Buenos Aires (bmeia) - Die imposante Fassade der in der Pogromnacht 1938
in der Wiener Neudeggergasse zerstörten Synagoge ist für 14 Tage am Eingang des Park Thays an der mehrspurigen
Prachtstraße Avenida Libertador in Buenos Aires zu sehen. Millionen Menschen, die täglich daran vorbeifahren,
sticht die im leuchtenden Ziegelrot architektonisch herausragende Riesenleinwand als neue Sehenswürdigkeit
von Buenos Aires ins Auge.
Dahinter verbirgt sich ein modernes Veranstaltungszelt, in dem vom 26. Oktober bis zum 9. November ein reiches
kulturelles, wissenschaftliches, didaktisches und städteverbindendes Programm dargeboten wird. Aus Wien nehmen
prominente Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler wie Hannah Lessing, Anton Pelinka, Adi Hirschal, Peter
Uray oder Maria Bill teil, um gemeinsam mit argentinischen Partnern über Vergangenheit und Gegenwart beider
Länder zu diskutieren, ihre Arbeiten zu präsentieren und Frage zu beantworten. Die österreichische
Botschaft organisiert eine Ausstellung über Werke des jüdischstämmigen Künstlers Friedensreich
Hundertwasser. Ein Kinofestival zum Thema der jüdischen Emigration ergänzt das Programm. Besonders beliebt
seit den Eröffnungsstunden ist bereits das Wiener Café.
"Verlorene Nachbarschaft Wien Buenos Aires 2008" ist der zweite Schritt eines Gedenkprojektes, das von
einer Gruppe von engagierten Nachbarn aus dem 8. Bezirk in Wien im Gedenken an die in der Pogromnacht 1938 zerstörte
Synagoge ihre Bezirkes und die zur Emigration gezwungenen Nachbarn mit großem Erfolg veranstaltet wird. Den
Ehrenschutz über dieses Projekt haben die argentinische Präsidenten, Dr. Cristina Fernández de
Kirchner und der österreichische Bundespräsident, Dr. Heinz Fischer, übernommen, der zur Eröffnung
am 26. Oktober auch eine vielkommentierte Videogrußbotschaft schickte.
Der Lebensgeschichte jener Österreicher, die unter tragischen Umständen vor 70 Jahren in Buenos Aires
ankamen, eben diesen "verlorenen Nachbarn", ist dieses Projekt symbolisch gewidmet. Gleichzeitig soll
damit eine interkulturelle Brücke von Wien nach Buenos Aires geschaffen werden, die den Dialog zwischen beiden
Städten im Sinne einer "wiedergefundenen Nachbarschaft" ermöglicht. Gemeinsam im Zeichen von
Respekt, Erinnerung und Interesse der Vorkommnisse der "Kristallnacht" zu gedenken und aus Wiener Sicht
über das Leben in Argentinien zu erfahren und zu lernen, das haben sich die Organisatoren zum ehrgeizigen
Ziel gesetzt. |