Silhavy fordert Aufklärungskampagne über Risken von Schönheitsoperationen   

erstellt am
24. 09. 08

"22 Prozent der Frauen klagen nach einer Operation über Komplikationen"
Wien (bpd) - Immer mehr junge Mädchen erhofften sich ihr Glück vom Skalpell, berichtete die Frauenministerin bei ihrer Pressekonferenz am 23.09., die Ärzte sollten sich bei Minderjährigen selbst beschränken.

„Geschäftemacher nutzen die Unsicherheit junger Mädchen oft skrupellos aus!“, konstatierte Frauenministerin Heidrun Silhavy. In Vorbereitung der heutigen Pressekonferenz habe sie im Internet gesurft und fand eine Fülle von seltsamen Angeboten. „Ein neuer Busen für das Maturaballkleid oder gefälligere Schamlippen, gut verträglich, häufig durchgeführt – das scheint der neue Modetrend, während wir gegen die Klitorisbeschneidung kämpfen.“ Das Geschäft dahinter: In den USA wird das Marktvolumen mit 15 Milliarden Dollar angegeben, auch in Österreich werden mindestens schon 50.000 Eingriffe jährlich durchgeführt. An der Spitze stehen Lidkorrekturen, Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen und Botox-Behandlungen. „Doch das ist kein Friseurbesuch!“, warnt die Frauenministerin, „Immerhin 22 Prozent der Frauen klagen nach einer Operation über Komplikationen.“

Besonders alarmierend ist für die Frauenministerin, dass sich gut 80 Prozent der unter 30-Jährigen einer Schönheitsoperation unterziehen würden. Das sei auch die Altersgruppe, in der die meisten Brustvergrößerungen vorgenommen werden: „Damit sind Operationskarrieren vorprogrammiert. Die meisten Implantate müssen nach 10 bis 15 Jahren ausgewechselt werden.“ Erschreckend seien auch jüngste Zahlen aus Deutschland: Jedes fünfte Kind zwischen 9 und 14 Jahren wünsche sich bereits eine Schönheitsoperation.

Sylvia Groth, Geschäftsführerin des Grazer Frauengesundheitszentrums, berichtet von den wachsenden Unsicherheiten der jungen Mädchen, deren Schönheitsideal heute von Kosmetikindustrie und Schönheitschirurgie geprägt werden: „ Die Anforderungen an das Aussehen steigen enorm, da macht der natürliche Einbruch des Selbstbewusstseins in der Pubertät die Mädchen zur Zielgruppe der Schönheitsindustrie.“ Groth kann aus der Praxis plaudern. In den zahlreichen Workshop mit steirischen Teenagern ist höchstens eines von 15 Mädchen mit seiner Figur zufrieden, die anderen wollen mindestens fünf Kilogramm abnehmen. Haarentfernungen an Beinen und unter der Achsel sind mittlerweile Standard geworden, in städtischen Gebieten wird auch im Schambereich rasiert. Wöchentlich fließen so viele Stunden vor dem Spiegel und im Bad dahin, noch mehr Taschengeld werde in Kosmetikartikel investiert. „Doch die Unsicherheit vergeht meist, die Operations-Folgen nicht!“, warnt Groth.

Frauenministerin Silhavy will nun auf Information und Aufklärung setzen. Die Medien hätten hier eine besondere Verantwortung, sie sollten Schönheitsoperationen nicht wie einen Friseurbesuch darstellen. „Von den Ärzten und Ärztinnen würde ich mir hingegen die freiwillige Selbstbeschränkung wünschen, keine kosmetischen Eingriffe mehr bei unter 18-jährigen zu machen.“ Die Ärztekammer fordert Silhavy auf, eine Aufklärungskampagne zu starten, die insbesondere auf die Risken für junge Mädchen hinweist. Sollte der Trend zum Skalpell aber so fortschreiten, „werde ich auch über Verbote nachdenken.“ Denn letztlich gelte: „Charme und Sinnlichkeit kommen nicht von Silikon und Botox, Individualität ist schöner!“
 
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