Silhavy: 100.000 erwerbstätige Frauen armutsgefährdet   

erstellt am
17. 10. 08

Einkommen in Ein-Eltern-Haushalten 24 Prozent unter dem Durchschnitt
Wien (bpd) - Anlässlich des Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut, der am 17. Oktober 2008 wird zum 16. Mal begangen wird, wies Frauenministerin Heidrun Silhavy auf die steigende Armutsgefährdung vieler Frauen hin: "Dieser Tag ist aktueller denn je zuvor. Dies zeigen auch die zahlreichen Berichte der letzten Tage: Immer mehr Frauen, vor allem Alleinerzieherinnen, müssen jeden Tag um ihre Existenz kämpfen und immer mehr von ihnen sind von Obdachlosigkeit bedroht. Auch die steigende Anzahl der Sozialmärkte sollte uns nachdenklich stimmen."

Laut dem letzten Armutsbericht sind alleinstehende Pensionistinnen, Arbeitslose, kinderreiche Haushalte und Ein-Eltern-Haushalte sowie MigrantInnen in Österreich besonders von Armut bedroht. Etwa 1 Mio. Menschen in Österreich, mehrheitlich Frauen, leben unter der Armutsgefährdungsschwelle (60% des Medianäquivalenzeinkommens). Somit haben 12,6% der ÖsterreicherInnen weniger als 765 Euro netto im Monat zum Leben.

Silhavy: "Ein Kampf gegen Armut ist immer ein Kampf für die Verbesserung der Lebenssituationen von Frauen und Kindern.

Frauen haben als Singles, vor allem im Alter, und als Alleinerzieherinnen in Ein-Elternhaushalten ein höheres Armutsrisiko als Männer. Frauen über 65 Jahre verfügen über ein um zehn Prozent niedrigeres Äquivalenzeinkommen als der Durchschnitt. In Ein-Eltern-Haushalten liegt das Äquivalenzeinkommen sogar 24 Prozent unter dem Durchschnitt."

Der Lebensstandard ist besonders abhängig vom Bildungsabschluss. Je höher der Bildungsabschluss desto höher ist in der Regel auch der Lebensstandard und desto geringer ist die Armutsgefährdung. Auch die Erwerbseinbindung der Haushaltsmitglieder ist wesentlich für den Lebensstandard eines Haushalts. Personen in Haushalten mit keiner oder nur teilweiser Integration in den Erwerbsprozess weisen ein deutlich unterdurchschnittliches Äquivalenzeinkommen auf. Von den knapp 3,4 Mio. Erwerbstätigen im Erwerbsalter sind rund 230.000 (=7%) armutsgefährdet und zählen damit zu den „working poor“ (100.000 Frauen). Bei den Nicht-Erwerbstätigen ist die Armutsgefährdungsquote mehr als doppelt so hoch (=19%).

Ob eine Erwerbstätigkeit ausgeübt werden kann, hängt auch stark vom Faktor Bildung ab. Personen mit geringer Qualifikation haben deutliche Nachteile auf dem Arbeitsmarkt: 42% der Frauen mit Pflichtschulabschluss sind erwerbstätig, 60% mit Lehre, 57% mit Matura und 74% mit Universitätsabschluss. Über 70% der erwerbstätigen Frauen mit mindestens Matura sind vollzeitbeschäftigt, während es bei geringerer Bildung nur um die 60% sind. Bei den Frauen werden die geringeren Erwerbschancen der wenig Qualifizierten vor allem in einem höheren Anteil der Hausfrauen sichtbar (31% bei maximal Pflichtschulabschluss, 15% bei Universitätsabsolventinnen).

Personen mit einer Teilzeitbeschäftigung unter 12 Wochenstunden sind zu 24% armutsgefährdet, Personen mit einem Bruttomonatseinkommen unter 1.000 Euro zu 22%. Auch in diesen Gruppen stellen die Frauen die Mehrheit, so sind 89% aller Teilzeitbeschäftigten Frauen.

"Die Erwerbspartizipation der Frauen ist ein entscheidendes Mittel, um Frauen und ihren Kindern ein Einkommen über der Armutsgefährdungsschwelle zu ermöglichen. Vor allem Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen wirkt armutsreduzierend. Aus diesem Grund gilt es Frauen in ihrem Erwerbsleben zu unterstützen. Hier sind zahlreiche Maßnahmen bereits getroffen worden, ich erinnere nur an die Umsetzung des Mindestlohns und die Einführung der Mehrarbeitszuschläge für Teilzeitbeschäftigte sowie die Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es bleibt aber noch viel zu tun, um die bezahlte und unbezahlte Arbeit gerechter auf die Geschlechter zu verteilen, um Frauen etwa durch Qualifizierung bei der Ausübung von zukunftsträchtigen Berufen zu unterstützen und um mehr Gleichberechtigung beim Zugang zu Einkommens- und Karrierechancen zu erreichen", so die Bundesministerin.
 
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