EU-Getreidezölle treten am 26. Oktober in Kraft   

erstellt am
24. 10. 08

Preisverfall bei Getreide - Kommission verweigert weiter Marktmanagement bei Mais
Wien (bmlfuw/aiz) - Die Entscheidung der EU-Kommission zur Wiedereinführung von Importzöllen für Getreide wurde am 23.10. im Amtsblatt L 250 der EU veröffentlicht. Die Verordnung tritt am dritten Tag nach ihrer Veröffentlichung in Kraft, also am 26.10. Ausgenommen von der Zollpflicht ist Getreide, das sich am Tag der Veröffentlichung schon auf dem Weg in die EU befand.

Die Einfuhrzölle für Roggen und Sorghum betragen ab Sonntag Euro 19,11 pro t, für Weizen einfacher und mittlerer Qualität im Rahmen von Kontingenten Euro 12,- pro t und außerhalb der Kontingente Euro 95,- pro t. Weizen wird damit wohl nur mehr im Rahmen der Importkontingente in die EU gelangen können. Weiters werden für Futtergerste im Rahmen von Kontingenten Euro 16,- pro t eingehoben. Für Mais wurde vergangene Woche ein Importzoll von Euro 8,68 pro t berechnet. Dieser Satz kann sich aber schnell wieder ändern.

Die Wiedereinführung der Getreidezölle wird als erstes Zeichen der Europäischen Kommission gewertet, die von einem starken, extern und nicht von fundamentalen Marktdaten bestimmten Preisverfall gekennzeichneten Märkte für Agrarrohstoffe in die Hand zu nehmen. Die Kommission gab letztlich dem Druck zahlreicher Mitgliedstaaten - darunter auch Österreich - nach. Die Zölle waren seit Ende 2007 ausgesetzt. Die Kommission begründete die Wiedereinführung der Zölle mit den gefallenen Getreidepreisen. Brotweizen koste in Hamburg und Rouen weniger als Euro 180,- pro t. Außerdem sei der Binnenmarkt ausreichend mit Ware versorgt, sodass Importe gebremst werden könnten.

Kommission verweigert weiter Marktmanagement bei Mais

Allerdings bleiben weiterhin schwerwiegende Probleme am EU-Maismarkt: Hier machen sich die hohen Produktionszahlen 2008 als "bearish" bemerkbar. Dabei hätten weder die EU noch Österreich aus der riesigen Ernte 2008 ein Überschussproblem, sie haben vielmehr ein Verteilungsproblem: Der französische Analyst Strategie Grains erwartet in seinem Oktober-Bericht für die EU heuer bei einem Maisangebot von 64,1 Mio. t (60,4 Mio. t Ernte plus 3,7 Mio. t Anfangsbestand, Ernte 2007: 47,9 Mio. t) bei 62,7 Mio. t Verbrauch und 1,5 Mio. t Export sogar eine leicht negative Maisbilanz. Die Importe sollen drastisch von zuletzt (2007/08) 13,8 Mio. t auf 3,1 Mio. t zurückgehen. Dasselbe gilt im Prinzip für Österreich. Laut AMA bestehe ausreichend Nachfrage und Bedarf, um auch die große Maisernte Österreichs heuer von gut 2 Mio. t (plus 15%) am Markt unterzubringen. Damit ist der Mais in Europa kein Überschuss-, sondern ein Verteilungsproblem. Er wächst nicht dort, wo er gebraucht wird, wie in Spanien, und er kann dorthin nur zu hohen Kosten transportiert werden. Dies lässt etwa die Verbraucher auf der iberischen Halbinsel lieber Mais aus Übersee heranschippern, weil sie das billiger kommt.

Vor diesem Hintergrund werden die Forderungen aus der zentraleuropäischen Binnenlage an die EU-Kommission immer lauter, mit der deutlichen Aufstockung der 2008/09 auf 700.000 t begrenzten Maisintervention auf das Zehnfache und mit Zuschüssen zu den Transportkosten von Mitteleuropa auf die iberische Halbinsel ein Zeichen der Verantwortung für das Management der Märkte zu setzen. So können in Österreich zurzeit im Schatten des "Großen Bruders" Ungarn nicht einmal mehr die schwachen Preise der Euronext von aktuell gut Euro 130,- pro t gehalten werden. Diese Woche fiel die Wiener Maisnotierung auf Großhandelsabgabestufe mit Euro 100,50 pro t schon unter den Interventionspreis von Euro 101,31 pro t. Dennoch machte die EU-Kommission bisher keinerlei Anstalten den Forderungen der mitteleuropäischen Mitgliedstaaten nach Marktmanagement nachzukommen und die Hoffnungen darauf in Zukunft gelten auch als sehr begrenzt.
 
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