Direktinvestitionsstatistik im ersten Halbjahr 2008
Wien (oenb) - Im ersten Halbjahr 2008 verzeichnete die Oesterreichische Nationalbank im Rahmen ihrer
Zahlungsbilanzstatistik aktive Direktinvestitionen von 9,3 Mrd Euro und passive Direktinvestitionen von 6,0 Mrd
Euro. Diese vergleichsweise hohen Beträge deuten darauf hin, dass die Investoren ihre strategischen Ziele
unbeeinflusst von der aktuellen Finanzkrise verfolgen und über ausreichende Finanzierungsreserven verfügen.
Die Investitionen Österreichs im Ausland konzentrieren sich wie schon seit einigen Jahren auf Ost- und Südosteuropa,
wenngleich Deutschland diesmal auf Platz eins liegt. Die Investitionen des Auslands in österreichische Unternehmen
resultieren hauptsächlich aus nicht entnommenen Gewinnen bei bestehenden Beteiligungen und aus der Gewährung
konzerninterner Kredite. Das Ausmaß an Eigenkapitalzuflüssen nach Österreich war hingegen gering.
Relativ unbeeindruckt von der weltweiten Finanzkrise scheinen die österreichischen Direktinvestoren. Ihre
Investitionen in ausländische Unternehmen erreichten in den ersten sechs Monaten 2008 einen Wert von 9,3 Mrd
Euro, das ist mehr als üblicher Weise in einem ganzen Kalenderjahr investiert wird. Dem neu investierten Eigenkapital
von 6,3 Mrd Euro standen niedrige Desinvestitionen von weniger als 800 Mio Euro gegenüber. Die reinvestierten
Gewinne – wie immer eine vorläufig geschätzte Größe – schlagen mit 2,6 Mrd Euro zu Buche,
und die konzerninternen Forderungen legten um 1,2 Mrd Euro zu. Zu diesen Direktinvestitionen im engeren Sinn kommen
noch der private Liegenschaftserwerb im Ausland von 100 Mio Euro und die Meldungen sogenannter „Special Purpose
Entities“ – ausländischer Holdinggesellschaften ohne wirtschaftliche Aktivität in Österreich – im
Ausmaß von 200 Mio Euro.
Wichtigstes Investitionsziel im bisherigen Jahresverlauf war Deutschland mit 2,1 Mrd Euro, das trotz des zwei Jahrzehnte
dauernden „Osteuropabooms“ auch in der Bestandsstatistik seinen ersten Platz behaupten konnte. Auf den Rängen
zwei bis sechs folgen mit der Ukraine, Russland, Kroatien, der Tschechischen Republik und Rumänien Länder,
in denen in jüngster Vergangenheit immer viel investiert worden ist. Mit Investitionsvolumina von mehr als
einer halben Mrd Euro sind auch noch Zypern, Italien und Ungarn in der Semesterstatistik hervorzuheben. Unter Branchengesichtspunkten
verdienen neben dem dominierenden Finanzsektor vor allem Immobilienentwickler, der Energiesektor und die Lebensmittelindustrie
Erwähnung.
Neben zwei Milliardeninvestitionen zeigt die Statistik der OeNB im ersten Semester 2008 knapp 70 Investitionen
jenseits der Schwelle von 10 Mio Euro und weitere 150 Direktinvestitionen von mehr als 1 Mio Euro an frischem Kapital.
Auch die Investitionen ausländischer Unternehmenseigner waren im ersten Semester 2008 mit 6,0 Mrd Euro betragsmäßig
überdurchschnittlich hoch. Allerdings entfallen davon 2,9 Mrd Euro auf die Schätzung der reinvestierten
Gewinne und weitere 2,4 Mrd Euro auf die Gewährung zusätzlicher konzerninterner Kredite. Relativ gering
waren hingegen der Zufluss an Eigenkapital (+780 Mio Euro) und das Ausmaß der Desinvestitionen (100 Mio Euro).
Angesichts von Kapitalzuflüssen von 175 Mio Euro an „Special Purpose Entities“ und einer glatten Null für
den Liegenschaftsverkauf an Ausländer ergibt sich für die Direktinvestitionen im weiteren Sinn ein Wert
von 6,2 Mrd Euro.
Im Vergleich zu den aktiven Direktinvestitionen konzentriert sich die Herkunft des Auslandskapitals in österreichischen
Unternehmen auf wenige Länder. Die große Rolle der reinvestierten Gewinne bewirkt das bevorzugte Wachstum
bestehender Beteiligungen und stabilisiert die regionale Verteilung. Die wichtigsten Investoren im ersten Halbjahr
des laufenden Kalenderjahres waren Italien, die Niederlande und Deutschland. Andere Länder, die als Investoren
traditionell eine große Rolle spielen, wie die Schweiz und das Vereinigte Königreich, weiteten ihre
Bestände nur unwesentlich aus, gegenüber den USA verzeichnet die Direktinvestitionsstatistik der OeNB
sogar erhebliche Desinvestitionen von 1,7 Mrd Euro. |