Einzelhandel und Kfz-Handel unter dem Durchschnitt
Wien (pwk) - Der Handel verzeichnet nur schwache Gewinne: Das ergibt die Analyse von rund 25.000
Jahresabschlüssen von bilanzierenden Handelsunternehmen durch die KMU Forschung Austria, die am 13.10. in
Wien von Erich Lemler, Obmann der Sparte Handel, Peter Voithofer von der KMU-Forschung und Hannes Mraz, Geschäftsführer
der Sparte Handel in Wien, präsentiert wurde.
Rückgang der Gewinne im Einzelhandel stark spürbar
„Es zeigt sich eine insgesamt geringfügige Verbesserung der Ertragskraft im Handel in Österreich. Die
darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor Aufholbedarf besteht: Insbesondere bei den
wesentlichen Ertragskennzahlen liegt der Handel unter dem Durchschnitt der marktorientierten Wirtschaft “, führte
Lemler aus. Besonders im Einzelhandel zeige sich ein teilweise markanter Rückgang der ohnehin nicht üppigen
Gewinne“, erläuterte Peter Voithofer.
Demnach beträgt die Umsatzrentabilität im österreichischen Handel rund 2,2 Prozent - dabei handelt
es sich um den Gewinn (vor Ertragssteuern) in Prozent des Umsatzes. Der Einzelhandel mit rund 1,5 % und der Kfz-Handel
mit ca. 0,8 % liegen unter dem Gesamtdurchschnitt des Handels. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Ertragskraft
im Groß- und im Kfz-Handel verbessert, im Einzelhandel zeigt sich hingegen ein leichter Rückgang der
Umsatzrentabilität. Die Ertragskraft der Großhandelsbetriebe ist im sektoralen Vergleich - wie schon
in den vergangenen Jahren - mit cirka 2,8 Prozent am stärksten.
Handelsforscher Voithofer führte weiters aus, „dass rund 55 Prozent der österreichischen Handelsunternehmen
im Bilanzjahr 2006/07 ein positives Betriebsergebnis erzielen konnten. Der Anteil der positiv bilanzierenden Unternehmen
steigt mit der Unternehmensgröße – während etwas mehr als die Hälfte der Kleinstunternehmen
rote Zahlen ausweist, ist es bei den Großunternehmen knapp ein Viertel. Im Jahresvergleich hat sich der Anteil
der positiv bilanzierenden Betriebe in allen drei Handelsbereichen verbessert.
Ein Fünftel der Handelsbetriebe sind überschuldet
Die betriebswirtschaftliche Position der Handelsunternehmen weist allerdings weiter eine starke Polarisierung
auf: 12 Prozent der Unternehmen können zu den Top-Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von mehr 20 Prozent
und einem Gewinn vor Steuern von mehr als 5 Prozent der Betriebsleistung gezählt werden. Demgegenüber
befinden sich 23 Prozent der Handelsbetriebe in einer betriebswirtschaftlich katastrophalen Situation: Sie sind
überschuldet und können ihre Kosten nicht decken.“
Bei der Eigenkapitalquote wird der betriebswirtschaftliche (Mindest-)Richtwert von 20 Prozent im Durchschnitt der
österreichischen Handelsunternehmen erreicht. Die Großhandelsunternehmen übertreffen diesen Wert
mit rund 27 Prozent deutlich, während der Einzelhandel mit rund 19 Prozent knapp und der Kfz-Handel mit durchschnittlich
rund 15 Prozent deutlich darunter liegen. Im Jahresvergleich ist die Eigenkapitalquote in allen drei Handelsbereichen
gestiegen.
Unternehmen aus dem Elektrohandel schreiben höchste Umsätze
Im Branchenvergleich des Einzelhandels weisen Unternehmen aus dem Bereich Elektrohandel mit im Durchschnitt 3,2
Prozent die höchste Umsatzrentabilität auf. Am unteren Ende der Rangliste befindet sich der Spielwarenhandel,
der im Durchschnitt einen Verlust in der Höhe von cirka 1,8 Prozent der Betriebsleistung hinnehmen muss. Rote
Zahlen schreiben im Bilanzjahr 2006/07 weiters der Papier-, Büro- und Schreibwarenhandel, der Bekleidungs-,
der Buch- sowie der Schuhhandel.
Im mehrjährigen Vergleich - zwischen 2002/03 und 2006/07 - hat sich die betriebswirtschaftliche Lage im Handel
verbessert: Der Anteil der Top-Performer unter den Handelsunternehmen insgesamt ist um drei Prozentpunkte höher,
jener der überschuldeten und Verluste erwirtschaftenden Unternehmen hat sich hingegen um vier Prozentpunkte
verringert. Im sektorellen Vergleich kam es im Einzelhandel im selben Zeitraum zu einer Zunahme der Top-Unternehmen
um 2 Prozentpunkte auf 10 Prozent. Im Großhandel stieg der Anteil der besten Unternehmen um 6 Prozentpunkte
auf 18, im Kfz-Handel um einen Prozentpunkt auf 7 Prozent.
Der Anteil der Unternehmen in einer katastrophalen betriebswirtschaftlichen Situation hat sich in allen drei Handelsbereichen
um 2 bis 6 Prozentpunkte verringert und lag im Bilanzjahr 2006/07 im Einzelhandel bei 29, im Großhandel bei
12 und im Kfz-Handel bei 26 Prozent.
„Den Menschen muss mehr Geld im Börsel bleiben. Eine Kaufkraftstärkung hat über eine Steuerreform
und nicht über die Kollektivverträge zu erfolgen“, forderte Lemler. ( |