Licht zerstört Tumoren im Auge   

erstellt am
15. 10. 08

Erste Studie zur rahmenlosen, radiochirurgischen Behandlung des Aderhautmelanoms mittels Robotertechnologie belegt Wirksamkeit
München (idw) - Das Aderhautmelanom ist eine seltene Krebsgeschwulst des Auges, jährlich erkranken knapp 500 Menschen in Deutschland daran. Die klassische Behandlung großer Aderhautmelanome besteht in der Entfernung des kompletten Augapfels, eine körperlich und psychisch extreme Belastung für den Betroffenen. Mittlere Melanome werden meist mit einem lokalen Strahlenträger behandelt (sog. Brachytherapie mit Ru-106). Mit der strahlenchirurgischen Cyberknife-Methode können, das hat eine neue Studie1 ergeben, vor allem große Tumore schmerzfrei und ohne operativen Eingriff zerstört werden.

Beim Aderhautmelanom bildet sich anfangs ein flach wachsender Tumor, der sich zunehmend wölbt und dabei die über ihm liegende Netzhaut abhebt. Die Krebsgeschwulst geht von der sog. Aderhaut aus und kann an verschiedenen Stellen im Auge auftreten so z.B. auch am hinteren Augenpol, dort, wo der Sehnerv aus der Augenhöhle zum Gehirn führt. Anfangs bestehen meist keine Beschwerden. Allmählich bemerken die Patienten eine zunehmende Sehminderung oder einen Schatten. Selten beobachtet man eine Augendrucksteigerung oder einen Durchbruch des Tumors durch die Lederhaut (Sklera) in die Augenhöhle. Bei Diagnosestellung haben nur ca. 1 % der Patienten Metastasen. Diese finden sich meist in der Leber.

Behandlungsalternativen
Neben der kompletten Entfernung (Enukleation) des Augapfels, gibt es verschiedene Alternativen. Diese reichen von der radioaktiven Bestrahlung bis hin zum Beschuss der Tumoren mit Lichtteilchen, so genannten Photonen. Mit die modernste Variante dieser Photonen- Bestrahlung ist die Cyberknife-Technologie. Dabei werden aus vielen verschiedenen Richtungen einzelne hoch energetische Lichtteilchen aus einem Beschleuniger auf den Tumor gefeuert. Durch ständig wechselnde "Einstrahlrichtungen" bleibt das umliegende Gewebe weitgehend geschont, im Zielgebiet aber werden die Krebszellen maximal geschädigt und sterben schließlich ab. Eine ca. 3stündige einmalige Behandlung ist bis auf die örtliche Betäubung der Augenmuskulatur völlig schmerzfrei. Der Patient kann zudem nach der Therapie nach Hause gehen.

Vorab sind allerdings intensive Untersuchungen nötig, um zu klären, ob ein Patient für die Cyberknife-Methode in Frage kommt. Sowohl in der Diagnose, der Behandlungsplanung und in der Nachsorge sollten daher Experten verschiedener Fachrichtungen die Patienten begutachten. Eignet sich ein Patient für die Bestrahlung im Europäischen Cyberknife Zentrum, München-Großhadern (ECZM), dem einzigen in Deutschland, profitiert er vom hoch modernen medizinischem und technischem Know-how und der Ausstattung. Die robotergeführte Bestrahlungseinheit benötigt dabei keine Fixierung des Kopfes und gleicht etwaige Bewegungen des Patienten aus. Der Patient liegt während der Behandlung entspannt auf einer Liege und kann während des Eingriffs die jeweilige Lieblingsmusik hören. Wenn nötig, kann die Bestrahlung auch kurz unterbrochen werden. Nach dem Eingriff können die Patienten nach Hause gehen, ein stationärer Aufenthalt ist nicht erforderlich.

Das Cyberknife-Zentrum in München
Am ECZM arbeiten die Strahlenchirurgen eng mit den Medizinern am Klinikum der Universität München (LMU) zusammen. Im Falle von Augentumoren werden die Patienten beispielsweise von den Augenärzten der Augenklinik der Universität untersucht und betreut. Diese entscheiden dann gemeinsam mit weiteren Experten, ob eine Cyberknife- Behandlung Erfolg versprechend ist.

In einer aktuell veröffentlichten Studie konnten die Ärzte belegen, daß Cyberknife eine passende Alternative zur Behandlung des Aderhautmelanoms darstellt, die für Patienten sicher, effektiv und komfortabel ist. Zudem sind die Kosten bei dieser ambulanten Behandlung meist weitaus geringer als bei einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus. Voraussetzung dafür ist die Behandlungsplanung und -durchführung durch ein erfahrenes, interdisziplinäres Team aus Augenärzten, Strahlenonkologen und -chirurgen sowie Radiologen.


Wirkung der Strahlen in der Tumorzelle
Die wichtigste Aufgabe der Strahlenchirurgie ist die hoch präzise Bestrahlung eines exakt festgelegten Zielvolumens. Dabei sollen die gesunden Körperteile in der Tumorumgebung so wenig wie möglich von Strahlen getroffen werden. Um dies zu erreichen, wird zuerst ein Bestrahlungsgerät mit geeigneter Strahlenart und Energie gewählt und die Tumorregion aus verschiedenen Richtungen bestrahlt. Bei der flexiblen Cyberknife Technologie rotiert die Bestrahlungseinheit um den Patienten - typisch sind bis zu 150 (aus 1400 möglichen) Einstrahlrichtungen pro Behandlung. Durch die ionisierende, hochenergetische Photonen-Strahlung, die in einem Beschleuniger erzeugt werden, werden in den Tumorzellen Schäden am Erbgut (DNA) verursacht, die letztlich zum Zelltod führen. Die Cyberknife Technologie steuert dabei die Bestrahlung so, daß die für die Krebszellen tödliche Dosis nur im Zielgebiet (Tumor) erreicht wird, das umliegende, gesunde Gewebe jedoch verschont bleibt bzw. durch die Photonen nicht nachhaltig geschädigt wird. Meist reicht eine einzige ambulante Behandlung mit einer mittleren Dauer von 60-90 Minuten aus. Die Bestrahlung ist schmerzfrei, eine Narkose nicht nötig.

Europäisches Cyberknife Zentrum München-Großhadern Das erste Cyberknife Zentrum in Deutschland wurde am 1. Juli 2005 in Kooperation mit dem Klinikum der Universität München (LMU) eröffnet. Mit Hilfe einer bildgeführten Robotersteuerung kann hochpräzise eine Tumor zerstörende Strahlendosis auf ein genau definiertes Zielvolumen gerichtet werden, wobei die umliegenden, gesunden Strukturen geschont werden. Bei der Behandlung überschneiden sich schwache Strahlenbündel aus vielen verschiedenen Richtungen im Tumor, wo sie sich zur Gesamtdosis aufsummieren. Durch die Entwicklung der Cyberknife Technologie mit einer Kombination aus integrierter Bildführung und Robotersteuerung ist eine völlig neue, nicht-invasive Behandlung möglich.
 
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