WIFO-Prognose für 2008 und 2009   

erstellt am
02. 10. 08

Internationale Eintrübung lastet auf heimischer Konjunktur
Wien (wifo) - Nach +3,1% im Jahr 2007 wird die österreichische Wirtschaft heuer um nur mehr 2% wachsen. Zwar entwickelte sie sich im 1. Halbjahr 2008 viel dynamischer als im Durchschnitt des Euro-Raumes, jedoch verringert sich der Anstieg seit Jahresbeginn stetig. Unter den heimischen Unternehmen schwindet der Optimismus. Die Abschwächung der Konjunktur in den USA, der hohe Erdölpreis und die für die Warenausfuhr ungünstigen Wechselkursbedingungen werden die Wirtschaft auch noch im Jahr 2009 belasten. Das BIP dürfte real um nur 0,9% zunehmen. Dies sollte auch den Arbeitsmarkt beeinträchtigen. Die Beschäftigungszunahme wird sich verflachen und die Arbeitslosigkeit wieder steigen. In der Prognose wird unterstellt, dass sich die Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft in Grenzen halten.

Die Weltwirtschaft verliert heuer und im kommenden Jahr an Dynamik. Das gilt sowohl für die USA als auch für Japan und Europa. In den USA stützen äußerst expansive wirtschaftspolitische Maßnahmen das Wachstum 2008 und 2009; im Laufe des Jahres 2009 sollte sich die Konjunktur langsam bessern. Allerdings wird die Krise auf den Immobilien- und Finanzmärkten das Wirtschaftswachstum der USA noch längere Zeit belasten.

Nach einem schwungvollen Jahresanfang verschlechterte sich die Wirtschaftslage im Euro-Raum deutlich. Dies hat weniger mit der Finanzkrise in den USA zu tun als mit der dortigen Konjunktureintrübung, dem hohen Dollar-Euro-Wechselkurs und dem durch die starke Rohstoffverteuerung verursachten Kaufkraftabfluss. Im Gegensatz zu den USA fehlen im Euro-Raum konjunkturpolitische Maßnahmen weitgehend. Das Wirtschaftswachstum wird in beiden Jahren unter jenem der USA liegen. Auch hier ist erst ab dem 2. Halbjahr 2009 mit einer Besserung zu rechnen.

Die internationale Abschwächung beeinträchtigt die Konjunktur auch in Österreich. Zwar nahm das BIP im Gegensatz zum Euro-Raum auch im II. Quartal 2008 noch zu, jedoch weisen die Unternehmensumfragen darauf hin, dass eine beträchtliche Verlangsamung bevorsteht. Vor allem die Exporte leiden unter der Dämpfung der Auslandsnachfrage und auch dem ungünstigen Wechselkursverhältnis gegenüber dem Dollar. Die reale Zuwachsrate der Warenausfuhr wird sich bereits heuer halbieren und 2009 weiter sinken.

Mit der Konjunktureintrübung wird die Investitionsnachfrage erlahmen. Nach +4,7% im Jahr 2007 ist heuer mit einem Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen von nur noch 2,2% und einer Stagnation im Jahr 2009 zu rechnen. Während die Bauinvestitionen heuer noch ähnlich kräftig ausgeweitet werden wie im Vorjahr, wachsen die Ausrüstungsinvestitionen nicht einmal halb so stark wie 2007. 2009 wird sich das Wachstum beider Komponenten weiter verringern. Die Ausrüstungsinvestitionen werden real sogar rückläufig sein.

Der private Konsum entwickelt sich in den kommenden Jahren anhaltend schwach. Zwar begünstigen das Nachlassen der Inflation und die expansive Fiskalpolitik die Haushaltseinkommen, jedoch wirkt die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt dämpfend. Der Konsum der privaten Haushalte dürfte 2008 und 2009 real jeweils um knapp über 1% wachsen.

Die heimische Inflationsrate überschritt im Juni 2008 ihren Höchstwert und geht seither leicht zurück. Aufgrund der Beruhigung der Rohstoff- und Agrarproduktpreise sollte diese Entwicklung anhalten. Im Jahresdurchschnitt 2008 ist dennoch mit einer Teuerungsrate von 3,4% zu rechnen. 2009 wird diese Tendenz anhalten; zusätzlich werden die Verringerung des Mehrwertsteuersatzes auf Medikamente und die Abschaffung der Studiengebühren inflationsmindernd wirken. Die Inflationsrate wird dann auf 2,2% sinken.

Obwohl das Wirtschaftswachstum in Österreich allmählich abflaut, entwickelte sich der Arbeitsmarkt bislang äußerst günstig. Im Vorjahresvergleich stieg die Beschäftigung im August noch um 80.000 (+2,4%), und die Zahl der Arbeitslosen sank um über 7.000 (–3,8%). Im Vormonatsvergleich zeigt sich hingegen bereits eine Wende. 2009 wird die Beschäftigung konjunkturbedingt um nur mehr 0,5% steigen, die Arbeitslosenquote wird sich gemäß der traditionellen österreichischen Berechnungsmethode von 5,8% auf 6,3% erhöhen.

Auch 2008 nahmen die Steuereinnahmen kräftig zu. Trotz des Anstiegs der Staatsausgaben erhöhte sich der Finanzierungssaldo der öffentlichen Haushalte nur auf –0,6% des BIP. 2009 wird sich die Abschwächung der Konjunktur auch im Staatshaushalt widerspiegeln: Einschließlich der bisher beschlossenen Ausgabenerhöhungen wird sich das Defizit 2009 auf 1,0% ausweiten. Dadurch kann zwar die öffentliche Hand eine der Konjunkturlage angemessene expansive Wirkung ausüben, jedoch läuft dies den im Stabilitätsprogramm vereinbarten Sparbemühungen zuwider.

Quelle: WIFO
Autor: Marcus Scheiblecker
 
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