Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Oktober 2008
Wien (oenb) - Infolge der Nachwirkungen des Energie- und Rohstoffpreisschocks und der internationalen
Finanzmarktkrise haben sich die globalen Konjunkturaussichten zuletzt weiter stark eingetrübt. Aufgrund ihrer
starken Exportabhängigkeit kann sich Österreichs Wirtschaft nicht von dieser Entwicklung abkoppeln und
wird in der zweiten Jahreshälfte 2008 nahezu stagnieren. Gemäß den Ergebnissen des OeNB-Konjunkturindikators
erwartet die OeNB für das dritte Quartal 2008 ein Wachstum des realen BIP von 0,2% (saison- und arbeitstägig
bereinigt, im Vergleich zum Vorquartal), im vierten Quartal wird die österreichische Wirtschaft voraussichtlich
nicht mehr wachsen (+0,0%). Für das Gesamtjahr 2008 ergibt sich aufgrund der lebhaften Entwicklung zu Jahresbeginn
immer noch ein Wachstum des realen BIP von nahezu 2%. Die stark rückläufige Entwicklung im Verlauf des
Jahres signalisiert jedoch ein wirtschaftlich sehr schwieriges Jahr 2009. Eine Rezession ist aus heutiger Sicht
freilich nicht wahrscheinlich, sofern nicht weitere unerwartete Schocks auftreten. Gegenüber der letzten Veröffentlichung
des Konjunkturindikators vom Juli 2008 wurde die Wachstumsprognose für das dritte Quartal 2008 um 0,2 Prozentpunkt
nach unten revidiert.
Die drei Jahre dauernde Hochkonjunkturphase der österreichischen Wirtschaft ist mit dem zweiten Quartal 2008
endgültig zu Ende gegangen. Bereits im zweiten Quartal wuchs das reale BIP schwächer als im langjährigen
Durchschnitt. Das Wachstum wurde angesichts günstiger außenwirtschaftlicher Rahmenbedingungen und der
hohen Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen bis zuletzt im Wesentlichen von der Exportwirtschaft
getragen. Vom privaten Konsum, der üblicherweise in der Reifephase des Konjunkturzyklus die wichtigste Konjunkturstütze
darstellen sollte, gingen hingegen keine nennenswerten Impulse aus. Die hohe Sparneigung und die gestiegene Belastung
der Haushaltseinkommen durch den starken Preisauftrieb zeichnen gleichermaßen für diese Entwicklung
verantwortlich. Insgesamt ist der nun zu Ende gegangene Konjunkturaufschwung in keiner Phase selbsttragend geworden.
Deswegen reagiert die österreichische Wirtschaft – die als kleine offene Volkswirtschaft ohnehin schon stark
von globalen Entwicklungen abhängt – jetzt empfindlich auf externe Schocks. Dazu zählen neben den starken
Anstiegen der Rohöl-, Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise in den letzten Jahren derzeit vor allem die von den
Finanzmarktturbulenzen ausgehenden Effekte.
Die Preise auf den Rohstoff- und Nahrungsmittelmärkten bilden sich seit einigen Wochen wieder zurück,
bleiben aber sehr volatil. Im vierten Quartal 2008 werden jedoch Basiseffekte der Ende 2007 begonnenen Rohstoffpreishausse
den Preisauftrieb zusätzlich dämpfen. Demgegenüber werden die konjunkturellen Folgen der Finanzmarktkrise
noch länger nicht ausgestanden sein. Die Wirtschaft im Euroraum ist bereits im zweiten Quartal geschrumpft,
und auch die Aussichten für das zweite Halbjahr haben sich merklich eingetrübt.
Parallel zu den internationalen Entwicklungen haben sich auch die Stimmungs- und Finanzmarktindikatoren in Österreich
markant verschlechtert. Sie signalisieren für das zweite Halbjahr 2008 eine weitere Konjunkturabkühlung.
Österreichs Wirtschaft wird daher – ähnlich wie im Euroraum – im weiteren Jahresverlauf nahezu stagnieren.
Die vorliegende Prognose ist mit außergewöhnlich hoher Unsicherheit behaftet. Das österreichische
Finanzsystem ist zwar im internationalen Vergleich nur in geringem Maße direkt von der Finanzmarktkrise betroffen,
aus heutiger Sicht lassen sich jedoch weder das tatsächliche Ausmaß der Finanzmarktkrise noch deren
Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und unsere wichtigsten Handelspartner endgültig abschätzen.
Die nächste Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators ist fürJänner 2009vorgesehen. |