Schizophrenie kann man - ebenso wie bei zahlreichen anderen chronischen Erkrankungen - nicht von einer Heilbarkeit im klassischen Sinne sprechen. Wir verwenden daher bewusst den Begriff ´Genesung`, um darauf hinzuweisen, daß Betroffene unter optimalen Behandlungsbedingungen beschwerdefrei leben können", erklärt Fleischhacker.

Das "17. Alpenländische Psychiatriesymposium" beginnt (morgen) Freitag im Seefelder Olympia Sport- und Kongresszentrum. Auf dem Programm der Tagung mit dem Titel "Schizophrene Störungen - State of the Art V" sind Beiträge international renommierter Expertinnen und Experten für psychiatrische Erkrankungen aus fünf Ländern. Erwartet werden rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Referenten sind unter anderem der wegen seiner Forschungen zur Sicherheit von Arzneimitteln bekannte britische Neurowissenschaftler Prof. Thomas R.E. Barnes vom Imperial College in London, der in der Früherkennung und Frühbehandlung schizophrener Störungen als Pionier geltende Univ.-Prof. Dr. Joachim Klosterkötter von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Köln sowie der niederländische Schizophrenie-Experte Prof. Dr. René Kahn, Vorstand der Abteilung für Psychiatrie am University Medical Center in Utrecht.

Organisiert und veranstaltet wird die Tagung von der Universitätsklinik für Allgemeinpsychiatrie und Sozialpsychiatrie unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Hartmann Hinterhuber sowie von PD Dr. Alex Hofer und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Fleischhacker von der Universitätsklinik für Biologische Psychiatrie des Departments für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Innsbruck. Das Innsbrucker Team gilt als eines der international führenden in der Erforschung schizophrener Störungen. Gemeinsam mit seinem niederländischen Kollegen Kahn leitete Fleischhacker zuletzt die weltweit bisher größte Behandlungsstudie über Therapieabbrüche bei Schizophrenie-Ersterkrankten. Die Ergebnisse wurden im heurigen Frühjahr in "The Lancet" publiziert.

Stichwort: "Schizophrenie"

Schizophrene Störungen zählen zu den belastendsten psychiatrischen Erkrankungen. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen. Als Ursachen gelten bislang unter anderem Kommunikationsstörungen zwischen Nervenzellen in jenen Gehirnarealen, die für die Koordination und Bearbeitung von Gefühlen und Wahrnehmungen verantwortlich sind. Die Erkrankung betrifft daher die gesamte Persönlichkeit. Im praktischen Leben leiden Menschen, die an schizophrenen Störungen erkrankt sind, an einer beeinträchtigten Wahrnehmung. Zudem sind Gedächtnisleistung und planendes Denken beeinträchtigt. Hinzu kommen Einbußen im Erleben und Denken von Gefühlen, was soziale Kontakte erschwert.
 
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