Burgstaller: Achtjähriges Gymnasium für besonders engagierte und talentierte junge Musiker
Salzburg (lk) - "Was in Wien und Graz bereits mit großem Erfolg läuft, soll jetzt
auch in Salzburg eingerichtet werden: die achtjährige Form eines Musikgymnasiums. Dabei handelt es sich um
einen gymnasialen Schultyp, der auf die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern zugeschnitten
ist, die sehr viel Zeit für das Üben auf ihren Instrumenten aufwenden müssen." Darüber
informierte Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller am 14.10. bei einem Informationsgespräch gemeinsam mit Vertretern
des Salzburger Bildungswesens. Bislang verfügte Salzburg weder über ein Konservatorium noch über
ein Musikgymnasium für besonders engagierte junge Instrumentalist/innen – das soll sich ab dem Schuljahr 2009/2010
mit dem "Musikgymnasium Salzburg" ändern.
"Die Installierung des Musikgymnasiums ist für mich als Landeshauptfrau und Bildungsverantwortliche der
letzte ‘Lückenschluss‘ auf dem Weg zu einer optimalen schulischen und fachspezifischen Förderung der
jungen Talente in Salzburg. Damit wird dem hervorragenden Ruf des Musischen Gymnasiums quasi das ‘Sahnehäubchen‘
aufgesetzt. Erstmalig wird die Verbindung einer hochwertigen gymnasialen Ausbildung mit der Möglichkeit der
fachlichen Ausbildung an Mozarteum, Musikum oder qualifizierten Privatunterricht Realität. Dieser neue Schulversuch
bietet die individuelle Anpassung an die Bedürfnisse der jungen Instrumentalisten, stellt aber gleichzeitig
durch den Gegenstand Musikkunde einen gemeinsamen ‘musiktheoretischen‘ Nenner dar. Ich bin überzeugt, dass
dieser neue Zweig auf Dauer gesehen den Ambitionen des Musiklandes Salzburg viel Positives bringen wird",
zeigt sich Landeshauptfrau Burgstaller über die gelungene Angebotserweiterung ab dem nächsten Schuljahr
erfreut.
Gimpl: Beweis für gelungenen Schulentwicklungsprozess
Der Amtsführende Präsident des Salzburger Landesschulrates, Prof. Mag. Herbert Gimpl, betonte beim heutigen
Informationsgespräch: "In meiner Funktion als Amtsführender Präsident freue ich mich über
ein weiteres Highlight am Musischen Gymnasium, das nicht von oben herab verordnet wurde, sondern am Standort durch
engagierte Kolleginnen und Kollegen entstanden ist. Dies ist ein Beleg für gelungene Schulentwicklungsprozesse
und führt dazu, dass erstmalig in Salzburg dieser Zweig eines Musikgymnasiums angeboten wird. In enger Kooperation
mit außerschulischen Institutionen wie Mozarteum und Musikum wird die schulische und musische Heranbildung
junger Eliten grundgelegt. Das Musikgymnasium bietet ambitionierten Jungmusiker/innen eine optimale Möglichkeit,
ihrer Leidenschaft, ihrem Talent nachzukommen und dabei eine schulische Ausbildung auf hohem Niveau abzuschließen."
Gutzeit: Gemeinschaften für junge Musiker/innen wichtig
"Die Errichtung eines Musikgymnasiums in Salzburg kann man nur begrüßen. Junge Musikerinnen und
Musiker brauchen Unterstützung, um den schwierigen Spagat zwischen den hohen Anforderungen einer Instrumentalausbildung
und der Schule zu schaffen. Außerdem benötigen sie ein Umfeld, das ihre Situation versteht und sie nicht
zu Außenseitern macht. Im Musikgymnasium werden Gemeinschaften entstehen, die sich gegenseitig motivieren
und inspirieren und mit hervorragenden künstlerischen Leistungen zu den besten Nachwuchskräften an den
Musik-Universitäten zählen werden", zeigte sich der Rektor des Mozarteums Salzburg, Univ.-Prof.
Reinhart von Gutzeit, erfreut.
Voraussetzung für den Besuch des Musikgymnasiums ist das Bestehen einer Aufnahmsprüfung, bei der das
Können auf dem Instrument und die allgemeine musikalische Eignung getestet werden. Für Kandidaten, die
bereits einen Vorbereitungslehrgang am Mozarteum besuchen oder beim Wettbewerb "Prima la musica" einen
1. Platz erreicht haben, erübrigt sich das Vorspielen auf dem Instrument.
Achatz: In der Vergangenheit kaum Chancen für "Nur-Musiker"
"Salzburg unternimmt bereits seit mehr als 30 Jahren immer wieder Anläufe, ein Musikgymnasium zu installieren.
Dieses Vorhaben ist immer daran gescheitert, dass als ähnliches Institut das ‘Musische Gymnasium‘ existierte,
und musikalisch begabte Kinder dort, sofern sie auch im bildnerischen Bereich talentiert waren, Aufnahme finden
konnten. ‘Nur-Musiker‘ hatten sehr oft keine Chance, aufgenommen zu werden", sagte Prof. Mag. Helmut Achatz,
Fachinspektor für Musikerziehung.
"Die Universität Mozarteum und das Salzburger Musikum können mit Beginn des nächsten Schuljahres
in Zusammenarbeit mit dem Musischen Gymnasium Salzburg das "Musikgymnasium" verwirklichen. Die herausragenden
musikalischen Leistungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, erbracht unter höchsten Belastungen der daran
beteiligten Schülerinnen und Schüler, die personellen, räumlichen und ausstattungsmäßigen
Ressourcen lassen diesen Standort als ideal erscheinen. Ich bin davon überzeugt, dass eine gegenseitige Befruchtung
stattfinden kann", so Achatz weiter.
Mitgutsch: Musikgymnasium mit vollwertiger Matura
Der Direktor des Musischen Gymnasiums, Hofrat Dr. Ernst Mitgutsch, sagte: "Ich bedanke mich für die Unterstützung
des Landesschulrates bei der Umsetzung dieses neuen Schulprojekts ‘Musikgymnasium Salzburg‘ sowie bei der Universität
Mozarteum und beim Musikum als musikalische Institutionen, an denen unsere Schülerinnen und Schüler ihr
Instrument lernen. Das Musische Gymnasium ist in Salzburg ein sehr begehrter Schultyp: Es gibt jährlich zirka
400 Anmeldungen für 120 Plätze in den vier ersten Klassen. Dieser Schultyp ist ausgerichtet auf musische
Bildung. Somit gibt es unter anderem auch vier musische Maturafächer: Bildnerische Erziehung, Musik, Tanz
und Literatur", so Mitgutsch.
Zur Förderung der besonders begabten Instrumentalisten gibt es ab dem kommenden Schuljahr parallel zu den
vier "musischen" ersten Klassen eine weitere erste Klasse nach der Schulform "Musikgymnasium":
Das Musikgymnasium bietet eine vollwertige, das heißt zu allen Studien berechtigende Matura wie jedes andere
Gymnasium, ohne dabei die Schüler mit zu vielen Wochenstunden zu belasten. Der Lehrplan ist so gestaltet,
dass auf Musikkunde und das gemeinsame praktische Musizieren in Chor, Orchester und diversen Ensembles besonderer
Wert gelegt wird. Ab der 1. Klasse wird Englisch gelernt, in der Oberstufe können die Schüler/innen zwischen
Latein und Französisch wählen.
Anmelden können Eltern ihre Kinder für das neue Musikgymnasium von Montag, 1., bis Freitag, 12. Dezember,
im Sekretariat des Musischen Gymnasiums in der Haunspergstraße 77 in Salzburg. Am Samstag, 13. Dezember,
findet die musikalische Aufnahmsprüfung statt. Die 1. Klasse startet im September 2009.
Seywald: Zukunft musikalische Bildung – wie, wo und wann?
"Wie auch immer die Bildungslandschaft neu gestaltet wird – Ganztagsschule, Nachmittagsbetreuung, Gesamtschule
–, es sind einige Herausforderungen zu bewältigen", erläuterte Michael Seywald, Landesdirektor des
Musikum: "Eine der zentralen Fragen ist: Wie kann das bisher erfolgreiche Konzept der österreichischen
Musikschulen und des Musikum durch die zeitliche und örtliche Einschränkung in ganztätig geführten
Schulen weiterhin umgesetzt werden?"
Die derzeitige Situation beurteilt Seywald folgendermaßen: "Orchester- und Ensemblespiel, Chor, Musikkunde,
nationale und internationale Projekte, Workshops und vernetzter Unterricht funktionieren in der bisherigen Qualität
nur dann, wenn die Kinder und Jugendlichen aus den Kindergärten, den Volks- und Hauptschulen, Gymnasien bis
hin zu den berufsbildenden Schulen in die Musikschule kommen. Musikalische Bildung ist sehr zeitaufwändig.
Daher stellen sich die Fragen: Wann ist für die rund 184.000 Musikschüler in Österreich Zeit zum
Üben, Proben, Konzertieren? Wann ist Zeit für das Orchester, für den Chor, für die Big Band,
für ein Volksmusikprojekt, die Vorbereitung auf einen Wettbewerb, einen Workshop oder internationalen Austausch?
Die Voraussetzungen sind sinnvolle Zeitfenster und zeitliche Flexibilität“, so Seywald.
"Doppelgleisigkeiten, die zusätzliche Belastungen für Kinder und Jugendliche bedeuten, müssen
in einer Neugestaltung des Bildungswesen abgeschafft werden", fordert Seywald: "Eine wesentliche Voraussetzung
für ein funktionierendes vernetztes Bildungswesen ist die gegenseitige Anerkennung von Fächern. Durch
die Erreichung des Öffentlichkeitsrechtes des Musikum ist die Voraussetzung zur Kooperation mit öffentlichen
Schulen und die Anerkennung von Fächern geschaffen worden. Die Kooperation des Musikgymnasiums und des Musikum
ist ein bedeutender Schritt, Kindern die nötigen Freiräume für musikalische Bildung zu ermöglichen
und das aktive Musizieren im Bildungswesen besser zu verankern. Die Durchlässigkeit der musikalischen Bildung,
von der musikalischen Früherziehung bis zum universitären Abschluss, sind wesentliche Herausforderungen
für die Zukunft der gesamten Bildungslandschaft. Die Kooperation zwischen Musikgymnasium, Musikum und Mozarteum
ist auch in dieser Hinsicht unverzichtbar und für Salzburg ein Gewinn", stellte Seywald fest. |