Wie lässt sich ein optimaler Gewinn aus der Qualität der in der EU erzeugten Lebensmittel
und Getränke ziehen?
Brüssel (ec.europa) - Die Europäische Kommission hat am 15.10. ein Grünbuch angenommen,
mit dem eine Debatte darüber eröffnet werden soll, wie die europäischen Landwirte aus der Qualität
der von ihnen erzeugten Lebensmittel und Getränke optimalen Nutzen ziehen können. Angesichts der fortschreitenden
Globalisierung, des zunehmenden Drucks durch kostengünstige Erzeugnisse aus Übersee und der sich verändernden
Wünsche der Verbraucher ist Qualität die mächtigste Waffe Europas. Das Grünbuch untersucht
die verschiedenen in der EU derzeit angewendeten Normen, Qualitäts- und Zertifizierungsprogramme und Etikettierungsregelungen
(u. a. geografische Angaben, ökologischer Landbau/biologische Landwirtschaft, private und regionale Zertifizierungsregelungen
für Lebensmittelqualität) und geht der Frage nach, wie die Stärken der EU-Landwirtschaft besser
genutzt und die Verbraucher über die angebotenen Erzeugnisse besser informiert werden können. Alle Interessenträger
sollen sich dazu äußern, ob diese Maßnahmen ihrer Ansicht nach eine ausreichende Garantie bieten
und die Qualitäten der Erzeugnisse angemessen vermitteln; außerdem sollen Verbesserungen vorgeschlagen
werden. Die Konsultation läuft bis Ende 2008. Anhand der Ergebnisse wird im kommenden Jahr eine Mitteilung
ausgearbeitet, die zu einem späteren Zeitpunkt Legislativvorschläge nach sich ziehen könnte.
„Angesichts des immer schärferen Wettbewerbs müssen die europäischen Landwirte ihren größten
Trumpf ausspielen, nämlich Qualität“, sagte die für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
zuständige Kommissarin Mariann Fischer Boel. „Die Landwirte der EU müssen Erzeugnisse mit den Qualitäten
anbieten, die von den Verbrauchern gewünscht werden, diese Qualitäten garantieren und sie, was vielleicht
am wichtigsten ist, wirkungsvoll vermitteln. Wir verfügen in der EU über eine ganze Palette von Politikinstrumenten
und besonderen Qualitätsregelungen. Ich möchte von den Beteiligten erfahren, ob diese Maßnahmen
richtig funktionieren oder ob mehr getan werden muss, und wenn ja, was.“
Die für Gesundheit zuständige Kommissarin Androulla Vassiliou erklärte: „Ich freue mich sehr über
meine Beteiligung an der Initiierung dieses Grünbuchs über Lebensmittelqualität. Unsere Bürger
bekommen damit die Möglichkeit, uns mitzuteilen, was sie von uns erwarten, um eine Gewähr für die
Qualität ihrer Lebensmittel zu haben. Außerdem erhalten wir Denkanstöße, wie wir die Lebensmittelqualität,
die dank der bestehenden Rechtsvorschriften bereits erzielt wurde, noch besser vermitteln können. Diese Rechtsvorschriften
gewährleisten, dass Lebensmittel in der EU nach strengen Normen in Bezug auf Lebensmittelsicherheit erzeugt
werden, auch was die Aspekte Tiergesundheit, Tierschutz und Hygiene anbelangt.“
Für die Landwirte bedeutet Qualität, dass sie Erzeugnisse mit den richtigen Eigenschaften (z. B. Muskelfleischanteil)
und den richtigen Erzeugungsmerkmalen (z. B. besondere tierschutzgerechte Verfahren) anbieten. Zudem betrifft Qualität
alles: von nach Mindestnormen produzierten Grundstoffen bis hin zu hochwertigen Qualitätserzeugnissen, die
nach anspruchsvollen Produktionsmethoden hergestellt werden.
Zugleich nimmt der Druck auf die EU-Landwirte durch Erzeugnisse aus Schwellenländern mit geringen Produktionskosten
sowohl in der Gemeinschaft als auch in Drittländern immer stärker zu. Dieser Prozess wurde durch die
Globalisierung, Handelsabkommen, eine stärkere Öffnung der Märkte und den Abbau des Außenschutzes
gefördert. Die EU-Landwirte müssen dieser Herausforderung frontal begegnen. Sie befolgen bereits einige
der weltweit anspruchsvollsten Bewirtschaftungsauflagen und verfügen über das Know-how, um die Produktqualitäten
zu liefern, die auf dem Markt verlangt werden. Die Kommission ist deshalb davon überzeugt, dass die Landwirte
der EU diese Anforderungen nicht als Belastung sehen sollten, sondern eine echte Chance haben, sie in einen Vorteil
für sich umzuwandeln - indem sie genau das anbieten, was die Verbraucher wünschen, ihre Erzeugnisse auf
dem Markt von anderen Erzeugnissen klar abgrenzen und dafür entsprechend honoriert werden.
Das Grünbuch gliedert sich in drei Abschnitte: Produktionsanforderungen und Vermarktungsnormen; besondere
EU-Qualitätsregelungen (z. B. geografische Angaben, traditionelle Spezialitäten und ökologischer
Landbau); Regelungen für die Qualitätszertifizierung von Lebensmitteln.
Im Grünbuch werden u. a. folgende Fragen aufgeworfen:
- Sollte die Angabe des Ortes, an dem die Grundstoffe erzeugt wurden (EU/Drittland), obligatorisch vorgeschrieben
werden?
- Sollte es zulässig sein, Erzeugnisse zu verkaufen, die den Vermarktungsnormen aus ästhetischen Gründen
nicht genügen?
- Sollten Begriffe wie „Berg-“ oder „Bauern-“ auf EU-Ebene festgelegt werden?
- Wie sollte die Regelung für geografische Angaben weiterentwickelt werden?
- Wie können geografische Angaben in Drittländern wirksamer geschützt werden?
- Wie kann das Funktionieren des europäischen Binnenmarktes für Erzeugnisse des ökologischen Landbaus
verbessert werden?
- Wie kann die Erzeugung von Qualitätsprodukten in den EU-Regionen in äußerster Randlage gesteigert
werden?
- Werden neue EU-Regelungen benötigt (insbesondere im Bereich des Umweltschutzes), und wenn ja, wie lässt
sich der Verwaltungsaufwand möglichst gering halten?
- Wie lässt sich vermeiden, dass die Verbraucher durch Zertifizierungsregelungen in die Irre geführt
werden?
Wenn Sie weitere Informationen wünschen oder sich an der Konsultation beteiligen wollen, gehen Sie auf
http://ec.europa.eu/agriculture/quality/policy/index_en.htm
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