Michael Kreihsl inszeniert turbulente Krimikomödie von Uli Brée und Rupert Henning
Wien (orf) - Schon seit 6. Oktober 2008 treibt in Wien „Der Täter“ sein Unwesen – so lautet
der Titel der neuen ORF-Krimikomödie, die in Wien entsteht: Erwin Steinhauer steht darin in der Titelrolle
vor der Kamera – als herzkranker Gentleman-Ganove Jakob, der seit vielen Jahren ein geheimes Doppelleben zwischen
professionellem Kunstraub mit (innerfamiliären) Robin-Hood-Avancen und vorbildlicher Vaterschaft führt.
Unterstützt wird der charmant-gewitzte Verwandlungskünstler von seiner langjährigen Komplizin Fanny
alias Mercedes Echerer. Als Jakob eines Nachts während der Arbeit einen Herzinfarkt erleidet, der ihn fast
auffliegen lässt, kann Fanny ihn zu einem Spitalsaufenthalt bewegen. Doch von Bettruhe hält Jakob nicht
viel – und steckt schon wieder in einem neuen „Fall“. Zufällig hat er den Polizeichef (Jürgen Tarrach)
belauscht, der vom Klinikbett aus seine üblen Korruptionsgeschäfte betreibt. Da geht mit Jakob wieder
einmal sein Robin Hood durch – und der seit Jahren von der Polizei Gejagte und sein schwaches Herz werden auf so
manche Probe gestellt.
Was ist böse, was ist gut?
Reichlich Anleihen am wahren Leben, vor allem an der jüngsten österreichischen Kriminalgeschichte, haben
die Drehbuchautoren Uli Brée und Rupert Henning („Der schwarze Löwe“, „Brüder“-Trilogie) genommen.
„Auch das Tragischste im Leben hat immer einen komischen Aspekt“, sagt Hauptdarsteller Erwin Steinhauer, für
den die Geschichte des „Täters“, der in zahlreiche Verkleidungen und Masken schlüpft, auf den Leib geschrieben
wurde. Für die Machenschaften seines zwar kriminellen, aber doch sympathischen Filmcharakters, hat er persönlich
viel über. „Was ist schon gut und was böse? Das ist nur eine Frage der persönlichen Perspektive.
Und kein Mensch ist nur schwarz-weiß. Für mich hat die Figur absolut recht, mit dem, was sie tut.“ Filmpartnerin
Mercedes Echerer ergänzt: „Der Jakob steht zwar auf der falschen Seite des Gesetzes, aber auf seinem Weg tut
er auch viel Gutes.“
Nur mit Fannys Hilfe kann Jakob seine für Tochter Mascha (Emily Cox) inszenierte Tarnung als Reisebusfahrer
aufrechterhalten. Eine reine Schutzmaßnahme, wie Erwin Steinhauer erklärt: „Es ist ihm schon wichtig,
seine Tochter nicht die Nachteile seines kriminellen Lebens spüren zu lassen.“
Gefährlicher Wiener Dialekt
Einig darüber, dass vor allem einer nichts Gutes tut, außer für sich selbst, scheint man sich teamintern
bei der Filmfigur des durch und durch korrupten Polizeipräsidenten Fellinger zu sein, der vom deutschen Charaktermimen
Jürgen Tarrach („Schwabenkinder“, „Wambo“) verkörpert wird. „Erstaunlich ist, dass sich der Fellinger
wie ein unantastbarer Potentat fühlt, der alles tun kann und glaubt, dass nie etwas auffliegt. Ich finde diese
Einstellung nicht nachvollziehbar“, so Tarrach. Für die Rolle hat der gebürtige Rheinländer mit
Hilfe eines Dialogcoachs das österreichische Idiom geübt, das ihm nicht ganz fremd ist, da er Anfang
der achtziger Jahre das Max-Reinhardt-Seminar besucht und schon damals seine Begeisterung für Wien entdeckt
hat. „Dialekt ist etwas Tolles, vor allem der Wiener Dialekt erzählt noch mal ein bissl mehr. Aber er birgt
auch etliche Gefahren – da kann man leicht abstürzen, vor allem als Deutscher.“
Dreh bis Anfang November, ORF-Ausstrahlung voraussichtlich 2009
Regie führt der renommierte Filmemacher Michael Kreihsl, der für den ORF zuletzt das Spielfilmremake
des Klassikers „Heute heirate ich meinen Mann“ bzw. die im Sommer ausgestrahlte Doku „Prager Frühling“ (gemeinsam
mit Manfred Christ) in Szene setzte. Das Drehbuch von Uli Brée und Rupert Henning hat ihn mindestens ebenso
begeistert wie die erste Zusammenarbeit mit Erwin Steinhauer. „Das ist einer der interessantesten Schauspieler,
mit denen ich je gearbeitet habe. Und das ist ein gutes Genre, das genau zu ihm passt“, so Kreihsl.
An der Seite von Erwin Steinhauer, Mercedes Echerer und Jürgen Tarrach stehen u. a. Emily Cox (als Jakobs
nichtsahnende Tochter), Justus Neumann (als Jakob-jagender Chefinspektor) und Christian Tramitz (als undurchsichtiger
Geschäftsmann) sowie weiters Maria Hofstätter, Klaus Ortner, Johann Adam Oest, Johannes Silberschneider,
Michael Pascher und Christoph von Friedl vor der Kamera. Gedreht wird noch bis voraussichtlich 9. November, die
ORF-Ausstrahlung der turbulenten Krimikomödie ist für 2009 geplant. „Der Täter“ ist eine Produktion
des ORF, hergestellt von DOR Film. |