Österreich wird Krise besser meistern, trotzdem nur 0,7 Prozent Wachstum 2009   

erstellt am
15. 10. 08

Bank Austria Konjunkturindikator im September unverändert – Mageres BIP-Wachstum 2009 um 0,7 Prozent, aber keine Rezession – Inflationsrückgang 2009 auf 2 Prozent
Wien (bank austria) - Der Bank Austria Konjunkturindikator hat sich im September auf dem tiefen Wert von 1,3 stabilisiert, obwohl sich die Stimmung in der Industrie weiter dramatisch verschlechtert hat. Sowohl die heimischen als auch vor allem die europäischen Erzeuger sehen angesichts des schwierigen internationalen Umfelds deutlich pessimistischer in die Zukunft. Dagegen hat sich dank der Entspannung an der Preisfront das Konsumentenvertrauen im September leicht verbessert. „Die Stabilisierung des Bank Austria Konjunkturindikators im September auf tiefem Niveau steht angesichts des Überschwappens der Finanzmarktkrise auf den europäischen Kontinent auf tönernen Beinen. Eine Fortsetzung der Talfahrt des Indikators ist zumindest im Oktober aufgrund der fragilen Industrie- und Konsumentenstimmung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten“, meint Stefan Bruckbauer, stellvertretender Chefvolkswirt der Bank Austria.

Die sich rasant verschlechternden internationalen Rahmenbedingungen werden der österreichischen Konjunktur in den nächsten Monaten noch zusetzen. Dabei sind nicht vorrangig die direkten Folgen der Finanzmarktkrise wie die schwerwiegende Vertrauenskrise an den Aktienmärkten, Liquiditätssorgen oder verschärfte Kreditkonditionen ausschlaggebend. Vielmehr wird die reale Wirtschaft in Österreich aufgrund ihrer Offenheit und starken Exportorientierung unter der globalen Wachstumsverlangsamung in Verbindung mit den Nachwirkungen des immer noch hohen Eurokurses zunehmend leiden. Nach dem geschätzten Anstieg des BIP um 0,2 Prozent im dritten Quartal 2008 im Vergleich zur Vorperiode wird nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria die Wirtschaft länger als bisher angenommen nur stagnieren. Unter der Annahme einer baldigen Beruhigung infolge der international abgestimmten, vertrauensbildenden Maßnahmen, nicht zuletzt auch in Österreich, wird im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2009 eine vorsichtige Erholung der Wirtschaft einsetzen. „Für das Gesamtjahr 2008 erwarten wir dank des guten Jahresbeginns weiterhin ein Wirtschaftswachstum um 2 Prozent, für 2009 haben wir unsere BIP-Prognose jedoch auf 0,7 Prozent gesenkt“, sagt Bruckbauer.

Investitionen brechen ein, privater Konsum weiter ohne starke Impulse
Die Schwäche der heimischen Konjunktur ist nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria breit verteilt. Die Bruttoanlageinvestitionen werden sich 2009 unter dem Eindruck der ungünstigen globalen Aussichten, die zudem der Exportwirtschaft ein besonders herausforderndes Jahr bringen werden, sogar negativ entwickeln. Während die Ausrüstungsinvestitionen einen Einbruch erleiden werden, dürften die Bauinvestitionen dank Konjunkturstützungsmaßnahmen der öffentlichen Hand weniger stark leiden. Viele Unternehmen stehen nach den wirtschaftlichen Erfolgen der Vorjahre einer guten Liquiditätssituation gegenüber. Der bereits begonnene Lockerungszyklus der EZB wird die Fremdfinanzierungskosten dämpfen. „Der Einbruch der Investitionen wird sich nach unserer Einschätzung mit einem Rückgang um 0,3 Prozent daher in Grenzen halten und diese in der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder leicht nach oben tendieren“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Dem privaten Konsum, der sich in den vergangenen Jahren trotz Hochkonjunktur nur träge entwickelt hat, fehlt es auch unter den derzeitigen Rahmenbedingungen an Schwung. Der Rückgang des Beschäftigungswachstums und der Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,2 Prozent (nationale Methode) werden belasten und die gestiegene Unsicherheit über die Entwicklung der Wirtschaft wird die Sparquote, die 2007 11,7 Prozent betragen hat, weiter hoch halten. Dennoch erwarten die Ökonomen der Bank Austria für 2009 ein moderates Konsumwachstum, das dank sinkender Inflation und fiskalischen Maßnahmen sogar leicht steigende Tendenz aufweisen wird.

Inflationsgespenst verschwindet wieder im Keller
Die Abschwächung der Konjunktur hat auch eine gute Seite. Die Inflation, die über dem Sommer auf fast 4 Prozent gestiegen ist, wird in den nächsten Monaten stärker als bisher erwartet sinken. Aufgrund der globalen Konjunktursorgen kommt es zu einer kräftigen Korrektur bei Nahrungsmittel- und Rohstoffpreisen. Gegen Ende 2008 wird die Teuerung bereits auf etwa 2 Prozent gesunken sein. Trotz Preisanpassungen bei vielen Produkten, die von den starken Erhöhungen der vergangenen Monaten kostenmäßig betroffen sind, wie z.B. Gas, Strom und Mieten wird sich 2009 die Inflation in einem deutlich niedrigeren Bereich bewegen als 2008. „Wir haben sowohl die Inflationsprognose für 2008, leicht auf 3,3 Prozent, als auch die Erwartungen für 2009, kräftiger auf 2 Prozent, zurückgeschraubt“, fasst Pudschedl den aktuellen Inflationsausblick der Bank Austria zusammen.

Österreich droht keine Rezession, da weder Haushalte noch Firmen ihre Verschuldung gesteigert haben
Trotz der Verschlechterung der Rahmenbedingungen und der dramatischen Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten erwarten die Ökonomen der Bank Austria keine Rezession für Österreich. Das Privatkreditwachstum lag in den letzten fünf Jahren etwa so hoch wie das Einkommenswachstum. Die Relation von Privatkredit zu Einkommen ist sogar zurückgegangen und das Nettovermögen der Österreicher, d.h. Vermögen minus Schulden, ist in den letzten fünf Jahren sogar um 60 Milliarden Euro oder rund 30 Prozent gestiegen. Aber auch die österreichischen Unternehmen haben ihre Verschuldung in den letzten fünf Jahren nicht erhöht. Das Verhältnis von Fremdfinanzierung zum BIP blieb konstant. Zudem liefert das Bankwesen einen Großteil der Fremdfinanzierung, rund 80 Prozent (ohne Eigenkapitalfinanzierung), was auch nach Meinung des Weltwährungsfonds in Zeiten der Finanzkrise positiv ist. "Österreichs Wirtschaft hat in den letzten Jahren keine Ungleichgewichte aufgebaut und unser Wachstum war nicht auf einem starken Anstieg der Verschuldung aufgebaut, daher erwarten wir trotz Verschlechterung der Rahmenbedingungen keine Rezession für Österreich", meint Bruckbauer abschließend.
 
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