Wien (Französische Botschaft) - In Zusammenarbeit mit Forschern der Texas-Universität in Houston
und des Karolinska-Instituts in Stockholm, untersuchte Pierre Nioche, Forscher der Abteilung für Pharmakologie,
Toxikologie und zelluläre Signale des französischen Instituts für Gesundheitswesen und medizinische
Forschung (INSERM), zwei pflanzliche Enzyme: die Allenoxid-Synthetase (AOS) und die Hydroperoxid-Lyase (HPL). AOS
produziert Jasmonate, die unter anderem für den besonderen Duft des Jasmins sorgen, und HPL flüchtige
Duftstoffe, sogenannte Grüne Blattduftstoffe (Grean Leaf Volatiles oder GLV). Obst und Gemüse verdanken
den GLV einige ihrer Aromen, wie z.B. den Duft der Gurke, des Olivenöls oder des frisch geschnittenen Grases.
GLV spielen bei Pflanzen jedoch noch eine viel entscheidendere Rolle: sie schützen sie vor pflanzenfressenden
Insekten. In diesem ständigen Kampf ums Überleben haben die Pflanzen ganz besondere Verbündete,
und zwar die Fressfeinde dieser Insekten. Die GLV locken diese Insektenfressfeinde an. "Die Förderung
der Synthese dieser Moleküle durch die Pflanzen könnte somit ein natürlicher Weg zur Bekämpfung
pflanzenfressender Insekten darstellen und dazu beitragen, die massive Pestizidanwendung zu reduzieren", so
die Forscher.
Zudem gelang es dem Forscherteam das Innere des AOS-Proteins bei der Modellpflanze Arabidopsis thaliana in 3D zu
beobachten und ihren Wirkungsmechanismus zu erklären. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse konnten Pierre Nioche
und seine Kollegen beweisen, daß es durch die Modifizierung einer einzigen Aminosäure (von den 500 Aminosäuren
des Proteins) möglich ist, AOL in HPL umzuwandeln. Ein ähnliches Ergebnis wurde bei einer kultivierten
Reisart beobachtet. Diese einfache Modifizierung könnte genügen, um neue GLV-Moleküle zu produzieren
und somit die Abwehrkapazitäten je nach Bedarf zu steigern. Des Weiteren zeigt diese Arbeit beispielhaft,
wie schnell ein Stoffwechselweg verändert werden kann, um so eine Anpassung des gesamten Organismus an die
Umwelt zu ermöglichen.
Weitere Untersuchungen der Aktionsmechanismen dieser beiden Enzyme sollen zu einem besseren Verständnis der
noch ziemlich rätselhaften Fähigkeit der Pflanzen führen, sich durch diese Enzyme vor Insektenangriffen
zu schützen und sich der Umwelt besser anzupassen. Diese Forschungsarbeiten könnten ebenfalls den Weg
für die Entwicklung neuer Pflanzenschutzkonzepte ebnen, bei denen die Verwendung von Insektiziden verringert
werden könnte und somit der Gesundheit der Bevölkerung dienen würde. |