Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Sammlung als Aleph, Kapitel 3   

erstellt am
01. 10. 08

Graz (joanneum) - Auch wenn die Ausstellung Thyssen-Bornemisza Art Contemporary. Sammlung als Aleph bereits seit März denselben Titel trägt, so ist sie dennoch schon lange nicht mehr die gleiche. Das dritte Kapitel dieser kuratorischen Trilogie ist aufgeschlagen und verdichtet sich immer mehr zu einem Labyrinth, das durch ausgewählte Werke aus der von Francesca von Habsburg gegründeten Stiftung neue Geschichten, unvermutete Zusammenhänge, ungewohnte Sichtweisen und ungewöhnliche Blickwinkel erschafft. Man findet Bücherregale, die wie die verspiegelte Skin auf den argentinischen Autor Jorge Luis Borges verweisen, neu entstandene Räume und Durchgänge, enge Passagen und scheinbar schwebende Arbeiten. Daniela Zyman und Adam Budak visualisieren mit dieser ständigen Transformation, diesem permanenten Wandel der Ausstellung durch Auf-, Ab- und Umbauten ihre Idee vom Aleph, loten damit das Medium Ausstellung aber auch bis an seine Grenzen aus. Gleichzeitig sind die Objekte einer umfangreichen Sammlung in wechselnden Zusammenhängen zu sehen und machen die Komplexität und Vielschichtigkeit zeitgenössischer Kunst sichtbar.

Ein Telefon läutet. Man nimmt Platz, hebt ab und wird Zeuge eines Gespräches, das die kanadische Künstlerin Janet Cardiff mit einem Experten über Zeit und Raum führt. In der vierten Dimension kann man sich auch durch die Betrachtung von Thomas Ruffs großformatigen Sternenbild 04 h 20m/70° verlieren, das sich unter anderem auch als (ent-)spannende Fortsetzung von Elmgreen & Dragsets Arbeit Powerless Structures , Fig. 82 (Moon Inside) lesen lässt. Thomas Struths BesucherInnen in den Stanze di Raffaelo scheinen ebenso Raum und Zeit enthoben zu sein, so wie Mathilde ter Heijnes Women to go aus längst vergessener Geschichte zu unseren Begleiterinnen werden. Die Fäden und Stränge einzelner Episoden verdichten sich von sehr persönlichen Ebenen hin zu komplexen Raumgebilden wie etwa Matthew Ritchies Family Farm oder Jan Mancuskas Killer Without a Cause. Rätsel und Fragezeigen treten aus verborgen Winkeln, die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, der Sog von Wiederholungen im Aleph - jenem kosmischen Punkt, der alle Zeiten und Orte des Universums beinhaltet - spiegelt sich vielfach.

http://www.museum-joanneum.at
 
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