Sozialpartner-Generalsekretäre fordern rasches Handeln, um Finanzkrise zu bewältigen
Wien (pwk) - Die Bewältigung der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise stand im Zentrum
der Sozialpartnerkonferenz „Bad Ischler Dialog 2008“. Die Generalsekretäre von ÖGB, WKÖ, AK und
Landwirtschaftskammer waren sich darin einig, dass ein Konjunkturpaket gegen die drohende Erhöhung der Arbeitslosigkeit
und die Wirtschaftsflaute rasch geschnürt werden muss.
Achitz: Wirtschaftswachstum und soziale Sicherheit müssen kein Widerspruch sein
Im Rahmen eines österreichischen Konjunkturpaketes müssten Investitionen vorgezogen werden, die Arbeitsplätze
schaffen, wie etwa in den öffentlichen Verkehr oder den Straßenbau, betont der leitende Sekretär
des ÖGB, Bernhard Achitz. Gleichzeitig müsse aber auch die Kaufkraft gestärkt werden. Weil eine
umfassende Steuerreform bis 2009 nicht mehr machbar sei, müssten beispielsweise eine Negativsteuer oder eine
gerechtere, ökologisierte Pendlerpauschale geschaffen werden, um Menschen mit niedrigen Einkommen zu entlasten.
Natürlich müsse in dieser schwierigen Situation den Menschen mit Garantiesystemen für Pensions-
und Mitarbeitervorsorgekassen Sicherheit gegeben werden. „Vor allem müssen die Menschen aber auf die gesetzlichen
Sozialsysteme vertrauen können“, sagt Achitz. Gedanken müsse man sich in der EU darüber machen,
ob dogmatisch am Stabilitätspakt festgehalten werden muss. „Es darf nicht sein, dass es im Zuge der Finanzkrise
und damit verbundener staatlicher Ausgaben zu Einschränkungen bei Sozialausgaben kommt, nur damit die Maastricht-Kriterien
nicht verletzt werden“, stellt Achitz klar. „Wirtschaftswachstum und soziale Sicherheit müssen kein Widerspruch
sein. Das beweist die gute Zusammenarbeit der österreichischen Sozialpartner. Dieses Modell wollen wir offensiv
in die EU exportieren.“
Mitterlehner: Gesicherte Finanzierung der Klein- und Mittelbetriebe ist unerlässlich
Für rasches und wohldurchdachtes Handeln sprach sich der stellvertretende Generalsekretär der Wirtschaftskammer
Österreich, Reinhold Mitterlehner, aus: Er plädierte erstens für eine Intensivierung der Exportförderung
durch eine Ausweitung von „go international!“. Weiters müssen Investitionen angekurbelt werden. Hier plädierte
er für die Einführung einer Investitionszuwachsprämie etwa für thermische Sanierungen und Umweltinvestitionen.
Weiters sei eine gesicherte Finanzierung der Klein- und Mittelbetriebe unerlässlich, um Investitionsbremsen
zu beseitigen. Hier sprach sich der WKÖ-General für eine Abschaffung der Kreditvertragsgebühr und
die Schaffung eines Mittelstandsfonds aus. Auch ein Vorziehen von Teilen einer Steuerreform ist für Mitterlehner
denkbar, um den Inlandskonsum anzukurbeln und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu verbessern. Hier werde
es eine gemeinsame Kraftanstrengung und gemeinsame Initiativen der Sozialpartner geben: „Es geht um den Wirtschaftsstandort
Österreich, nicht um Ideologien.“
Muhm: Echte Investitionsförderung durch die neue Arbeitsplätze geschaffen werden
Auch AK Direktor Werner Muhm sieht Österreich in einer schwierigen konjunkturellen Situation: „Die Finanzkrise
schlägt auf die Realwirtschaft durch. Damit droht ein starkes Ansteigen der Arbeitslosigkeit“ so Muhm. Um
die Auswirkungen der Finanzmarktkrise abzufedern, fordert Muhm ein Konjunkturpakt - sowohl für Österreich
als auch auf europäischer Ebene: „Wir müssen dringend die Arbeitnehmer entlasten. Das ist nötig
um die Kaufkraft zu stärken. Außerdem brauchen wir eine echte Investitionsförderung durch die neue
Arbeitsplätze geschaffen werden. Auf europäischer Ebene verlangt Muhm, ein koordiniertes Vorgehen der
Europäischen Union um die Krise in den Griff zu bekommen. Künftig dürfe Europa nicht nur nach den
anglo-amerikanischen Regeln spielen: „Ich appelliere für eine Globalisierung mit europäischen Regeln“.
Dazu gehört etwa die strengere Gestaltung der Regeln für die Finanzmärkte.
Der Generalsekretär der Landwirtschaftskammer, August Astl, betonte die Bedeutung erneuerbarer Energien und
von Biosprit. Die Sicherung der Finanzmärkte sei nun das Gebot der Stunde, der ein Konjunktur- und Arbeitsmarktpaket
folgen müsse, so Astl. |